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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Rücklichtern nach, die hinter dem Scheitelpunkt der Brücke verschwanden. Es dauerte eine Stunde, bis er auf die Füße kam, weitere zwanzig Minuten, ehe er sie in einer sinnvollen Weise bewegen konnte.
    Während er über den Asphalt stolperte, zählte er die Wagen, um sich von den Schmerzen abzulenken. Sieben jagten vorbei, ohne anzuhalten und ihre Hilfe anzubieten. Winder dachte: Vielleicht fühle ich mich schlechter, als ich aussehe. Vielleicht sieht man das Blut in der Dunkelheit nicht so genau. Zwei oder drei Fahrer tippten tatsächlich leicht auf die Bremse. Einer hupte und schleuderte eine Heineken-Flasche in seine Richtung.
    Der achte Wagen fuhr mit mindestens siebzig Sachen an ihm vorbei in östlicher Richtung, auf die Insel zu. Joe Winder sah die Bremslichter aufleuchten und hörte die Reifen quietschen. Langsam setzte der Wagen zurück. Die Tür auf der Beifahrerseite schwang auf.
    Eine Stimme sagte: »Mein Gott, ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Joe Winder. Halbblind versuchte er, sich irgendwie in den Wagen zu falten, als er gegen etwas Großes und Flauschiges auf dem Sitzpolster stieß.
    Es war ein Tierschädel. Joe Winder hoffte, daß er nicht echt war.
    Carrie Lanier packte ihn bei der Schnauze und warf ihn nach hinten auf den Rücksitz. Sie griff nach Joe Winders Ellbogen und half ihm, sich hinzusetzen. Indem sie über seinen Schoß hinwegreichte, schlug sie die Wagentür zu. »Ich kann es nicht glauben«, sagte sie und gab Gas.
    Carrie Lanier sah ihn ab und zu an, wahrscheinlich um sich zu vergewissern, daß er noch atmete. Nach einer Weile sagte sie: »Entschuldigen Sie, aber wie war Ihr Name noch?«
    »Joe. Joe Winder.«
    »Joe, Sie sind wirklich kaum wiederzuerkennen.«
    »Ich fürchte, ich hätte selbst meine Schwierigkeiten.«

9
    Um acht Uhr am nächsten Morgen hatte sich eine Gruppe Schaulustiger unter der Card-Sound-Brücke versammelt, um den toten Mann zu betrachten, der etwa in Bogenmitte herunterhing. Von ferne sah es aus wie eine Wachspuppe mit einem langgezogenen Hals. Aus der Nähe sah es doch etwas anders aus.
    Die Menge bestand vorwiegend aus Touristenfamilien, die unterwegs waren zu den Florida Keys. Sie parkten einfach auf dem Straßenbankett und kletterten nach unten, wo die Polizeiwagen und die Küstenpatrouille standen, deren Blaulichter in jenem hektischen Rhythmus blinkten, der zu jedem Noteinsatz gehört. Den besten Beobachtungsplatz hatte man an Deck der Motoryachten und schlanken Segelboote, die im Kanal unweit der Brücke vor Anker gegangen waren. Der Mast einer der Sloops war gegen den hängenden Mann gestoßen und hatte ihm die Hose heruntergerissen, als das Boot im Morgengrauen unter der Brücke hindurchgeglitten war. Mittlerweile hatte jeder zur Kenntnis genommen, daß die Leiche keine Unterwäsche trug.
    Ein Mann aus dem Büro des ärztlichen Leichenbeschauers von Dade County stand auf dem Damm und schaute hinauf zu der Leiche, die etwa fünfzehn Meter über dem Wasser im Wind schaukelte. Neben dem Mann aus der Gerichtsmedizin stand FBI-Agent Billy Hawkins, der eine Menge Fragen stellte, die der Mann aus dem Büro des Leichenbeschauers nicht beantwortete. Er war sich völlig darüber im klaren, daß das FBI in dieser Angelegenheit absolut keine Befugnisse hatte.
    »Ich war unterwegs zum Park«, sagte Agent Hawkins gerade, »und er war nicht zu übersehen.«
    Mit kühler Höflichkeit sagte der Mann aus dem Büro des Leichenbeschauers: »Viel können wir Ihnen im Moment nicht mitteilen. Außer, daß er ganz gewiß tot ist, soviel läßt sich erkennen.« Der Gerichtsmediziner wußte, daß die meisten FBI-Agenten in ihrer gesamten Laufbahn niemals eine richtige Leiche zu Gesicht bekamen. So wie Billy Hawkins nach oben starrte, hatte er nicht viele gesehen.
    »Der arme Teufel trägt keine Unterhose«, stellte der Agent fest. »Was halten Sie davon?«
    »Daß er sich an den Eiern einen Sonnenbrand holt, das halte ich davon. Wenn wir ihn nicht bald runterholen.«
    Agent Hawkins nickte ernst. Er gab dem Gerichtsmediziner eine Visitenkarte. Das machten die Feds besonders gern, Visitenkarten verteilen.
    Der Mann aus dem Büro des Leichenbeschauers spielte mit. »Ich melde mich, sobald sich irgend etwas ergibt«, log er. Der FBI-Mann bedankte sich und kehrte zu seinem Wagen zurück; er war leicht zu verfolgen – ein steifer grauer Anzug, der sich durch das helle Meer von Hawaiihemden und neonfarbenen Surfshorts bewegte. Ein Hund in einem

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