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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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nach hinten gebunden.
    Winder sagte: »Sie sehen aus wie sechzehn.« Wahrscheinlich hatten erst drei Dutzend Typen ihr das gleiche gesagt. Sein Herz klopfte etwas heftiger als erwartet. »Morgen gehe ich in ein Motel«, sagte er.
    »Nein, Sie bleiben hier.«
    »Das finde ich nett, aber -«
    »Bitte«, sagte Carrie. »Bleiben Sie.«
    »Ich habe sehr ernste Pläne. Sie werden Ihnen nicht gefallen.«
    »Woher wollen Sie das wissen? Außerdem bin ich etwas nervös wegen des neuen Jobs. Es ist schön, wenn am Ende des Tages jemand hier ist, jemand, mit dem man reden kann.«
    »Sie wollen mich nur im Auge behalten. Sie haben Angst, daß ich alles vermassele.«
    »Ihr Start war ja schon ganz gut.«
    »Ich muß Sie warnen: Ich bin hinter Kingsbury her.«
    »Das habe ich mir gedacht, Joe. Ich hatte so eine Ahnung.« Sie ergriff seine Hand und zog ihn hinter sich her zum Schlafzimmer.
    Die Bettwäsche in Carrie Laniers Schlafzimmer war rose, die Decke pflaumenblau. Ein Roman von Anne Tyler lag aufgeschlagen auf dem Nachttisch gleich neben einer Flasche mit Nasentropfen.
    Ein pelziges Stofftier hockte auf dem Kopfkissen: Knopfaugen, runde Ohren und kurze Schnurrhaare. Zwischen schiefen Zähnen hing ein Stück türkisfarbener Baumwollfetzen aus dem Maul. Das konnte eigentlich nur eine Zunge sein.
    »Violet Wühlmaus«, erklärte Carrie. »Sehen Sie sich nur mal die reizenden Wimpern an.«
    »Um Himmels willen«, sagte Joe Winder.
    »Die Vance-Puppe hat eine kleine Zigarre im Maul.«
    »Wieviel?« fragte Winder.
    »Achtzehn fünfundneunzig plus Steuer. Mr. X hat gleich dreitausend davon bestellt.« Carrie streichelte seinen Arm. »Kommen Sie schon, ich hab Lust zum Kuscheln.«
    Wortlos hob Winder die Mangowühlmaus vom Bett herunter. Das Etikett verkündete, daß sie in der Volksrepublik China hergestellt worden war. Was müssen die Leute am Fließband von uns denken? fragte Winder sich. Ausgestopfte Ratten mit Zigarren!
    Carrie Lanier sagte: »Ich bin richtig nervös, wenn ich an das Singen beim Umzug denke. Ich seh ja nicht gerade wie eine Seminolin aus.«
    Winder versicherte ihr, daß sie ihre Sache sicher gut machen würde. »Hören Sie, ich muß Sie um einen Gefallen bitten. Wenn Sie nicht wollen, hab ich dafür Verständnis.«
    »Schießen Sie los.«
    »Sie müssen etwas für mich stehlen«, sagte er.
    »Na klar.«
    »Einfach so?«
    Carrie sagte: »Ich vertraue Ihnen. Ich will Ihnen helfen.«
    »Sie wissen, was passieren kann?«
    »Überraschen Sie mich«, sagte sie.
    »Aber keine Angst, es ist nicht gefährlich. Eine ganz harmlose Angelegenheit.«
    »Aber immer. Gleich morgen früh.«
    »Warum tun Sie das?« fragte er.
    »Weil es ein Riesenschwindel ist, der ganze verdammte Laden. Aber hauptsächlich, weil ein Unschuldiger gestorben ist. Ich hab Will Koocher gemocht.« Sie schwieg.
    Winder sagte: »Sie könnten Ihren Job verlieren.«
    Carrie lächelte. »In einer Bar finde ich immer einen.«
    Es schien der richtige Moment zu sein, um das Eis zu brechen, also versuchte er es – ein brüderlicher Kuß auf die Wange.
    »Joe«, murmelte sie, »du küßt wie ein Wellensittich.«
    »Ich bin auch etwas nervös.«
    Langsam drückte sie ihn aufs Bett, nagelte seine Arme fest. »Warum«, fragte sie kichernd. »Warum bist du denn so nervös, kleiner Junge?«
    »Ich weiß es nicht.« Ihre Brüste preßten sich gegen seine Rippen, ein wahrlich wunderbares Gefühl. Winder beschloß, den Rest seines Lebens in dieser Position zu verbringen.
    Carrie sagte: »Lektion Nummer eins: Wie man eine indianische Jungfrau abknutscht.«
    »Nur zu«, sagte Joe Winder. »Ich bin ganz Lippe.«
    »Tu genau, was ich sage.«
    »Na klar«, entgegnete er. »Alles, was du willst.«
    Während sie einander küßten, tauchte ein völlig fremder Gedanke in der einzigen Falte von Joe Winders Hirn auf, die noch nicht von Lust benebelt war.
    Der Gedanke war: Wenn ich es richtig anfange, brauchen wir überhaupt keine Pistole.

22
    Pedro Luz saß in Francis Kingsburys Arbeitszimmer, als die Erpresser anriefen. Er lauschte Kingsburys Teil der Unterhaltung, eine Serie von ungeduldigen Grunzlauten, und sagte zu Churrito: »Sieht so aus, als bekämen wir Arbeit.«
    Kingsbury legte den Hörer auf und sagte: »Alles klar. Im Monkey Mountain um Punkt vier. Direkt vor den Pavianen.«
    Monkey Mountain war ein kleiner Tierpark in der Nähe der Krome Avenue, eine billige Imitation des ehrwürdigen Monkey Jungle. Für Pedro Luz klang es nicht gerade wie ein idealer Ort, um zwei

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