Große Tiere: Roman (German Edition)
Es war seine Beschäftigung, basta. Sie entsprach seiner Begabung. Immer wenn seine Mutter ihm zusetzte, er solle sich endlich einen anständigen Job suchen, erinnerte Bud Schwartz sie daran, daß er das einzige ihrer drei Kinder war, das nicht zu einem Psychoanalytiker rannte. Seine Schwester war Rechtsanwältin, und sein Bruder war Börsenmakler, und beide waren total verstört. Sicher, Bud Schwartz war ein Gauner, aber wenigstens lebte er im Frieden mit sich selbst.
Er betrachtete sich selbst als einen fähigen Einbrecher, der schnell, gründlich und gewöhnlich sehr vorsichtig war. Die paarmal, die er geschnappt worden war – insgesamt fünfmal -, hatte er Pech gehabt. Ein Rottweiler, der noch am Tag vorher nicht auf dem Hof gewesen war. Eine neugierige Nachbarin, die um drei Uhr in der Früh ihre Begonien goß. Ein Fluchtwagen mit defekten Zündkerzen. Eben solche Kleinigkeiten. Berufsrisiko, nach Bud Schwartz’ Meinung – simples Pech.
Normalerweise war er einer von der alten Schule, der immer auf Nummer Sicher ging und sein Glück nicht unnötig strapazierte. Warum er den Auftrag von Molly McNamara, die Ratten zu klauen, überhaupt angenommen hatte, konnte er sich nicht erklären. Am hellichten Tag, vor Tausenden von Leuten, mitten in einem verdammten Vergnügungspark. Lieber Himmel! Vielleicht hatte er es nur getan, um der täglichen Monotonie zu entfliehen. Oder vielleicht auch, weil zehn Riesen nun mal zehn Riesen waren.
Eine ganze Menge. Während seiner gesamten professionellen Einbrecherkarriere hatte Bud Schwartz niemals etwas gestohlen, das zehntausend Dollar wert war. Das eine Mal, wo er sich eine Rolex gegriffen hatte, stellte sie sich als Imitation heraus. Bei einer anderen Gelegenheit hatte er sich drei Brillantringe aus einem Hotelzimmer auf Key Biscayne geschnappt – noch dazu von einer berühmten Filmschauspielerin -, und der Hehler informierte ihn, daß es nur Zirkon war. Scheiß-Simili. Wenigstens hatte der Hehler das gesagt.
Wer konnte es ihm da verdenken, daß er bei Moll y McNamara eingewilligt oder sich zumindest ihren Vorschlag angehört hatte? Kaum ist er also aus dem Gefängnis entlassen, holt er sich Danny Pogue – Danny, der wirklich nichts anderes war als ein Handlanger; jemand, den man mitnimmt, damit er hilft, den Scheiß zum Wagen zu schleppen. Aber zuverlässig, soweit man das erwarten kann. Nicht clever genug, um jemand auszutricksen.
Sie suchen also gemeinsam die Lady auf, einmal, zweimal. Holen sich Anweisungen, Tips. Gehen die ganze verdammte Sache durch, bis sie sie auswendig hersingen können, bis auf den Punkt, was mit den Wühlmäusen geschehen soll. Bud Schwartz hatte angenommen, daß es nur darum ging, diese Biester zu befreien, so wie Molly darüber redete. »Befreien« war auch das Wort, das sie benutzt hatte. Natürlich, wenn er damals gewußt hätte, was er nun wußte, dann hätte er die kleine Ratte ganz gewiß nicht in das rote Kabrio geworfen. Wenn er gewußt hätte, daß nur noch zwei von diesen verdammten Biestern auf dem ganzen Planeten lebten, dann hätte er noch nicht mal Danny seinen Wurf auf den Winnebago erlaubt.
Nun waren die Wühlmäuse weg, und Bud Schwartz und Danny Pogue pflegten ihre jeweiligen Schußwunden im Apartment der alten Dame.
Und sahen sich eine Dia-Schau über vom Aussterben bedrohte Tierarten an.
»Dieser gewaltige Bursche«, sagte Molly McNamara gerade, »ist das nordamerikanische Krokodil.«
Danny Pogue sagte: »Sieht aus wie ein Alligator.«
»Nein, das ist ein völlig anderes Tier«, sagte Molly. »Es gibt nur noch wenige Dutzend, die in freier Wildbahn leben.«
»Na und?« sagte Danny Pogue. »Wir haben tonnenweise Alligatoren. So viele, daß sie sogar die Jagd darauf freigegeben haben. Ich begreife die ganze Aufregung über ein paar Krokodile nicht, die wegsterben, jedenfalls nicht wenn es so viele Alligatoren gibt. Das macht doch keinen Sinn.«
Molly schüttelte den Kopf. »Du begreifst einfach nicht.«
»Er kann nichts dafür«, sagte Bud Schwartz. »Gehen Sie zum nächsten Bild.«
Molly betätigte die Fernbedienung. »Das ist ein Schwalbenschwanzschmetterling.«
»Der ist aber schön«, sagte Danny Pogue. »Da kann ich verstehen, daß man den schützen will. Ist das nicht ein hübscher Schmetterling, Bud?«
»Wunderbar«, sagte Bud Schwartz. »Wirklich toll. Was als nächstes?«
Molly erkundigte sich, weshalb er so in Eile sei.
»Kein besonderer Grund«, erwiderte er.
Danny Pogue kicherte. »Vielleicht
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