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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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»Junge Dame, das kann ich wirklich nicht billigen. Ein unverheiratetes Paar -«
    »Aber unter diesen Umständen«, beharrte Carrie, »und nach allem, was passiert ist...«
    »Ach... ich denke, das ist schon in Ordnung.« In Mollys Augen lag ein Funkeln. »Ich hab Sie nur aufziehen wollen, Liebes. Zudem scheint ihr beide richtig verliebt zu sein.«
    Carrie sagte, das sei ein wenig übereilt. »Wir haben beide unsere festen Ziele, und wir sind sehr stur. Ich bin mir nicht sicher, ob wir das gleiche wollen.« Sie schwieg und senkte den Blick. »Er scheint eigentlich nirgendwo richtig hinzupassen.«
    »Wenn er es täte, würden Sie ihn gar nicht haben wollen«, sagte Molly. »Die Welt ist voller netter langweiliger junger Männer. Die Verrückten findet man nur schwer, und noch schwerer ist es, sie festzuhalten, aber es lohnt sich.«
    »War Ihr Mann auch so?«
    »Ja. Und meine Liebhaber auch.«
    »Aber verrückt ist doch wohl kaum das richtige Wort dafür, oder?«
    Molly lächelte versonnen. »Sie sind ein schlaues Kind.«
    »Wußten Sie eigentlich, daß Joes Vater die Seashell Estates gebaut hat?«
    »O mein Gott«, sagte Molly. Ein schreckliches Projekt: sechstausend Wohnungen auf einem Gelände von achthundert Morgen sowie ein Golfkurs. Eine Kolonie Silberreiher wurde dabei ausgelöscht. Ein mit Mangroven gesäumter Flußarm ebenfalls. Und viel zu spät wurde entdeckt, daß von den Fairways Kunstdünger und Pestizide direkt in die Biscayne Bay abflossen.
    »Er macht deshalb seinem Vater schwere Vorwürfe«, sagte Carrie.
    »Kämpft er deshalb mit?«
    »Er träumt nachts von Planierraupen.«
    Molly nickte. »Das ist aber nicht so schlimm, wie Sie vielleicht meinen. Die Frage ist nur, kommen Sie damit zurecht? Ist er das, was Sie sich wünschen?«
    »Das ist eine schwierige Frage«, sagte Carrie. »Es ist durchaus möglich, daß er diese Woche nicht überlebt.«
    »Nehmt das blaue Zimmer am Ende des Korridors.«
    »Vielen Dank, Miss McNamara.«
    »Nur eine Bitte«, sagte Molly. »Das Kopfbrett ist antik. Ich habe es in einem Laden in Williamsburg aufgestöbert.«
    »Wir sehen uns vor«, versprach Carrie.
     
    In dieser Nacht liebten sie sich auf dem nackten Holzfußboden. Schweißüberströmt rutschten sie wie Eiswürfel über die glatten gebohnerten Dielen. Am Ende landeten sie mit den Köpfen voraus eingekeilt in einer Zimmerecke, wo Carrie mit Joe Winders Ohrläppchen zwischen den Zähnen einschlief. Er begann auch schon einzudösen, als er Mollys Stimme im angrenzenden Zimmer hörte. Sie redete in ernstem Ton mit einem Mann, der weder wie Skink noch wie die beiden Einbrecher klang.
    Als Winder hörte, wie die Tür nebenan geschlossen wurde, löste er sich behutsam aus Carries Biß und trug sie zum Bett. Dann wickelte er sich selbst in eine alte Decke und schlich hinaus auf den Korridor, um nachzusehen, wer sich in dem anderen Zimmer befand.
    Die letzte Person, die er dort erwartet hätte, war Agent Billy Hawkins vom Federal Bureau of Investigation. An einen Stuhl gefesselt, trug Hawkins fremde Boxershorts und schwarze Nylonsocken. Ein Verband war um einen nackten Oberschenkel gewikkelt, und zwei Streifen Klebeband prangten über Kreuz auf seinem Mund. Er roch nach Antiseptikum.
    Joe Winder schlüpfte ins Zimmer und schloß hinter sich ab. Vorsichtig entfernte er das breite Klebeband vom Gesicht des Agenten.
    »Finde ich toll, Sie hier zu treffen.«
    »Ja, ein netter Zufall«, sagte Billy Hawkins. »Würden Sie mich bitte losbinden?«
    »Erzählen Sie mir zuerst mal, was passiert ist.«
    »Wonach sieht es denn aus? Die alte Krähe hat mich angeschossen.«
    »Hatte sie einen besonderen Grund?«
    »Binden Sie mich nur los, verdammt noch mal.«
    Winder sagte: »Erst will ich Ihre Geschichte hören.«
    Widerstrebend erzählte Hawkins von Bud Schwartz und dem Telefonanruf in Queens und der möglichen Entlarvung eines von der Regierung geschützten Prozeßzeugen.
    »Wer ist denn der Kerl?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.«
    Joe Winder drückte das Klebeband auf Hawkins’ Lippen – dann riß er es ruckartig wieder weg. Hawkins quiekte. Schmerzenstränen sprangen ihm in die Augen. In schillernden Worten äußerte er seine Vermutung, daß Winder offenbar verrückt geworden sei.
    Die schmerzhafte Prozedur wurde an einer von Billy Hawkins’ Brustwarzen wiederholt und entwurzelte ein kleines Büschel krauser schwarzer Haare. »So kann ich die ganze Nacht weitermachen«, sagte Winder. »Ich bin längst an einem

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