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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Latexhandschuhen.
    »Man hat mir übel mitgespielt«, hatte Bud Schwartz gesagt.
    Molly McNamara hatte ihn über den Rand ihrer Brille hinweg gemustert und gesagt: »Soweit ich weiß, haben Sie achtzehn Monate vor sich.«
    »Zwölf, höchstens«, hatte Bud Schwartz gesagt.
    »Nun, ich bin hier, um Ihnen ein Angebot zu machen.«
    »Und ich bin hier, um zuzuhören.«
    Molly hatte Bud Schwartz gefragt, ob er Interesse daran habe, ein neues Medikament gegen Magengeschwüre für die Medizinische Fakultät zu testen.
    »Ich habe keine Magengeschwüre.«
    »Das macht nichts«, hatte Molly erwidert. »Sie würden zur Kontrollgruppe gehören.« Eine Tablette pro Tag, drei Monate lang, hatte sie erklärt. Wenn er jetzt unterschriebe, dann bäte der Staatsanwalt den Richter, das Strafmaß zu halbieren. »Ihr Freund hat sich bereits einverstanden erklärt.«
    »Das ist wieder typisch«, hatte Bud Schwartz gesagt. »Am Ende habe ich Magengeschwüre, und er ist schuld.«
    Als er sich nach den möglichen Nebenwirkungen erkundigte, hatte Molly die Antwort von einem Vordruck abgelesen: Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Blaseninfektionen.
    »Wiederholen Sie das letzte noch mal.«
    »Es ist unwahrscheinlich, daß Sie sich mit irgendeinem dieser Probleme herumschlagen müssen«, hatte Molly ihm versichert. »Sie testen dieses Medikament bereits seit zwei Jahren.«
    »Trotzdem vielen Dank.«
    »Ich weiß, daß Sie viel klüger sind«, hatte Molly in dem gleichen spöttischen Ton zu ihm gesagt.
    »Wenn ich richtig klug wäre«, hatte Bud Schwartz gesagt, »dann hätte ich neue Zündkerzen in meinen Wagen geschraubt.«
    Eine Woche später war sie zurückgekehrt, diesmal ohne die Latexhandschuhe. Sie hatte seine Polizeiakte aus der Handtasche gezogen und sie hochgehalten wie die Zehn Gebote.
    »Ich suche einen Einbrecher«, hatte sie gesagt.
    »Für was?«
    »Zehntausend Dollar.«
    »Sehr lustig«, hatte Bud Schwartz gesagt.
    »Melden Sie sich bei mir, wenn Sie rauskommen. Sie und Ihr Freund.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Es ist nicht das, was Sie denken«, hatte Molly gesagt.
    »Ich kann mir überhaupt nichts denken. Außer daß Sie vielleicht ein Polizeispitzel sind.«
    »Werden Sie nicht albern, junger Mann.« Wieder dieser spöttische Unterton in ihrer Stimme, schlimmer noch als bei seiner Mutter. »Und reden Sie mit niemandem darüber.«
    »Wer zum Teufel würde mir das auch glauben? Zehn Riesen!«
    »Rufen Sie mich an, wenn Sie draußen sind.«
    »Das wird wohl eine Weile dauern«, sagte er. »Hey, ist es eigentlich schon zu spät für diese Sache mit den Magengeschwüren?«
    Das war jetzt sechs Monate her.
    Bud Schwartz berührte die Stelle an seiner Stirn, wo die Taschenlampe des Mietcops ihn getroffen hatte. Er konnte eine verschorfte Schwellung von der Größe eines Golfballs spüren. »Verdammt«, sagte er und öffnete langsam die Augen.
    Molly McNamara kam näher und beugte sich über ihn. Sie trug ihre Lesebrille mit den rosa Rosen auf dem Rahmen. Sie sagte: »Dein Freund ist im Schlafzimmer.«
    »Danny ist zurück?«
    »Ich war auf dem Weg hierher, als ich ihn am Gartencenter entdeckte. Er versuchte wegzulaufen, aber -«
    »Sie haben doch nicht schon wieder auf ihn geschossen?« fragte Bud Schwartz mehr aus Neugier als aus Sorge.
    »Es war nicht nötig«, sagte Molly. »Ich hatte den Cadillac. Ich glaube, dein Freund hat begriffen, daß es nicht viel bringt, überfahren zu werden.«
    Danny Pogue kam ins Wohnzimmer gehumpelt und setzte sich aufs Sofaende. »Du siehst richtig beschissen aus«, sagte er zu Bud Schwartz.
    »Vielen Dank, Tom Selleck.«
    Molly McNamara ergriff wieder das Wort. »Das reicht jetzt, ihr beiden. Ich kann euch kaum schildern, was für einen Ärger ihr verursacht habt.«
    »Wir haben nur versucht, Sie von uns zu befreien«, sagte Danny Pogue. »Warum halten Sie uns gefangen?«
    Molly sagte: »Sind wir nicht ein bißchen melodramatisch? Ihr seid keine Gefangenen. Ihr seid lediglich zwei junge Männer in meinen Diensten, bis ich etwas anderes sage.«
    »Falls Sie es noch nicht gehört haben«, sagte Bud Schwartz, »aber Lincoln hat die Sklaven schon vor langer Zeit befreit.«
    Molly McNamara ignorierte die Bemerkung. »Am Pförtnerhaus mußte ich Officer Andrews anschwindeln. Ich hab gesagt, ihr wärt meine Neffen aus Georgia. Ich hab gesagt, wir hätten uns gestritten, und deshalb hättet ihr versucht, euch aus Eagle Ridge wegzuschleichen. Ich hab gesagt, eure Eltern wären bei einem Flugzeugabsturz ums Leben

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