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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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schwankende Deck der Schaluppe überquerte. In unübersehbarem Gegensatz dazu kam Macaffery nur qualvoll langsam voran, und Désirée, die jetzt die Scherze ihrer Großmutter in bezug auf seine seemännischen Fähigkeiten verstand, fragte sich, wie es ihm wohl gehen mochte, wenn sie erst das offene Meer erreichten.
    »Fox ist der dickköpfigste Mann, dem ich je begegnet bin«, tobte er. »Erst lehnt er es ab, meine Bitte um Mäßigung anzuhören, und dann schimpft er mich einen unverschämten Schurken!«
    »Sie können nichts anderes erwarten, Mr. Macaffery«, erklärte Désirée, den Blick auf Kapitän Herendon gerichtet, der an der gegenüberliegenden Reling stand, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, die Beine wegen des Seeganges gespreizt. »Jeder Kapitän ist Herr seines Schiffes, und keiner von ihnen schätzt es, wenn man seine Befehle anzweifelt.«
    »Es ist der Geisteszustand des Mannes, den ich anzweifle, bei dem Tempo, das er vorlegt.« Er fuhr sich mit der Hand über den Mund. Trotz des Windes, der ihm ins Gesicht blies, war er bleich, und nur seiner Willensstärke war es zu verdanken, daß er sein Frühstück noch im Magen hatte. »Aber mit Herendon hatten Sie derartige Probleme wohl nicht.«
    »Herendon?« Désirée zwang sich, den Blick von dem Engländer abzuwenden und Macaffery anzusehen, aber sie errötete schuldbewußt.
    »Ja, Herendon. Ich sehe doch, wie er Sie anblickt. Nein, leugnen Sie es nicht, Miss, nicht nach dem, was gestern auf Thompsons Werft passiert ist.«
    Sie fragte sich, was man der Geschichte inzwischen wohl dazugedichtet haben mochte, und errötete noch mehr. »Ich kann Ihnen versichern, daß nichts von dem stimmt, was Sie gehört haben.«
    »Es ist ein Geschenk des Himmels«, erklärte der Anwalt. »Hören Sie dem Mann zu, ermutigen Sie ihn, Ihnen zu vertrauen, und berichten Sie mir, was Sie erfahren haben. Da Großbritannien bereits mit Frankreich im Krieg ist, könnte das, was er sagt, dazu beitragen, uns aus einem Krieg herauszuhalten. Herendon genießt den Respekt der Admiralität. Ich glaube, sein Vater hat einen Sitz im Oberhaus.«
    »Er ist ein Marquis«, antwortete Désirée mechanisch. Sie fühlte sich unbehaglich bei der Wendung, die das Gespräch genommen hatte. Sie hatte Colin Macaffery i mm er als Anwalt gekannt, der gewitzt die Interessen ihrer Familie vertrat, aber jetzt betraf seine Gerissenheit zum erstenmal sie persönlich. »Kapitän Herendon hat mir erzählt, daß er nur ein Lord ist, aber sein Bruder ist ein Viscount und sein Vater ist der Marquis von Strathaven.«
    Macaffery nickte zustimmend und drückte seinen Hut fester auf die Perücke. »Ich wußte, daß Sie der Aufgabe gewachsen sind. Hören Sie zu und bringen Sie in Erfahrung, was Sie können, und wir werden versuchen, die Saat der Ungnade um ihn herum zu säen.«
    »Warum sollte ich wünschen, daß er in Ungnade fällt? Er hat alles aus reiner Freundlichkeit getan!«
    »Er mag vielleicht freundlich sein, aber klug ist er nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß seine Vorgesetzten wissen, daß er hier ist, um einem gefangengehaltenen Amerikaner zu helfen, der die Sympathie eines Franzosen genießt. Ein paar Worte in die richtigen Ohren könnten die Zukunft dieses Mannes zerstören.«
    Für einen Moment war Désirée zu erschüttert, um etwas zu erwidern. »Kapitän Herendon hat seine Karriere aufs Spiel gesetzt, um meinem Bruder zu helfen, und als Gegenleistung verlangen Sie, daß ich ihn ruiniere, wenn ich kann?«

Macaffery betrachtete sie kalt. »Ihre Brüder hätten diese Bedenken nicht, Désirée. Der Mann ist Engländer, und Sie sind Amerikanerin. Muß ich Sie daran erinnern, was ein Engländer mit Ihrem Vater gemacht hat? Ich dachte, Sie hätten ein gutes Gedächtnis.«
    Ihr Gedächtnis war gut. Sie erinnerte sich ihrer Brüder, ihres Vaters und ihres Großvaters und daran, wie sie für ihre Ideale ihr Leben eingesetzt hatten. Sie erinnerte sich an ihren Vater, der ihr kleine Puppen geschnitzt hatte, und an ihren wilden, leidenschaftlichen Großvater, der immer so sanft mit ihr umgegangen war, an Obadiahs Scherze und an Jeremiahs beschützende Art. Sie dachte an den Mann, der auf der anderen Seite an der Reling stand. Es stimmte, daß er freundlich und verständnisvoll zu ihr gewesen war, und sein Lächeln würde einen Engel zur Sünde verführen, aber was zählte das alles im Vergleich zu ihrer Familie?
    Désirée schloß die Finger fest um das Holzgeländer. Die Kirchturmspitze war

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