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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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der Hörner!« Er legte seine Fäuste an die Nase, um das Maul eines Nashorns zu imitieren. »In einigen Gegenden macht man einen Liebestrank daraus.«
    »Jetzt hör aber auf«, sagte Bud Schwartz.
    »Kein Quatsch. Sie zermahlen die Hörner zu Pulver und tun es sich in den Tee.«
    »Funktioniert es?«
    »Keine Ahnung«, sagte Danny Pogue. »Das haben sie im Fernsehen nicht gesagt.«
    »Bekommt man davon einen Dauerständer oder was?«
    »Ich weiß es nicht, Bud, das haben sie nicht gesagt. Sie haben nur erzählt, wieviel dieses Pulver in Hongkong kostet und so weiter. Tausende von Dollars.«
    Bud Schwartz sagte: »Wenn du mich fragst, dann haben sie das Wichtigste weggelassen. Nämlich ob es wirkt oder nicht.«
    Er fuhr in eine Flughafengarage und holte sich seinen Parkschein aus dem Automaten. Er parkte wie immer auf Ebene M, »M« für Mutter; es war die einzige Möglichkeit, sich zu merken, wo sein Wagen stand. Er ärgerte sich, daß seinem Partner die Bedeutung dieses Moments nicht bewußt war: sie waren im Begriff, reich zu werden.
    »Nach dem heutigen Tag kannst du dich zur Ruhe setzen«, sagte Bud Schwartz. »Keine Einbrüche mehr. Mann, wir sollten heute abend eine Party veranstalten.«
    Danny Pogue machte ein düsteres Gesicht. »Dazu bin ich nicht in der Stimmung.«
    Sie betraten das Laufband und ließen sich schweigend zum Flugsteig der Eastern Airlines bringen. Das Flugzeug war pünktlich gelandet, daher wartete der Besucher bereits in der Wartehalle. Wie vereinbart trug er einen dunkelblauen Regenschirm über dem Arm; sonst hätte Bud Schwartz ihn niemals als Profikiller erkannt. Er war kaum über eins fünfzig und wog knapp zwei Zentner. Er hatte schütteres braunes Haar, kleine schwarze Augen und eine teigige Haut. Unter einem Fischgrätsakko trug er ein gestreiftes Polyesterhemd, am Hals offen, und dazu eine Goldkette. Der Killer schien Gold sehr zu lieben; ein Armband klirrte an seinem Handgelenk, als er Bud Schwartz’ Hand schüttelte.
    »Hallo«, sagte der Einbrecher.
    »Nennen Sie mich ruhig Lou.« Der Killer sprach mit einem granitharten Bariton, der der biederen Rundlichkeit seiner Erscheinung überhaupt nicht entsprach.
    »Hi, Lou«, sagte Danny Pogue. »Ich bin Buds Partner.«
    »Wie schön für Sie. Wo ist der Wagen?« Er zeigte auf eine Einkaufstasche von Macy’s, die neben ihm auf dem Boden stand. »Die gehört Ihnen.«
    Während der Fahrt warf Danny Pogue einen Blick in die Macy’s-Tasche und sah, daß sie mit Bargeld gefüllt war. Lou saß vorne neben Bud Schwartz.
    »Ich will die Sache morgen erledigen«, sagte er gerade. »Ich muß nämlich zum Geburtstag meiner Frau wieder zu Hause sein. Sie wird vierzig.« Dann furzte er laut und tat so, als hätte er es nicht gehört.
    »Vierzig? Tatsächlich?« fragte Bud Schwartz. Er hatte sich unter einem Mafiakiller etwas ganz anderes vorgestellt. Vielleicht war es nicht ganz fair, aber Bud Schwartz war von Lous Erscheinung irgendwie enttäuscht. Als den Mörder von Francis X. Kingsbury hatte er sich jemanden gewünscht, der topfit, schlangenäugig und bedrohlich erschien – nicht fett, kahlköpfig und mit Blähungen.
    Das ist wieder mal typisch, dachte Bud Schwartz, alle machen heutzutage nur die große Schau. Sogar die Scheiß-Mafia.
    Danny Pogue fragte: »Wie werden Sie es machen? Mit was für einer Waffe?«
    Lou blies die Backen auf und erwiderte: »Meine Sache. Warum wollen Sie wissen, mit welcher Kanone?«
    »Danny«, sagte Bud Schwartz, »die Privatangelegenheiten des Herrn gehen uns nichts an, klar?«
    »Ich hab doch nichts Besonderes gemeint.«
    »Das tust du eigentlich nie.«
    Lou erkundigte sich: »Ist das hier die Gegend?«
    »Wir sind fast da«, sagte Bud Schwartz.
    »Kaum zu glauben, wieviel Bäume es hier gibt«, sagte Lou. »Zum Teil sieht es in Jersey genauso aus. Die Mutter meiner Frau wohnt in Jersey, eine erstaunliche alte Dame. Siebenundsiebzig Jahre alt, und sie geht zweimal in der Woche zum Bowling! In einer richtigen Liga!«
    Bud Schwartz lächelte matt. Na super. Ein Profikiller, der seine Schwiegermutter mag. Er sagte: »Vielleicht sollten Sie sich lieber einen Wagen mieten. Für morgen, meine ich.«
    »Klar. Normalerweise fahre ich selbst.«
    Danny Pogue tippte seinem Partner auf die Schulter und sagte: »Jetzt langsam, Bud, da vorne rechts ist es schon.«
    Die Kingsbury-Villa war in orangefarbenes Licht getaucht. Graue Limousinen mit grünen Blinklichtern auf den Dächern parkten an beiden Enden der Auffahrt und

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