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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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das erste Mal, daß Frankie eine stehende Ovation erhielt. Er errötete und sagte: »Florida ist wahrhaftig das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.«
    Sein Bewährungshelfer, der in der Nähe des Salatbuffets stand, hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
     
    »Das ist eine schlechte Idee, Charlie.« Joe Winder sprach von der getürkten Millionen-Dollar-Belohnung. »Eine ganz schlechte Idee. Und eine gemeine dazu, wenn ich mir einen persönlichen Kommentar erlauben darf.«
    Am anderen Ende der Leitung sagte Chelsea: »Ersparen Sie mir Ihre Belehrungen. Ich brauche bis morgen früh fünfhundert Worte.«
    »Das ist verrückt.«
    »Und tragen Sie nicht zu dick auf.«
    »Das ist nicht nur blöde«, fuhr Joe Winder fort, »es ist auch verlogen. Die blauzüngigen Mangowühlmäuse sind tot, Charlie. Jeder im Park spricht davon.«
    Chelsea sagte: »Mr. X besteht darauf. Er betrachtet die Summe als eine symbolische Geste für seine Entschlossenheit, die Umwelt zu erhalten.«
    »Haben Sie das selbst geschrieben?« fragte Winder. »Das ist ja absolut fürchterlich, Charlie. Symbolische Geste! Man sollte Sie erschießen.«
    »Joey, reden Sie nicht in diesem Ton mit mir. Es war Ihre Idee, eine Belohnung auszusetzen.«
    »Ich habe mich geirrt«, sagte Winder. »Es war ein großer Fehler.«
    »Nein, es war genial. Die AP hat es in die ganze Welt geschickt.«
    »Sehen Sie, ich versuche, Ihren Arsch zu retten«, sagte Winder. »Und meinen auch. Wissen Sie was? Heute morgen tauchte ein Mann mit einem Pappkarton am Eingang zum Wunderland der Abenteuer auf. Er sagte, er habe die vermißten Wühlmäuse gefunden. Er sei gekommen, um seine zehntausend Dollar Belohnung abzuholen. Passen Sie gut auf, Charlie. Können Sie erraten, was sich in dem Karton befand? Kaninchen. Zwei junge Kaninchen.«
    »Na und? Die sehen doch nicht entfernt aus wie Wühlmäuse.«
    »Wenn man ihnen die Ohren abschneidet schon, Charlie. Und genau das hat dieser Hurensohn getan. Er hat zwei winzig kleinen, süßen, wuscheligen Babykaninchen die Ohren abgeschnitten.«
    Charles Chelsea schnappte nach Luft.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Winder. »Überlegen Sie sich mal, was passiert, wenn wir eine Million Dollar raushängen. Denken Sie mal an die Perversen und Abartigen und Verrückten, die uns die Bude einrennen.«
    »Heiliger Himmel«, sagte Chelsea.
    »Und jetzt«, sagte Joe Winder, »denken Sie nur mal an die Schlagzeilen.«
    »Ich rede mit Kingsbury.«
    »Gut.«
    »Eins will ich noch wissen – dieser Irre mit den Kaninchen... was habt ihr mit ihm gemacht?«
    »Keine Sorge«, sagte Winder. »Wir haben ihm Geld gegeben, damit er abhaut.«
    »Wieviel? Doch nicht die ganzen zehntausend?«
    »Nein, keine zehntausend.« Winder seufzte. »Aber fünfzig Dollar. Und er war begeistert, Charlie. Hat sich richtig gefreut.«
    »Gott sei Dank.« An Chelseas Ende entstand eine Pause. »Joe?«
    »Was ist?«
    »Ich glaube, das Ganze entwickelt sich noch zu einer Katastrophe, nicht wahr?«
     
    Am späten Nachmittag beschloß Joe Winder, zum Pavillon der Seltenen Tiere zu fahren und weitere Erkundigungen über die Wühlmäuse einzuholen. Er brauchte jemanden, der ihn von der Kaninchen-Episode ablenkte, die ihn krank machte. Eigentlich hätte er es kommen sehen müssen – natürlich würde irgendein geldgieriger Psychopath hilflose Babykaninchen für zehntausend Dollar verstümmeln. Schließlich war das hier Süd-Florida, oder nicht? Winder hätte mit dem Schlimmsten rechnen müssen. Deshalb hatte Chelsea ihn ja eingestellt, wegen seines angeborenen Instinkts.
    Die Tür zum Wühlmaus-Labor war abgeschlossen, aber das Licht brannte. Winder klopfte zweimal, erhielt aber keine Antwort. Er konnte jenseits der Tür ein Telefon klingeln hören. Es verstummte kurz, dann begann es wieder zu klingeln. Er benutzte seine Wagenschlüssel, um hart gegen die Glasscheibe zu klopfen, doch von Koocher war nichts zu sehen.
    Er schlenderte rüber zum Pavillon, wo er auf eine Gruppe Touristen stieß, die sich um den leeren Mangowühlmaus-Käfig drängten. Eine Plane war darüber gedeckt worden, um den desolaten Anblick zu verbergen, aber jemand hatte einen Zipfel angehoben, um in das Gehege zu blicken, das voller Glasscherben und Fingerabdruckpuder war. Ein gelbes Absperrband der Polizei lag wie eine tote Schlange auf dem Vorbau des Wühlmauskäfigs. Einige Touristen fotografierten den Schauplatz des Verbrechens.
    Hinter Joe Winder erklang plötzlich eine Stimme. »Arbeiten Sie hier?«
    Es

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