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Große Tiere

Große Tiere

Titel: Große Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Sozialverhaltens immer noch Rätsel aufgibt…«
    Dickie der Delphin tauchte träge neben Maria auf, die mit beiden Händen seine Rückenflosse ergriff. Chelsea stand abrupt auf und winkte warnend, aber es war zu spät. Der Delphin trug die TV-Reporterin über das Wasser; sie schloß die Augen und kreischte in kindlicher Erregung auf.
    »Ein absolut spitzenmäßiges Video«, sagte Jimmy, der Kameramann, und hielt mit der Linse darauf.
    Der Tontechniker sagte: »Gleich ist sie für das Mikro zu weit weg.«
    Charles Chelsea legte die Hände zu einem Trichter zusammen und rief: »Loslassen! Sich ziehen zu lassen ist verboten!«
    Maria verstand kein Wort. Sie hielt unter Wasser die Luft an, während der Delphin einen Torpedo imitierte. Alle paar Sekunden schnitten ihre langen braunen Beine durch die Wasseroberfläche, während sie wie der Schwanz eines Drachen mitgezogen wurde. Chelsea biß sich auf die Unterlippe und verfolgte das Geschehen mit unbehaglichem Schweigen.
    Schließlich tauchte Maria spritzend und prustend auf – und sie lachte, Gott sei Dank! Sie hielt alles für einen Riesenspaß, und vielleicht war es das ja auch.
    Der Tontechniker rannte am Beckenrand entlang und brachte wieder seinen Mikrophongalgen in Stellung. Kichernd, etwas außer Atem, fand Maria mit schnellem Blick die Kamera. Sie sagte: »Leute, das ist unglaublich. Kommen Sie mit der ganzen Familie her, Sie werden begeistert sein!« Dickie der Delphin erschien an ihrer Seite, und sie streichelte seine glatte Flanke. Erstaunlicherweise schien er mit seiner Schnauze an ihrem Busen zu schnuppern.
    »Er ist so liebenswert!« rief Maria aus.
    Von der erhöhten Futterplattform am Beckenrad aus rief der Dompteur ihr eine Warnung zu. »Hey, passen Sie auf!« Dann machte er Anstalten, seine Hose auszuziehen.
    »Es sind einfach reizende Tiere«, sagte Maria gerade. »Sehen Sie nur, wie sie immer zu lächeln scheinen!«
    Dickie der Delphin schlug wuchtig mit der Schwanzflosse aufs Wasser und drängte sich noch näher heran. Maria schlang beide Arme um das schlüpfrige Säugetier, das sich einladend auf den Rücken drehte.
    Chelsea sah den Dompteur ins Wasser hechten. Er sah, wie Marias Gesichtsausdruck sich von Zärtlichkeit zu Entgeisterung veränderte. Dann sah er, wie der Delphin sie mit seinen Flossen packte und nach unten zog.
    Als sie wieder auftauchte, war aus Marias Kichern ein ängstliches Wimmern geworden. Während die dunkle Gestalt des Delphins unter ihr erschien, erhob sie sich ein Stück aus dem Wasser. Dann, genauso langsam, zog das Tier sie wieder nach unten.
    Der Kameramann schimpfte, daß sein Band zu Ende ging. Eine Stimme hinter ihm sagte: »Sie versäumen das Beste.«
    Es war Joe Winder. Er stand neben Charles Chelsea, der das Geländer so heftig umklammerte, daß seine Knöchel fast schneeweiß waren. Im Wasser versuchte der Dompteur ohne großen Erfolg, den Delphin und die Fernsehreporterin voneinander zu trennen.
    Chelsea sagte: »Vielleicht ist das ein neuer Trick -«
    »Das ist kein Trick. Er versucht sie zu bumsen.«
    »Ich finde das nicht witzig, Joe.«
    Winder deutete ins Becken. »Und wofür halten Sie das da? Sehen Sie es?«
    »Ich – ich weiß nicht.«
    »Das ist ein Delphinpimmel, Charlie. Eines der vielen Wunder der Natur.«
    Chelsea begann zu stottern.
    »Sie werden auch schon mal heiß«, erklärte Joe. »Genau wie Hunde.«
    »Mein Gott.«
    »Keine Sorge, Charlie, das geht vorbei.«
    Mit Hilfe des Dompteurs konnte Maria Rodriguez sich schließlich aus der Umarmung Dickies des Delphins befreien. Fluchend, an ihrem Badeanzug herumzerrend, paddelte sie wild auf die Leiter am Beckenrand zu.
    »Schneller!« brüllte Charles Chelsea. »Er kommt schon wieder!«
     
    Zwei Stunden später versuchte er noch immer, sich zu entschuldigen, ohne die Wahrheit einzugestehen. »Manchmal sind sie beim Spielen ein bißchen rauh, das ist alles.«
    »Spielen?« Maria schniefte spöttisch. »Entschuldigen Sie, Mr. Chelsea, aber ich weiß schon, was ein Schwanz ist.« Sie trug wieder ihre Fernsehkluft, allerdings war ihr Haar noch immer in ein Handtuch eingewickelt. »Ich sollte Sie eigentlich verklagen«, sagte sie.
    Sie saßen in Chelseas Büro – die Reporterin, Charles Chelsea und Joe Winder. Die Mannschaft war zum Lastwagen zurückgegangen, um für alle Fälle die Sendeantenne aufzustellen.
    »Ich bitte Sie«, sagte Winder zu Maria, »seien Sie keine Spielverderberin.«
    »Wie bitte?« Sie schenkte ihm einen giftigen Blick. »Was

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