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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Heuschnupfen immer schlimmer. »Mich zu Hause anzurufen, mein Gott, wie lautet denn Ihre Jobbeschreibung – Jammerlappen vom Dienst? Habe ich Sie dafür eingestellt?«
    »Nein, Sir.« Der Pressemann biß knirschend die Zähne zusammen und erzählte Kingsbury, was geschehen war. Ein langes, unangenehmes Schweigen trat daraufhin ein, gefolgt von dem Geräusch einer Toilettenspülung.
    »Ich sitze auf dem Topf«, sagte Kingsbury. »Das müssen Sie schon in Kauf nehmen, wenn Sie mich zu Hause anrufen.«
    »Sir, haben Sie gehört, was ich gesagt habe? Über die Schlangengeschichte, die Winder verbreitet hat?«
    »Ja, zum Teufel, ich bin ja nicht taub. Einen Moment.« Chelsea hörte erneut die Toilettenspülung. Mit grimmiger Miene gab er seiner Sekretärin zu verstehen, ihm eine frische Tasse Kaffee zu holen.
    Am anderen Ende sagte Kingsbury: »Na schön, dann zu dieser Schlangenaffäre, was meinen Sie?«
    »Schließen Sie den Park für einen Tag.«
    »Reden Sie nicht einen solchen Quatsch.«
    »Es gibt keine Wahl, Mr. Kingsbury. Selbst wenn wir offen zugeben würden, daß die Presseerklärung eine Fälschung ist, wird niemand uns glauben. Sie würden dann meinen, wir verschweigen irgend etwas.« Das war das heimtückisch Geniale an Joe Winders Strategie.
    Kingsbury sagte: »Den gottverdammten Park schließen? Sind Sie verrückt? Und das Geschäft?«
    »Das Geschäft ist doch gelaufen«, erwiderte Chelsea. »Heute kommen sowieso nur Schlangenfans hierher. Wir tun besser daran, das Wunderland zu schließen und unser Schicksal mit Fassung zu tragen.«
    »Das alles ist doch verdammt noch mal nicht wahr!«
    »Ich habe noch eins vergessen, wir müssen auch ein paar Stiefel anschaffen. Mehrere hundert Paar.« Chelseas Finger krampften sich um den Telefonhörer. Er sagte: »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde gleich auch was unters Volk bringen.«
    »Alles ist wieder unter Kontrolle, und so weiter und so fort, bla, bla, bla.«
    »Richtig«, sagte Chelsea. Nun konnte er hören, wie Wasser in Francis Kingsburys Waschbecken lief.
    »Iff puff mir die Fähne«, gurgelte Kingsbury.
    Chelsea wartete auf das Spuckgeräusch. Dann sagte er: »Ich berufe gegen Mittag eine Pressekonferenz ein. Wir holen uns jemand, irgendeinen Fachmann, der bekanntgibt, daß die Schlangen fast alle verschwunden sind. Dann öffnen wir morgen den Park wieder für das Publikum.«
    Kingsbury sagte: »Vierhundert Riesen kostet mich dieser verdammte Clown, ist Ihnen das klar? Eine gesamte Tageseinnahme.«
    »Sir, es könnte schlimmer sein.«
    »Sagen Sie das nicht, Charlie.«
    Mit monotoner Stimme las Chelsea Francis Kingsbury die falsche Presseerklärung vor. »Allmächtiger Gott«, sagte Kingsbury, »sie werden zwei Meter lang! Diese giftigen Cottonheads?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie groß sie werden.« Chelsea wollte Kingsbury klarmachen, daß es im Grunde überhaupt keine Bedeutung hatte, ob die imaginären Schlangen einen halben oder zwanzig Meter lang waren. Die Wirkung auf die Touristen war die gleiche.
    Über das Surren seines elektrischen Rasierapparats rief Kingsbury: »Was will er – dieser Scheißkerl Winder -, worauf hat er es abgesehen?«
    »Auf nichts, was wir ihm geben könnten«, sagte Chelsea.
    »Das muß aufhören, sonst macht er unser Geschäft kaputt.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Und ich sage Ihnen noch was«, sagte Francis Kingsbury. »Von diesem beschissenen Pedro bin ich sehr enttäuscht.«
     
    Molly McNamara schrieb gerade einen Brief an ihre Tochter in Minneapolis, als Danny Pogue ins Zimmer gerannt kam. Aufgeregt sagte er: »Ich hab gerade die Nachrichten über diese Schlangen gesehen!« Sein Adamsapfel hüpfte auf und nieder.
    »Ja«, sagte Molly, »das ist sehr seltsam.«
    »Vielleicht könnten Sie Ihre Leute zusammenrufen. Die Mütter der Wildnis. Und dann nichts wie runter nach Key Largo und demonstrieren.«
    »Gegen was?«
    »Nun, in den Nachrichten hieß es, sie würden sie alle umbringen. Die Schlangen, meine ich. Das gehört sich nicht – das Hochwasser war doch nicht deren Schuld.« Danny Pogue war aufrichtig entrüstet und Molly haßte es, ihn in seinem Eifer zu bremsen.
    Sanft sagte sie: »Von Töten war, glaube ich, keine Rede. Im Radio wurde von Fängertrupps gesprochen.«
    »Nein, es war gerade im Fernsehen. Ein Sprecher des Wunderlands sagte, sie würden diejenigen töten, die sie nicht einfangen könnten. Vor allem die, die bald Junge bekämen. Das ist dieses Arschloch Kingsbury, entschuldigen Sie

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