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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Sie eine todsichere Sache.« Rachel Lark streckte sich auf dem Bauch aus und wies den Masseur an, dessen richtiger Name Ray lautete, sich ihr Rückgrat vorzunehmen.
    »Heiliger Strohsack, wer will denn schon beschissene Eidechsen sehen!« Kingsbury krümmte sich innerlich bei der Vorstellung; er hatte eher an einen Panda oder einen Koalabären gedacht. »Ich brauche etwas ganz Spezielles, wissen Sie, weich und pelzig und kuschelig und so weiter. Etwas, das die Kinder am liebsten mit nach Hause nehmen würden.«
    Rachel Lark erklärte, daß in den Florida Keys nur wenige einheimische Säugetiere existierten und daß die plötzliche Entdeckung einer neuen Rasse (so kurz nach dem Auftauchen der Mangowühlmäuse) mehr wissenschaftliche Aufmerksamkeit erregen würde, als dem Wunderland der Abenteuer guttäte.
    »Wollen Sie damit sagen, ich soll die Pandas vergessen?«
    »Frank, sie würden nach fünf Minuten einen Hitzschlag bekommen und eingehen.«
    Verzweifelt sagte Kingsbury: »Ich habe hier unten Probleme, von denen Sie sich keine Vorstellung machen.« Fast hätte er ihr von den Erpressern erzählt.
    »Mit einer neuen Eidechse würden Sie ganz gut fahren«, sagte sie, »vor allem in den Tropen.«
    »Rachel, was hab ich grad gesagt? Scheiß auf die Eidechsen. Mit Eidechsen kann ich keine Geschäfte machen.«
    Rachel Lark stöhnte wohlig, während der Masseur die Muskeln ihres Halses durchknetete. »Mein Rat lautet«, sagte sie ins Telefon, »lassen Sie die Finger von Säugetieren und Vögeln – das ist alles zu riskant. Insekten sind eine ganz andere Sache. Dutzende von unbekannten Arten werden jedes Jahr neu entdeckt. Grashüpfer, Pillenkäfer, Tausendfüßler, was Sie wollen.«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine schwermütige Pause. Schließlich sagte Francis X. Kingsbury: »Um auf die Eidechsen zurückzukommen, ich meine, nur um das Ganze mal weiterzuverfolgen...«
    »Sie sind sehr farbenprächtig«, sagte Rachel Lark.
    »Häßlich kommt überhaupt nicht in Frage«, entschied Kingsbury mit Nachdruck. »Vor häßlichen Tieren haben die Kinder Angst.«
    »Nicht alle Reptilien sind häßlich, Frankie. Einige sind sogar ausgesprochen schön.«
    »Na gut«, sagte er. »Sehen Sie zu, was Sie heranschaffen können.«
    Die Frau, die sich Rachel Lark nannte, legte den Telefonhörer auf und schloß die Augen. Als sie erwachte, war der Masseur gegangen, und der Mann aus Singapur klopfte an die Tür. In einer Hand hielt er einen kleinen Strauß gelber Rosen, und in der anderen befand sich ein brauner Aktenkoffer mit einer großzügigen Anzahlung für eine Lieferung seltener Albinoskorpione. Echter.

18
    Am Morgen des 23. Juli versagten die Bremsen eines Sattelschleppers, der gerade North Key Largo verlassen wollte, auf der Card-Sound-Brücke. Der Lkw pflügte durch den Gebührenschalter, knickte in der Mitte ein und kippte um, blockierte so beide Fahrspuren und trennte damit den nördlichen Arm der Insel vom Festlandteil Floridas völlig ab. Die geleeähnliche Ladung des Containers wurde fünfundachtzig Meter weit über die Straße verteilt, und innerhalb weniger Minuten füllte der milchig-blaue Himmel sich mit Truthahngeiern – Hunderten, die sich gegen den Uhrzeigersinn aus dem Himmel immer tiefer nach unten schraubten; nur die lärmende Schlange Gaffer hielt die hungrigen Aasfresser davon ab, am Unfallort zu landen. Der erste Polizist, der eintraf, war Highway Patrol Trooper Jim Tile, der sich beinahe mit seinem Crown-Victoria-Streifenwagen überschlug, als er versuchte, auf dem frisch geschmierten Asphalt zu bremsen. Der Trooper zog den Truckfahrer aus dem Wrack und wollte, während er den Arm des Mannes fachgerecht schiente, wissen, was für eine gottverdammte Ladung er denn spazierengefahren habe.
    »Einen toten Wal«, stöhnte der Fahrer, »und mehr sage ich nicht.«
     
    Charles Chelsea wurde um sieben Uhr morgens in Francis X. Kingsburys Büro gerufen. Kingsbury sah aus, als hätte er seit Ostern nicht mehr geschlafen. Er fragte Chelsea, wie lange es wohl dauern würde, die Fernsehstationen ins Wunderland der Abenteuer zu holen.
    »Zwei Stunden«, sagte Chelsea zuversichtlich.
    »Dann los.« Kingsbury schneuzte sich. »Sofort, dalli, dalli.«
    »Was ist denn der Anlaß, wenn ich fragen darf?«
    Kingsbury reckte fünf Finger hoch. »Heute ist der große Tag. Unser fünfmillionster Besucher. Bereiten Sie etwas vor, einen Umzug, eine Parade, mir ist es egal.«
    Charles Chelsea spürte plötzlich ein großes

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