Große Tiere: Roman (German Edition)
wegen dem Film, der gleich im Kabelfernsehen kommt.«
»Wirklich?« fragte Molly. »Bud, das hättest du mir sagen sollen. Wir können diesen kleinen Vortrag auch morgen fortsetzen.«
»Ist schon okay«, sagte Bud Schwartz. »Weiter im Programm.«
»Die Sexkatzen«, sagte Danny Pogue. »Das Ende haben wir neulich schon gesehen.«
Molly sagte: »Ich glaube, den kenne ich nicht.«
»Machen Sie mit den Dias weiter«, sagte Bud Schwartz düster. Von allen Partnern, die er je hatte, erwies Danny Pogue sich bei weitem als der dämlichste.
Das Bild von etwas, das Key-Largo-Waldratte hieß, erschien auf der Leinwand, und Danny rief: »Hey, das Ding sieht ja genauso aus wie eine von den Wühlmäusen!«
»Nicht ganz«, sagte Molly McNamara geduldig. »Dieser robuste kleine Bursche ist eine von fünf gefährdeten Tierarten, die nur auf Key Largo vorkommen.« Sie fuhr fort, die einzigartigen Umweltverhältnisse der Insel zu erklären – Laubwälder, Brackwassertümpel und ausgedehnte Mangrovenwälder. Und, nur wenige Meilen vom Ufer entfernt, das einzige noch lebende Korallenriff von Nordamerika. »Ein wahres tropisches Paradies«, sagte Molly McNamara, »um das zu kämpfen sich lohnt.«
Während sie die restlichen Dias durchlaufen ließ, dachte Bud Schwartz nach. Wie schwierig wäre es wohl, die alte Krähe zu überwältigen und zu fliehen? Zwei erwachsene Männer mit sechs funktionierenden Gliedmaßen, also bitte. Weg mit der verdammten Handtasche und der Kanone – was könnte sie sonst tun?
Das Problem war nur, daß Bud Schwartz sich mit Pistolen nicht anfreunden konnte. Er hatte nichts dagegen, sie zu stehlen, aber er hatte noch nie mit einer auf jemanden gezielt und auch nie eine abgefeuert, nicht mal auf eine Konservendose. Von Molly McNamara angeschossen zu werden, hatte ihn nur in seiner Ansicht bestärkt, daß Pistolen etwas für Verrückte waren. Er kannte das Gesetz, und das Gesetz betrachtete harmlose, unbewaffnete Einbrecher eher wohlwollend. Ein Einbrecher mit einer Pistole war kein Einbrecher mehr, er war ein Räuber. Räuber bekamen nicht nur höhere Strafen, ihre Unterbringung war auch deutlich schlechter. Bud Schwartz war zwar noch nie oben in Raiford gewesen, aber er hatte das Gefühl, daß es ihm dort bestimmt nicht gefallen würde.
Ein neues Dia erschien auf der Leinwand, und er bat Molly McNamara, einen Moment zu warten. »Ist das auch eine gefährdete Tierart?« fragte er.
»Unglücklicherweise nicht«, sagte Molly. »Das ist Francis X. Kingsbury, der Mann, der die Insel zerstört.«
Danny Pogue hob den Kopf und sagte: »Tatsächlich? Und wie?«
»Mr. Kingsbury ist der Gründer und Direktor des Wunderlands der Abenteuer – dieses sogenannten Vergnügungsparks, den ihr beide neulich überfallen habt. Es ist nichts anderes als eine Touristenfalle, schlicht und ergreifend. Der Park sorgt für dichten Verkehr, Abfall, Müll, Luftverschmutzung, Wasserverunreinigung – Kingsbury tut nicht das geringste, um die Umwelt zu erhalten. Er ist ein Unternehmer.«
Das hörte sich an wie ein Schimpfwort.
Bud Schwartz betrachtete das Gesicht auf der Leinwand. Kingsbury lächelte, und man erkannte, daß es ihm schwerfiel. Seine Nase war so groß, daß sie dreidimensional wirkte, eine dicke fleckige Röhre, die aus der Wand ragte.
»Staatsfeind Nummer eins«, sagte Molly. Sie starrte das Bild auf der Leinwand wütend an. »Ja, wirklich. Der Park ist nur eine Tarnung. Wir haben Gründe anzunehmen, daß Mr. Kingsbury die Mehrheitsanteile an einer neuen Golfplatzanlage namens Falcon Trace hat, die ans Wunderland angrenzt. Wir haben weiterhin Gründe anzunehmen, daß Kingsbury die Absicht hat, jeden Quadratzentimeter der Meeresküste einzuebnen und plattzuwalzen. Ihr wißt, was das heißt?«
Danny Pogue schürzte die Lippen. Bud Schwartz sagte nichts; er versuchte, sich darüber klarzuwerden, worauf die alte Krähe hinauswollte.
Molly sagte: »Das bedeutet keine Krokodile mehr, keine Waldratten, keine Schwalbenschwanzschmetterlinge.«
»Keine Schmetterlinge mehr?« Danny Pogue starrte sie mit einem Ausdruck aufrichtigen Entsetzens an. »Welches Schwein würde denn so etwas tun?«
»Dieses Schwein«, sagte Molly und zeigte auf die Leinwand.
»Aber wir können ihn aufhalten, richtig?« Bud Schwartz lächelte.
»Ihr könnt dabei helfen, ja.«
»Und wie?« fragte Danny Pogue. »Was sollen wir tun?«
Molly sagte: »Ich muß den vollen Umfang von Mr. Kingsburys finanziellem Engagement in Erfahrung bringen
Weitere Kostenlose Bücher