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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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eingetroffen, und sie hatten sich den Betrag geteilt, und damit war die Angelegenheit erledigt. Francis Kingsbury achtete nicht weiter auf die Tiere, bis Besuchern allmählich auffiel, daß die Zungen der Wühlmäuse gar nicht mehr so blau waren. Sobald die Kinder anfingen, die Fremdenführer des Wunderlands mit Fragen zu löchern, woher die Tiere denn ihren Namen hatten, befahl Kingsbury Pedro Luz, Lebensmittelfarbe zu besorgen und die verdammten Biester ein wenig auf Vordermann zu bringen. Unglücklicherweise hatte Pedro weder die Geduld noch die sanfte ruhige Hand, die man braucht, um mit solchen Tieren umzugehen, und eine der Wühlmäuse – das Weibchen – wurde leider während einer Zungenfärbe-Aktion zerquetscht. Aus Angst um seinen Job hatte Pedro Luz niemandem von diesem Unfall erzählt. Um die eingegangene Wühlmaus zu ersetzen, hatte er in einer Tierhandlung in Perrine für neun Dollar einen Zwerghamster gekauft. Nach einigen kleineren Modifikationen hatte der Hamster sowohl die Besucher als auch das Wühlmausmännchen täuschen können, das wiederholt versuchte, seine reizende neue Gefährtin zu beglücken. Der Hamster hatte diese Versuche nicht nur abgewiesen, sondern war mit derartiger Heftigkeit zum Gegenangriff übergegangen, daß Pedro Luz einen Nachtwächter hatte anheuern müssen, um ein Blutbad zu verhindern.
    Die Dinge wurden noch etwas heikler durch das Erscheinen eines schlechtgelaunten Bürohengstes vom U.S. Fish and Wildlife, der durch den Tierpark gestürmt war und die fortlaufenden Aufzeichnungen und Berichte des »Projektleiters« einsehen wollte. Natürlich gab es einen solchen nicht, denn es gab kein Projekt, das hätte geleitet werden müssen; die wissenschaftliche Betreuung bestand lediglich darin, sich jeden Morgen zu vergewissern und dafür zu sorgen, daß die Nagetiere noch atmeten, ehe die Tore für die Besucher geöffnet wurden. Nachdem die Regierung plötzlich derartige Fragen stellte, hatte Charles Chelsea in aller Stille ein Stellengesuch für einen staatlich geprüften Biologen in Umlauf gebracht – ein Unterfangen, das schließlich Dr. Will Koocher dazu brachte, ins Wunderland der Abenteuer zu kommen.
    Kingsbury beschloß, Rachel Lark nicht mit den Einzelheiten vom unsanften Hinscheiden des Doktors zu belasten; das war für den Grund seines Anrufs unwesentlich.
    »Vergessen Sie das Geld«, sagte Kingsbury.
    »Was wollen Sie dann?«
    »Mehr Wühlmäuse.«
    »Sie machen Witze.«
    »Meine Besucher, Teufel noch mal, die sind ganz verrückt nach diesen verdammten Biestern. Ich hab jetzt einige Nebengeschäfte laufen, alle möglichen Wühlmausartikel – das reinste Warenlager, wenn Sie mir folgen können.«
    »Tut mir leid«, sagte Rachel Lark, »es war ein einmaliges Geschäft.« Sie hatte die Nummer mit den bedrohten Tierarten bei zwei anderen Gelegenheiten durchgezogen – einmal für einen kleinen Zoo im mittleren Westen und das andere Mal für eine heruntergekommene Schlangenfarm in Süd-Carolina. Keines der Geschäfte hatte soviel Geld eingebracht wie der Mangowühlmaus-Schwindel, aber dafür war auch keiner dieser Coups in die Schlagzeilen der Washington Post gekommen.
    Kingsbury sagte: »Sehen Sie, ich weiß, daß es keine Mangowühlmäuse mehr gibt -«
    »Hey, Freund, es gab niemals auch nur eine einzige Mangowühlmaus!«
    »Demnach behaupten Sie also, daß wir die Regierung betrogen haben.«
    »Himmel noch mal, schalten Sie schnell!«
    »Ich möchte bloß wissen«, sagte Kingsbury, »diese Scheiß-Pelzknubbel, für die ich bezahlt habe – was waren das? Nur so aus Neugier.«
    Rachel Lark sagte: »Seien Sie gnädig, Frankie. Es waren Wühlmäuse. Microtus pitymys. Ganz ordinäre Wühlmäuse.«
    »Nicht bedroht?«
    »Es gibt Milliarden von diesen Dingern.«
    Jetzt verstehe ich, dachte Kingsbury. Die blauen Zungen waren ein netter Gag gewesen. »Dann besorgen Sie mir mehr davon«, sagte er. »Wir geben ihnen einen anderen Namen, Bananenwühlmäuse oder was auch immer. Der Name ist nicht so wichtig, solange sie nur süß aussehen.«
    Rachel Lark sagte: »Wissen Sie, ich kann Ihnen andere Tiere besorgen – seltene, aber nicht bedrohte -, doch ich gebe Ihnen den Rat, sich für eine Weile von der Regierung fernzuhalten. Wenn Sie jetzt einen weiteren großen Zuschuß beantragen, dann ist das der beste Weg, eine Prüfung auf den Hals zu bekommen.«
    Kingsbury stimmte ihr ohne Widerrede zu. »Was haben Sie denn sonst noch, an Tierrassen, meine ich?«
    »Eidechsen wären für

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