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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Muskeln«, sagte Pedro Luz und imitierte den Akzent.
    Churrito war sein neuester Zugang für die Sicherheitstruppe des Wunderlands. Er hatte Pedro Luz auf seiner Mission nach Miami begleitet, sich jedoch geweigert mitzuprügeln. Pedro Luz war noch immer verärgert über das, was passiert war – daß die alte Lady das oberste Glied seines rechten Zeigefingers abgebissen hatte.
    »Du bist völlig nutzlos«, hatte er Churrito nachher erklärt.
    »Ich bin Soldat«, hatte Churrito erwidert. »Ich keine Frauen schlagen.«
    Im Gegensatz zu den anderen Sicherheitsleuten, die Pedro Luz eingestellt hatte, war Churrito kein bestechlicher Cop gewesen. Er war ein nicaraguanischer contra, der nach Florida gekommen war, als die Lage sich verschlechterte, und der es irgendwie nicht mehr geschafft hatte, zurückzugehen. Während Churrito sich über die Aussicht freute, daß nun die Demokratie in seiner Heimat Fuß zu fassen begann, ging er davon aus, daß der wirtschaftliche Aufschwung noch viele Jahre auf sich warten lassen würde. Trotz stattgefundener Wahlen hingen Churritos Kumpel immer noch in den Bergen an der Grenze fest, brieten sich grüne Bananen und holten Fische mit Dynamit aus den Flüssen. Unterdessen wohnte sein Onkel, früher Sergeant in der Nationalgarde Somozas, mit einer zweiundzwanzigjährigen Stewardeß in einem Luxusapartment auf Key Biscayne. Für Churrito war das ein ausreichend überzeugender Anreiz, dort zu bleiben, wo er war.
    Pedro Luz hatte ihn eingestellt, weil er gemein aussah und weil er gesagt hatte, er habe Menschen getötet.
    »Communistas«, hatte Churrito in jener Nacht in der Wohnung der alten Dame spezifiziert. »Ich nur Kommunisten getötet. Und ich keine Frau schlagen.«
    Und jetzt hing er da auf dem Gerät und belehrte Pedro Luz über die Gefahren anaboler Steroide.
    »Machen dein Gesicht dick wie Ballon.«
    »Halt die Klappe«, sagte Pedro Luz. Er überlegte, ob das Krankenhaus in Key Largo ihm wohl zusätzliche Portionen Zuckerlösung für den Tropf verkaufen würde. Dann könnte er die Stanozols zermahlen, sie in der Mischung verrühren, und alles wäre wieder in bester Ordnung.
    »Machen auch Eier klein.«
    »Das reicht jetzt«, sagte Pedro Luz.
    Churrito hielt zwei Finger hoch. »So klein. Wie Erbsen.«
    »Schnauze«, sagte Pedro Luz, »oder ich rufe einen Freund in der Einwanderungsbehörde an.« Er konnte sich nicht entscheiden, ob er den Burschen rauswerfen oder verprügeln sollte. Er wußte, was ihm mehr Spaß machen würde.
    »Es gibt, soweit ich weiß, täglich drei Flüge nach Managua«, informierte er Churrito. »Hast du etwa Heimweh?«
    Der Nicaraguaner verzog das Gesicht.
    »Das hatte ich mir auch gedacht«, sagte Pedro Luz. »Also quatsch nicht so blöd über meine Medizin.«
    Charles Chelsea erschien am Fuß der Drückbank. Er hatte Pedro noch nie ohne Hemd gesehen und konnte sein Staunen über den abnormen Körperbau nicht verbergen – die haarlose braungebrannte Masse von einem Brustkorb, kürbisgleiche Bizeps, Adern so dick wie Gartenschläuche. Chelsea kannte den anderen Mann nicht – kleiner und sehnig, mit einer muskatfarbenen Haut.
    »Ich trainiere«, sagte Pedro Luz.
    »Mr. Kingsbury erwartet Sie.«
    »Wer is das?« fragte Churrito.
    Pedro Luz setzte sich auf. »Das ist der Boss.«
    »Sofort«, sagte Charles Chelsea.
    »Kann ich auch gehen?« fragte Churrito. Er wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, den Boss kennenzulernen; laut seinem Onkel war das die Grundlage des Erfolgs in Amerika: Arschkriechen.
    »Tut mir leid«, sagte Chelsea, »aber Mr. Kingsbury will Chief Luz allein sprechen.«
    »Ja«, sagte Pedro Luz. Während er sich von der Bank rollte, sorgte er dafür, daß er Churrito wie unbeabsichtigt mit einem Unterarm einklemmte. Churrito rührte sich nicht, gab keinen Laut von sich. Seine Augen wurden klein, und er starrte Pedro Luz an, der sich abwandte und so tat, als suchte er sein Sweatshirt.
    Churrito zeigte auf die scharlachroten Flecken auf Pedro Luz’ Schulterblättern und sagte: »Da alles voller Ausschlag, Mann.«
    »Halt die Schnauze, sonst reiß ich dir die Eier ab.«
    Als er sich zurückzog, dachte Charles Chelsea: Wo findet man eigentlich solche Typen?
     
    Francis X. Kingsbury reichte Pedro Luz eine Bloody Mary, die der Sicherheitschef herunterkippte wie Limonade.
    »Na, Pedro, ist mit dem Job alles in Ordnung?«
    Der Sicherheitschef wurde bei Kingsburys freundschaftlichem Ton wachsam. Er hatte eigentlich ein Donnerwetter

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