Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
Vom Netzwerk:
Ohnezehen, »ich habe dir nichts zu vergeben.« Da nahm Glück die übrigen zwei Silberbarren, die ihm selbst
     gehörten, und dann wies er auf die sechs Beutel: »Diese Silberbatzen sind für Kao-Scheng und für seine Soldaten. Sei so gut,
     verehrter Onkel, und teile es Kasim mit, damit er sie nimmt und Kao-Scheng bringt. Er wartet am Talausgang auf uns.«
    Als Kasim erfuhr, um was es sich handelte, strahlte er über das ganze Gesicht. In jedem Beutel waren fünfzig Silberbatzen,
     und das war eine ganze große Menge. Er packte sie zusammen und stieg sogleich aufs Pferd. Dann wurde das Zelt eingerollt und
     zusammengepackt. Ungemach nahm die Kamele und führte sie aus dem Tal Fallende-Wand hinter den Hügel, auf dem Kasim gelegen
     war. Dort war der Treffpunkt mit Kao-Scheng.
    Onkel Ohnezehen setzte sich ins Führerhaus, und Christian und Großer-Tiger sprangen seitlich auf die Trittbretter, als Glück
     losfuhr. Der Motor brummte, und aus alter Gewohnheit drückte Glück auf die Hupe. Da machte sie: Tüt, tüt, tüt, tüt, und dann
     noch einmal, und so fuhr Glück mit Lärm und Motorgeheul unter der Felsbarriere entlang. Der Pudel rannte hinterdreinund bellte. Von Fallende-Wand kam der Widerhall, aber die Felsen rührten sich nicht.
    Am Ausgang des Tales wartete Kao-Scheng mit seinen Reitern. Ungemach war mit den Kamelen ein Stück weiter gezogen, damit sie
     nicht erschrecken konnten.
    Großer-Tiger und Christian sprangen ab, Glück stieg aus, und Kao-Scheng kam ihnen entgegen.
    »Unverhoffter Reichtum hat sich eingestellt«, sagte Kao-Scheng lächelnd, »ich verneige mich im Namen aller vor dem Boten des
     Fürsten. Durch seine Güte ist unser erbärmliches Los erleichtert worden.«
    »Es war mir eine angenehme Pflicht«, erwiderte Glück höflich, »darf ich bitten?«
    »Wo?«, fragte Kao-Scheng ängstlich, und er betrachtete das fremde Ungetüm, auf dem es viele Blechkanister, aber keinen Platz
     gab.
    »Wir wollen abladen«, schlug Glück vor, »ich meine nämlich, dass die Kanister überflüssig sind. Wir werfen sie vom Wagen.«
     »Es ist aber was drin«, erinnerte Kao-Scheng.
    »Eben deshalb«, setzte ihm Glück auseinander, »habe ich Eure Ankunft abgewartet. Ihr sollt dabei sein, wenn wir das Silber
     aus den Blechkannen nehmen, und Ihr sollt die Barren zählen.«
    ›Nicht nötig‹, rief Kao-Scheng großartig, aber dann besann er sich, dass er eine wichtige Amtsperson war. Während Christian
     und Großer-Tiger die Kanister leerten, überwachte er die Schichtung der Silberbarren und zählte sie.
    »Gut«, sagte Kao-Scheng mit Würde, aber er verriet nicht, wie viele es waren. Als die Arbeit beendet war, gab es auf einmal
     Platz auf dem Wagen. Wie in Ollon-Torre stellten Christian und Großer-Tiger die leeren Kanister auf einen Haufen in das Geröllbett,
     und dann kam Ungemach gelaufen. Er hatte die Kamele einem Dunganen zur Bewachung übergeben, und er brachte, was vergessen
     worden war. Er schleppte den ledernen Reisesack, der neugefüllt und prall war, er brachte die alten Mäntel von Christian und
     Großer-Tiger, ein paar Decken und auch die Filzschuhe.
    »Hund, komm her!«, rief Großer-Tiger.
    »Hund, du darfst Auto fahren«, sagte Christian.
    Sie legten die neuen prächtigen Gewänder ab und falteten sie hübsch zusammen. Nachher kletterten sie auf den Wagen und zogen
     den Pudel zu sich hinauf.
    »Haltet ihn fest!«, rief Glück, »er muss sich erst daran gewöhnen.«
    »Ich komme zu euch«, rief Onkel Ohnezehen, »da oben gibt es frische Luft und Unterhaltung. Ihr müsst mir erzählen.«
    »Alter Onkel«, sagte Christian, »wir freuen uns.«
    Kao-Scheng und Glück verschränkten die Hände, und Onkel Ohnezehen stieg hinein. Oben griffen ihm Großer-Tiger und Christian
     unter die Arme, und sie bereiteten ihm einen angenehmen Platz. Da saß er nun und winkte und freute sich, weil alle fröhlich
     waren.
    »Reist Ungemach allein?«, fragte Christian besorgt.
    »Keine Bedenken«, antwortete Ohnezehen. »Kasim begleitet ihn, und wahrscheinlich bleibt er bei uns und verwaltet die Ställe.«
    »Da habt Ihr«, sagte Großer-Tiger, »zwei Meisterschützen, die die Gäste von ›Zufriedener Heiterkeit‹ mit Steinewerfen und
     geistergleichem Schießen unterhalten können.«
    »Reist gemächlich, alter Onkel«, wünschte Ungemach und trat zwei Schritte zur Seite. »Ach, der Unglückshund ist auch oben!
     Mögen euch trotzdem zahlreiche Glückssterne scheinen.«
    Mehr verstand man nicht, denn Glück

Weitere Kostenlose Bücher