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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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hängt.
    Pedro käme niemals auf die Idee, daß es die reizende Prinzessin Goldene Sonne war, die ihn mitsamt seinen Drogen und seinem Bier im Geräteraum eingeschlossen hat. Er meinte, es sei Spence Mooher oder einer der anderen Wächter gewesen, der ihm einen Streich gespielt hat.
    Diese Wichser könnte er sich später vornehmen. Nun wurde es Zeit, in Mr. Kingsburys Büro rüberzulaufen und nachzusehen, was dort nicht stimmte. Für einen Moment glaubte Pedro Luz hören zu können, wie erneut der Alarm ertönte, doch dann begriff er, daß es nur das übliche Summen in seinen Ohren war. Doch es schien lauter zu werden.

33
    »Schön der Reihe nach«, sagte Joe Winder. »Wer hat Will Koocher umgebracht?«
    Francis X. Kingsbury rollte einen nagelneuen Titleist-Golfball auf der Schreibtischfläche zwischen seinen Händen hin und her. Die blechernen Klänge einer Blaskapelle drangen von der Straße herauf; das Sommerfest war in vollem Gange.
    »Dieser Koocher«, antwortete Kingsbury, »der hat gedroht, daß er mit den Wühlmäusen an die Öffentlichkeit geht. Gewissensbisse oder so. Ich hab also diesem verfluchten Pedro gesagt, er soll mit dem Jungen mal vernünftig reden. Sehen Sie, das wäre eine Katastrophe gewesen – und Charlie wird mir darin recht geben -, eine Riesensauerei, wenn bekanntgeworden wäre, daß die Wühlmäuse ein Schwindel waren. Vor allem nachdem die dämlichen Biester geklaut waren – sehr peinlich ist noch milde ausgedrückt.«
    Winder sagte: »Dann ist also Pedro die Antwort auf diese Frage. Er ist es, der den Mord begangen hat.«
    Kingsbury putzte sich mit einem Taschentuch die Nase und schnaubte wie ein Eber. »Verdammter Heuschnupfen!« Das Taschentuch flatterte bei jedem Atemzug. »Soweit ich weiß, ist Koocher in Orkys Becken ertrunken. Schlicht und ergreifend. Ende der Durchsage.«
    »Aber jeder kannte die Wahrheit.«
    »Nein!« protestierte Chelsea. »Ich schwöre bei Gott, Joey!«
    »Erzählen Sie mir von den blauzüngigen Mangowühlmäusen«, sagte Joe Winder. »Wessen schlaue Idee war das denn?«
    Hinter seinem feuchten Taschentuch murmelte Kingsbury: »Ich dachte, wäre es nicht einfach phantastisch, wenn das Wunderland irgendeine Tierart hätte, die dort geschützt wird? So wie Disney es mit dem Schwarzsperling versucht hat. Deshalb ruf ich jemand an, eine gute Freundin, und frage sie, was in Florida vom Aussterben bedroht ist, und sie sagt, alle schönen Tiere wären schon unter Vertrag, quasi die Panther und die Seekühe und so weiter. Sie sagt, es wäre besser, sich ein Tier zu besorgen, das niemand hat oder von dem niemand was weiß. Sie sagt, vielleicht bekommen wir sogar einen Zuschuß vom Staat, den wir auch tatsächlich erhielten. Zweihundert Riesen.«
    Chelsea versuchte, den Verblüfften zu mimen; er brachte sogar ein Geräusch hervor, das klang wie ein erschrecktes Luftanhalten. Ungeduldig sagte Winder: »Charlie, für Sie ist das vielleicht ein großer Schock, aber es ist mir gleich, wieviel Sie wußten oder wieviel Sie nicht wußten. Und jetzt zeigen Sie Mr. Kingsbury, was wir vorbereitet haben.«
    Aus der Innentasche zog Chelsea einen zusammengefalteten Bogen Briefpapier des Wunderlands der Abenteuer. Er reichte ihn Francis X. Kingsbury über den Tisch, der erst sein Taschentuch und dann den Golfball beiseite legte, um ihn zu lesen.
    »Eine Presseerklärung«, sagte Chelsea.
    »Ich sehe schon, was es ist. Gequirlte Scheiße ist es.« Kingsbury überflog den Text mehrmals. Sein Mund bewegte sich stumm mit, wie ein Maultier, das Mohrrüben vertilgt.
    »Sie sollten es sich überlegen«, riet Winder ihm, »wenn Sie nicht ins Gefängnis wollen.«
    »Aha, es geht also um Erpressung.«
    »Nein, Sir, dies ist nichts anderes als die kalte, unbestechliche Hand des Schicksals.«
    Nervös befingerte Kingsbury seinen Nasenrücken. »Was wollen Sie denn überhaupt?«
    »Sie haben einen gezielten wissenschaftlichen Schwindel inszeniert, um sich zu bereichern. Einen genialen Betrug, ganz gewiß, aber auf jeden Fall ein Verbrechen. Zweihunderttausend reichen wohl aus, um das Interesse des Bundesstaatsanwalts zu wecken.«
    Kingsbury zuckte mit leisem Spott die Achseln. »Ist das etwa das Ende der Welt?«
    »Ich hab’s fast vergessen«, sagte Winder, »Sie sind ja ein Experte, wenn es um Strafprozesse geht. Nicht wahr, Frankie?«
    Kingsburys Gesicht verlor alle Farbe.
    »Frankie King«, sagte Winder. »Das ist nämlich Ihr richtiger Name, falls Sie sich nicht mehr erinnern.«
    Kingsbury

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