Große Liebe Desiree
haben genug getan, Herendon.« Der Admiral überflog den Bericht, wobei er ihn auf Armeslänge von sich weghielt. »Sie sind der Panthère begegnet, nicht wahr? Ich hoffe, Sie haben das verdammte Schiff versenkt. Kapitän
Boucher ist ein dreckiger, heimtückischer Kerl, selbst für einen Franzosen.« Der Admiral las weiter. »Sie sind verwundet worden? Wie geht’s der Schulter jetzt?«
»Schon fast wiederhergestellt, Lord Howe ...«
»Freut mich zu hören. Lassen Sie meinen Arzt einen Blick darauf werfen, bevor Sie gehen. Und dann bringen Sie die Aurora auf die Werft, und lassen Sie tun, was nötig ist.«
»Lord Howe ...«
»Ich sagte bereits, ich möchte keine Bittsteller unter meinen Kapitänen.« Der Admiral funkelte ihn an. »Und ich will auch keinen, der den Charme einer hübschen jungen Frau über seine Pflicht für den König stellt. Haben Sie verstanden?«
Jack verbeugte sich, und seine Fingerknöchel traten weiß hervor, als er den Löwenkopf des Degens an seiner Seite umklammerte. Seine Pflicht gegenüber dem König oder seine Liebe zu Désirée, die er so begehrte. Man hätte es kaum klarer formulieren können.
»Da wären wir, Miss Sparhawk, ich hoffe, es gefällt Ihnen«, sagte Lady Fairfield, als der Träger ihnen mit Désirées Koffer in das Schlafzimmer gefolgt war.
»Ja, danke schön«, antwortete Désirée, die verlegen mit ihrem Hut und ihren Handschuhen mitten im Raum stand. Sie war noch zu verwirrt von der Erscheinung Lady Fairfields, um sich zu dem Zimmer zu äußern, in das man sie geführt hatte. Als Jack Lady Fairfield als eine alte Freundin bezeichnet hatte, hatte sie sich eine ältere Frau vorgestellt, vornehm und würdig, vielleicht eine Witwe.
Aber Minerva Bennis, Countess of Fairfield, entsprach in keiner Weise amerikanischen Vorstellungen von englischen Adeligen. Klein und rundlich, mit kupferrotem Haar schien sie eher über den Teppich zu tanzen als zu gehen und sprudelte schier über vor Lebhaftigkeit.
Sie trug ein Kleid aus goldschimmerndem indischem Musselin, das sich an ihre Beine schmiegte, und eine gewagte Frisur. Ihr Haar war kurz genug, daß es sich um ihr Gesicht ringelte, und lang genug, damit sie einen grünen, turbanartigen Kopfputz tragen konnte, dessen Federn und Bänder über ihre Schulter hingen. Und wenn diese Frau und Jack wirklich alte Freunde waren, wie er behauptete, dann mußte Lady Fairfield noch jung, sehr jung, gewesen sein, als sie sich kennenlernten.
Jetzt ließ sie sich in eine Chaiselongue mit geschwungener Rückenlehne fallen und zog die Füße hoch. »Kommen Sie, Miss Sparhawk aus Amerika, setzen Sie sich zu mir.« Sie deutete auf den Platz neben sich. »Sicher sind Sie zu Tode erschöpft und wünschen nichts sehnlicher, als daß ich Sie allein lasse, aber ich bin gelangweilt und verwöhnt, und ich bestehe darauf, mich mit Ihnen zu unterhalten, jedenfalls solange Sie noch antworten. Harry ist nach London gefahren und hat mich hier allein gelassen. Kommen Sie, setzen Sie sich. Ich schwöre, ich bin ganz harmlos.«
»Na schön.« Désirée öffnete das Band unter ihrem Kinn und setzte den Hut ab. Sofort kam die Zofe, die ihnen ins Zimmer gefolgt war, nahm ihr den Hut aus der Hand und legte ihn auf das oberste Brett im Schrank. Das Dienstmädchen packte sorgfältig Désirées Koffer aus, und sie dachte daran, wie unzulänglich ihre wenigen Sachen sich in dem großen leeren Schrank ausnehmen würden.
Sehnsüchtig blickte sie auf das Waschgeschirr in der Ecke - nach Monaten auf See, wo es nur Salzwasser zum Waschen gab, erschien ihr eine Porzellanschüssel mit frischem Wasser als unvorstellbarer Luxus -, aber so unformell, wie ihre Gastgeberin auch scheinen mochte, so würde es doch unhöflich sein, sich vor einer Countess zu waschen. Seufzend setzte sich Désirée auf das andere Ende der Chaiselongue. »Sie sind sehr freundlich, Lady Fairfield.«
»Oh, bitte nennen Sie mich nicht so!« Ihre Armbänder aus Gold und Korallen klirrten auf ihren bloßen Armen, als sie eine abwehrende Handbewegung machte. »Der Titel gehört Harry, ich habe ihn durch Heirat bekommen. Mein Blut ist so gewöhnlich rot wie das eines jeden Schweines auf dem Markt, ohne einen einzigen blauen Tropfen. Sie müssen mich Minnie nennen, und ich werde Sie - ja, ich weiß gar nicht, wie Sie heißen, denn Jack war zu sehr in Eile, um es mir zu sagen.«
»Ich heiße Désirée«, erwiderte sie traurig und wünschte, die Countess hätte nicht bemerkt, wie hastig Jack sich
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