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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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würden. Wie sie Robert im Haus seiner Cousine getroffen hatte, als die anderen fort waren, wie sie ihm vertraut hatte und ihm ins obere Stockwerk gefolgt war und ihn geküßt hatte, bis ihr klar wurde, daß er mehr wollte. Sie wehrte sich, und er nannte sie ein neckisches kleines Biest, und er hatte ihre Unterröcke zerrissen und auf ihrem Rock gekniet, hatte sie unter sich gefangen, so daß sie kaum atmen konnte. Von der Freude, die Großmama versprochen hatte, wenn man bei einem Mann lag, hatte sie nichts gespürt, und auch nichts von dem Vergnügen, und auf dem harten Eichenfußboden hatte sie nicht nur ihre Unschuld verloren, sondern ihren mädchenhaften Glauben an die Liebe. Sie hatte danach geweint, nicht so sehr wegen des Schmerzes oder der Angst als aus Scham, und sie hatte Robert geglaubt, als er sie kalt und herzlos nannte, unfähig, die Frau irgendeines Mannes zu sein.
    Und er hatte recht gehabt. Eine nach der anderen hatten Désirées Freundinnen geheiratet, bis sie allein übrigblieb ohne Ehemann und Kinder. Wie Silas Fox gab jeder in Providence Jeremiah die Schuld daran, aber sie wußte nur zu gut, warum kein Mann mehr nach ihr gefragt hatte, nachdem Robert abgereist war.
    Kein Mann mehr, bis Kapitän Lord John Herendon in ihren Salon und in ihr Leben getreten war mit seiner goldbesetzten Uniform und seinem bezaubernden Lächeln und sie geküßt hatte, ehe ihr klar wurde, daß er ihr Feind war. Nein, nicht mehr ganz ihr Feind. Seit sie sich entschieden hatte, ihm um Obadiahs willen zu trauen, hatte er aufgehört, das zu sein. Aber was war er statt dessen geworden? Und wann hatte sie begonnen, seinen Namen von allen Formalitäten frei zu machen und an ihn als Jack zu denken, nur Jack, wie er sie von Anfang an gebeten hatte?
    Jetzt sah sie ihn an. Seine Gesichtszüge wirkten im Schatten wachsam und verhärmt und erinnerten kaum noch an den guterzogenen Offizier, den sie an jenem ersten Abend geküßt hatte. Hatte sie einen Fehler begangen, als sie ihm ihr Vertrauen schenkte, so wie es ihr vor langer Zeit mit Robert Jamison gegangen war?
    »Aber Jeremiah wird nicht zornig auf Sie sein, Kapitän Herendon, und auch nicht auf mich«, sagte sie schließlich in dem Bemühen, genauso sich selbst zu überzeugen wie den schweigenden Mann vor ihr. »Er weiß, daß ich wegen Obadiah mit Ihnen ging, nicht aus ... aus irgendeinem anderen Grund. Er weiß, daß ich alles für Obadiah tun würde genauso wie er für mich.«
    Vorsichtig korkte Jack die Weinflasche zu und stellte sie zurück in den Koffer. Seufzend lehnte er sich an die Kante der Koje vor, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und den Kopf gesenkt, während er seine Hände betrachtete. »Warum erzählen Sie mir das alles, Désirée?«
    »Ich dachte, nach dem, was Kapitän Fox berichtet hat, sollten Sie die Wahrheit erfahren«, flüsterte sie bedrückt. »Ich dachte, Sie wollten ...«
    »Verdammt, ich will nicht!« schrie er wutentbrannt.
    Désirée senkte den Kopf, Tränen stiegen in ihre Augen. Da hatte sie ihm nun eines ihrer intimsten Geheimnisse anvertraut und alles, was sie erreicht hatte, war, ihn zu langweilen. Wie hatte sie nur vergessen können, welcher Welt er entstammte? Für ihn war sie nicht mehr als eine überspannte Jungfer aus der Provinz, die sich in übertriebene Gefühle hineinsteigerte. Aber sie würde nicht wieder in seiner Anwesenheit zu weinen beginnen. Sie würde ihm nicht die Befriedigung geben, seine Verdächtigungen bestätigt zu sehen.
    »Verzeihen Sie, daß ich Ihre Zeit in Anspruch nahm, Kapitän Herendon«, sagte sie mit brüchiger Stimme. »Ich hörte, daß Sie den Seeleuten während des Sturms geholfen haben, so werden Sie sicher müde sein, und jetzt halte ich Sie vom Schlafen ab. Ich nehme an, daß die letzten Tage, in denen ich allein war, aus mir keine gute Unterhalterin gemacht haben. Ich war vorher noch nie auf See, aber ich hatte nicht erwartet, daß es so eintönig werden würde, eingesperrt in dieser winzigen Kajüte, nicht nach allem, was Jeremiah und Obadiah mir erzählt haben ...«
    Sie schwieg plötzlich, ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich, nicht zu weinen. »Ich wußte nicht, was mich erwartete, das ist alles.«
    »Dann kommen Sie mit.«
    Verwirrt hob sie den Kopf. Jack streckte ihr seine Hand entgegen, ein Angebot und eine Aufforderung zugleich. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Meer, wie Sie es sich erträumt hatten. Jetzt, Désirée.«
    Sie sah ihn an. Hier in der Dämmerung wirkten seine hellen

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