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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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war eine alte Frau, die einen breitkrempigen weichen Hut auf dem Kopf und eine Handtasche, so groß wie eine Satteltasche, unterm Arm trug. Sie inspizierte Joe Winders ID-Karte, die an seinem Gürtel angeklemmt war.
    »Gehören Sie zum Sicherheitsdienst?« fragte die Frau.
    Winder versuchte sich daran zu erinnern, was Chelsea ihm für den Fall erklärt hatte, daß er von einem Parkbesucher angesprochen wurde. Es war irgendeine klebrig-süße Begrüßung, die von allen Angestellten verlangt wurde. Willkommen im Wunderland der Abenteuer. Wie kann ich Ihnen behilflich sein? Oder hieß es: Wie kann ich Ihnen helfen? Nein, das war es nicht. Wie können wir Ihnen helfen?
    Am Ende sagte Joe Winder: »Nein, ich gehöre zum Pressebüro. Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Die alte Lady gab ein schnalzendes Geräusch von sich und wühlte in ihrer riesigen Handtasche herum. »Ich hab eine Kleinigkeit für Sie.«
    In hilfsbereitem Ton sagte Joe Winder: »Das Fundbüro befindet sich dort hinten am Becken des Killerwals.«
    »Das hier ist nicht verloren und nicht gefunden worden.« Die alte Dame holte einen Briefumschlag hervor. »Da«, sagte sie und drückte ihn gegen Joe Winders Bauch. »Und versuchen Sie nicht, mir zu folgen.«
    Sie wandte sich um und trippelte davon, eine Hand auf dem Kopf, um den Hut festzuhalten. Winder stopfte den Umschlag in seine Tasche und wollte hinter ihr her. »Hey! Warten Sie doch.«
    Er hatte nur drei Schritte gemacht, als von irgendwoher eine Faust auftauchte und ihn direkt hinter dem rechten Ohr traf. Er stürzte nach vorn auf den Weg und rutschte ein Stück auf dem Gesicht. Als er erwachte, blickte Joe Winder auf Schuhe: Reeboks, Turnschuhe, Sandalen, Holzlatschen, Gesundheitsschuhe, Clogs, Hush Puppies, Mokassins. Die Touristen bildeten einen murmelnden Kreis um ihn. Ein junger Mann kniete an seiner Seite und stellte Fragen auf deutsch.
    Winder richtete sich auf. »Hat jemand gesehen, wer mich niedergeschlagen hat?« Sein Gesicht brannte, und er schmeckte Blut auf seiner Unterlippe.
    »Grooß und orange!« stammelte eine Frau, die zwei Fotoapparate um den Hals trug. »Grooßer orangener Mann!«
    »Na prima«, sagte Winder. »Hatte er ein Cape? Eine Strahlenpistole?«
    Der junge Deutsche klopfte ihm auf die Schulter und sagte: »Sie okay, ja?«
    »Ja«, murmelte Winder. »Bin gefallen, auf Kopf gebumst.«
    Er raffte sich auf, winkte seinem Publikum zu wie ein Idiot und verzog sich auf die Herrentoilette. Dort riß er den Briefumschlag der alten Dame auf und las die Botschaft, die gesperrt auf ein gewöhnliches Notizblatt getippt war. Sie lautete:
    »WIR WAREN ES. WIR FREUEN UNS. LANG LEBEN DIE WÜHLMÄUSE!«
    Unterschrieben war die Botschaft vom Wildlife Rescue Corps.
    Mit Kopien, stellte Joe Winder düster fest, an jeden größeren Nachrichtendienst auf diesem Planeten.
     
    Bud Schwartz schüttelte Danny Pogue wach und sagte: »Sieh doch mal, wer hier ist. Ich hab doch gesagt, du sollst dir keine Sorgen machen.«
    Molly McNamara war in der Küche und fuhrwerkte dort herum. Danny Pogue lag auf dem Sofa im Wohnzimmer. Er war während Lady Chatterly IV im Cinemax-Kanal eingeschlafen.
    Bud Schwartz setzte sich und grinste. »Sie hat auch das Geld mitgebracht.«
    »Alles?«
    »Nein, nur den Tausender. Wie sie gesagt hat.«
    »Du meinst die zwei Tausender«, sagte Danny Pogue. »Einen für jeden von uns.«
    »Ja, das meinte ich doch. Tausend Bucks für jeden.«
    »Dann laß sehen.«
    Molly kam herein, während sie sich die Hände an einem geblümten Handtuch abtrocknete. Sie betrachtete Danny Pogue, als wäre er ein Hund, der den guten Möbeln nicht nahe kommen durfte. Sie fragte: »Wie geht’s dem Fuß?«
    »Tut weh.« Danny Pogue runzelte die Stirn. »Verdammt.«
    »Er hat keine Tabletten mehr«, fügte Bud Schwartz hinzu.
    »Jetzt schon?« Molly klang besorgt. »Du hast die ganze Flasche leergemacht?«
    »Danny ist gegen Medikamente ziemlich widerstandsfähig«, sagte Bud Schwartz. »Wir mußten die Dosis verdoppeln.«
    »Quatsch«, sagte Danny Pogue. »Bud hat sich ebenfalls bedient.«
    »Stimmt das?« fragte Molly McNamara. »Hast du auch von den Tabletten genommen?«
    »Ach komm«, sagte Bud Schwartz. »Mein Gott, es gibt hier doch überhaupt nichts zu tun. Ich langweile mich zu Tode.«
    »Das war eine rezeptpflichtige Medizin«, sagte Molly ernst.
    Sie ging wieder in die Küche und kam mit ihrer Handtasche zurück. Es war die größte Handtasche, die Bud Schwartz und Danny Pogue je gesehen hatten.

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