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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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sank in seinem Sessel zusammen. Winder wandte sich an Charles Chelsea und sagte: »Ich glaube, hier ist endlich jemand bereit zu reden.«
    »Darf ich jetzt auch gehen?«
    »Aber gewiß doch, Charlie. Und danke für die tolle Presseerklärung.«
    »Ja, gut.«
    »Ich meine es ernst«, sagte Winder. »Sie ist astrein.«
    Chelsea betrachtete ihn wachsam. »Sie machen sich nur über mich lustig.«
    »Nein, sie war perfekt. Sie haben wirklich Ahnung.«
    »Danke, Joe. Und ich meine das auch ganz ernst.«
    Die Rettung von Francis Kingsbury verzögerte sich noch etwas, als Unruhe unweit des Tores zum Wunderland entstand; ein heftiger und wütender Disput über die Verteilung der Preise, speziell des Nissan 300-Z.
    Es war die Uniform des Sicherheitsdienstes, die Pedro Luz verriet. Während er auf seiner Krücke Kingsburys Büro entgegenstrebte, wurde er entdeckt und von einer heraneilenden Gruppe ungehaltener Besucher gestoppt. Es ging darum, daß die Preisvergabe beim Sommerfest ein abgekartetes Spiel gewesen sei. Pedro Luz beteuerte, nichts von dieser Verlosung zu wissen, doch die Besucher redeten laut auf ihn ein und ließen sich nicht abwimmeln. Sie zogen den Sicherheitsmann mit sich zur Bühne, wo einem kleinen, rundlichen Touristen namens Rossiter soeben die Schlüssel für den schlanken neuen Sportwagen ausgehändigt worden waren. Um Mr. Rossiters Hals war eine glänzende Schärpe drapiert, auf der zu lesen war: »UNSER FÜNFMILLIONSTER GAST!« Auf die Frage eines befrackten Conferenciers antwortete Mr. Rossiter, daß er das Wunderland zusammen mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter besuche. Es sei erst seine zweite Reise nach Florida.
    Mr. Rossiter gab die Wagenschlüsssel an seine Frau weiter, die ihre Körpermassen in den Fahrersitz zwängte und selig für Fotos posierte. Mehrere Personen unter den Zuschauern begannen zu zischen und zu buhen. Jemand warf einen Becher Yoghurteis, das auf eines der Speichenräder des Wagens spritzte.
    Das war für Pedro Luz’ angespannte, mit Hormonen überfütterte Sensoren zuviel. Er entriß dem Ansager das Mikrophon und sagte: »Dem nächsten, der mit Lebensmitteln wirft, breche ich das Rückgrat.«
    Augenblicklich senkte sich Stille auf die Menge herab. Pedro Luz sagte: »Und jetzt soll jemand erklären, was hier los ist.«
    Zuerst sagte niemand etwas, doch es wurde aufgeregt über die blutigen Flecken auf der Stirn des Sicherheitschefs geflüstert. Schließlich zeigte ein Mann in der Menge auf die Rossiters und rief: »Sie haben betrogen, das ist los.«
    Eine andere männliche Stimme schloß sich an. »Sie haben sich vorgedrängt.«
    Pedro Luz schüttelte den Kopf. »Mein Gott, ich fasse es nicht.« Er drehte sich zu den Rossiters um. »Stimmt das? Haben Sie sich vorgedrängt?«
    »Nein, Officer«, erwiderte Rossiter.
    Pedro Luz wußte nicht, was er als nächstes tun sollte; für einen angenehm-verrückten Moment erwog er, die Rossiters von der Bühne zu werfen und den 300-Z für sich zu beanspruchen. Sollte doch jemand wagen, ihm den Wagen streitig zu machen. Dann erschien Charles Chelsea, und Pedro Luz gab dankbar das Mikrophon an ihn weiter. Seine Ohren summten, und sein Kopf dröhnte, und alles, was er sich wünschte, war, im Fitneßraum zu verschwinden und ein paar Tonnen Eisen zu stemmen.
    »Meine Damen und Herren«, verkündete Chelsea, »bitte beruhigen Sie sich.« Er wirkte glatt und selbstsicher in seinem frischen blauen Oxfordhemd und der weinroten Krawatte. Er sah aus, als könnte er sich aus der verfahrensten Situation herausreden.
    »Ich habe mir die Videobänder aus unseren Überwachungskameras angesehen«, erklärte Chelsea der Menge, »und ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, Mr. Rossiter und seine Familie kamen eindeutig als erste heute morgen durch die Drehkreuze -«
    »Aber er hat mich bedroht!« schrie ein Teenager in der Menge. »Ich war zuerst da, aber er hat gesagt, er bringt mich um.«
    Eine Frau mittleren Alters mit einem Orky-Strohhut kreischte: »Mich auch! Und ich stand noch vor dem Jungen -«
    Die Menge drängte zur Bühne, bis Pedro Luz seinen Revolver zog und ihn zum Himmel richtete. Als die Besucher die Waffe sahen, verstummten sie und wichen ein paar Schritte zurück.
    »Vielen Dank«, sagte Chelsea zu Pedro Luz.
    »Ich habe einen Notfall.«
    »Sie können jetzt gehen, ich komme schon zurecht.«
    »Brauchen Sie eine Waffe?«
    »Nein«, sagte Chelsea. »Aber vielen Dank für das Angebot.«
     
    »Sie haben wohl was dagegen, wenn jemand seinen

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