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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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warf gerade den Motor an. Die Dunganen hatten Mühe, ihre Pferde zu zügeln. Ungemach trat
     noch ein paar Schritte zurück, aber Kao-Scheng saß stolz im Führerhaus und streckte beide Hände da hinaus, wo einmal eine
     Fensterscheibe gewesen war. Er winkte, und Großer-Tiger und Christian brüllten: »Sä Jabonah!«
    Die Dunganen schrien auch etwas, und Ungemach wünschte eine glückliche Reise, obgleich er es für völlig aussichtslos hielt.
     Das war am frühen Vormittag, und Ungemach hätte sich sehr gewundert, wenn ihm einer gesagt hätte, dass der Wagen zwei Stunden
     später durch die einzige Straße von Hsing-Hsing-Hsia brauste, eine Menge Staub aufwirbelte und vor dem größten Haus hielt.
    »Hier wohnte der Verbrecher«, sagte Kao-Scheng und stieg aus. Zwei Soldaten standen vor dem mit einem breiten Papierstreifen
     verklebten Tor. Rechts und links glänzte ein frisches rotes Siegel. »Aufmachen!«, befahl Kao-Scheng.
    »Nein«, sagten die Soldaten und kreuzten die Gewehre. »Befehl des alten Gebieters aus der Hauptstadt: Nur dem Oberst Kao-Scheng
     soll das Tor geöffnet werden. Vergebt, Herr Hauptmann, wenn wir Euerm Befehl nicht gehorchen.«
    Christian und Großer-Tiger sprangen vom Wagen, und der Pudel machte einen Satz. Da war er unten und bellte laut, weil ihm
     alles neu war: der Staub und das Tor und die Häuser, aus denen Leute kamen, und vor allem die Soldaten, die böse Gesichter
     machten.
    »Wir sagen unsere Freude«, rief Großer-Tiger, »über die Rangerhöhung.«
    »Der Herr Hauptmann«, sagte Christian, »hat eine sehr hohe Stelle erreicht. Wir gratulieren.«
    Gleich kam auch der Bürgermeister gelaufen. Er kannte Kao-Scheng, und er zerriss das Papier, die Soldaten mussten präsentieren,
     und vor dem Schlafengehen schrieb Christian in sein Tagebuch:
    »Wir sind in Hsing-Hsing-Hsia, und es ist der elfte Tag des dritten Monds. Der Pudel liegt auf dem Wagen, weil er weiß, dass
     er auf ihn aufpassen muss. Er ist kein gewöhnlicher Hund. Das Haus des Herrn Grünmantel ist groß. Es sind vier Zimmer darin
     und zwei große Schuppen, die voll Baumwollballen sind, mit denen man Handel treibt. Im Hof stehen vierzig Kannen Benzin, und
     sie gehören uns. Es steht zwar Li-Yüan-Pei darauf, aber der Bürgermeister sagt, damit ist es vorbei. Das Haus und alles, was
     da ist, gehört niemand, denn der Hausmeister und die Angestellten haben Angst gekriegt, als sie hörten, dass in Fallende-Wand
     was passiert ist. Jetzt ist der Bürgermeister ängstlich, denn er hätte sie verhaften sollen, doch er konnte es nicht, weil
     sie nicht mehr da waren, als er es tun wollte. Glück hat ihn aber beruhigt und gesagt, ›das macht nichts‹, und Kao-Scheng
     sagte, er sei zwar ein Oberst, aber er will die Augen zudrücken bei Leuten, die wenig Geistesgaben besitzen und nicht so gut
     aufpassenkönnen wie er. Da hat sich der Bürgermeister geschämt, und er bedankte sich für die Großmut des Herrn Oberst, und Kao-Scheng
     sagte, er wundert sich, weil er schon lange gespannt hat, dass Grünmantel kein Kaufmann ist, sondern ein Verbrecher, und andere
     Leute merken es nicht.
    Morgen wird der Hof und das Haus versteigert, aber der Bürgermeister sagt, er will es so einrichten, dass es Onkel Ohnezehen
     kriegt, und darum fängt die Amtsstunde ein bisschen früher an, und es sei ganz einfach. Da ist Kao-Scheng gnädig geworden,
     und er hat dem Bürgermeister versichert, dass er ihm sein Amt lassen will, weil er dafür taugt, und Onkel Ohnezehen hat er
     versprochen, ihn zu beehren, sooft er nach Hsing-Hsing-Hsia kommt. Man weiß, was das heißt, und Onkel Ohnezehen weiß es auch.
     Deshalb hat er gelächelt und gesagt, es sei eine ganz große Ehre. Morgen fahren wir nach Hami weiter, und Kao-Scheng fährt
     mit. Er sagt, er muss dem alten Gebieter einen Rapport machen und ihm sagen, wie man Verbrecher fängt. Der Vorsteher von der
     Telegrafenstation ist auch gekommen und hat gefragt, wie es mit unserer Gesundheit steht. Davon muss er einen Blitzbrief machen
     und einen zweiten, sobald wir zum Tor hinausfahren. Kao-Scheng sagt, ›man merkt, dass der Staat gut regiert ist.‹«
    Christian las Großer-Tiger vor, was er geschrieben hatte, aber Großer-Tiger war nicht einverstanden. Er sagte: »Du musst dieses
     Tagebuch anders schreiben.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Christian enttäuscht.
    »Es fehlt der nötige Ernst«, sagte Großer-Tiger.
    Also nahm sich Christian vor, ein besseres Tagebuch zu schreiben, und

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