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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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großartige Geschichten erzählt, als sie sich in Dampignaks
     Burg begegnet waren.
    Christian und Großer-Tiger verneigten sich artig. Sie sagten: »Wir haben auf uns geachtet, wie der befehlende Herr es wollte,
     und wir haben gehandelt, als ob er dabei gewesen wäre. Wir sind über alle Maßen froh, Euch wiederzusehen.«
    Da brach das Eis in Glücks Brust. »Oh, ihr Spitzbuben«, rief er, »mein Herz freut sich, euch zu sehen. Lange entbehrte ich
     euern Anblick.«
    Ungemach ließ die drei Kamele stehen, und Ohnezehen glitt vorsichtig aus dem Sattel.
    Eine Zeitlang konnte man nicht verstehen, was gesprochen wurde, wer gerade redete oder wer was sagen wollte. Der Pudel bellte
     dazwischen, aber die Kamele gingen still und bedächtig zum Wasser.
    »Ich hörte«, sagte Ungemach, als es ruhiger wurde, »von einem Unglück bester Sorte.«
    »Bitte hier drüben«, antwortete Christian und zeigte auf die Felsmassen, die am Fuß der Wand lagen, und auf die Trümmer, die
     es weitherum gab.
    »Es ist besser, das Tal nur auf der Ostseite zu betreten«, machte Großer-Tiger aufmerksam.
    Ohnezehen starrte auf das Trümmergebirge, das die Höhle verdeckte, aber er schwieg. Er hatte lange genug in Anshi gelebt;
     daher kannte er die Geschichte von Fallende-Wand. Auch wunderte es ihn weiter nicht, dass Schong-Ma dahinter gesteckt hatte.
     Allein, Ohnezehen war nicht einverstanden mit dem, was jetzt geschehen war.
    »Ich wusste es«, knurrte er, und seine Augenbrauen schoben steile Falten gegen die Nasenwurzel, »sie würden ihn nicht fassen
     können; und sie haben es nicht fertiggebracht.«
    »Des Himmels Befehl«, erklärte Ungemach sanft, »lautete auf Plattgedrücktwerden. Was soll der Mensch dagegen tun?«
    Ohnezehen verstummte, aber jedem war klar, dass er noch lange nicht die Ansicht Ungemachs teilte.
    Zusammen führten sie die Kamele bis zu dem Lastwagen. Christian und Großer-Tiger halfen beim Abladen. Das blaue Zelt wurde
     aufgestellt, und als Kasim zurückkehrte, brannte ein Feuer darin. Zu essen gab es im Überfluss, und an Unterhaltung fehlte
     es auch nicht, denn Kasim konnte mit Ohnezehen reden, der wie ein Sarte türkisch sprach. Glück machte sich am Wagen zu schaffen.
     »Ihr habt geputzt, dass es eine Art hat«, sagte er, »jetzt wollen wir probieren, ob der Motor läuft.«
    Er krempelte die Ärmel hoch, trat an die Kurbel und drehte. Einmal, zweimal, da fing der Motor an zu brummen, und die Kamele,
     die zum Glück schon angebunden waren, sprangen auf. Sie zerrten an den Nasenstricken, der Pudel bellte, und Glück lief ins
     Führerhaus und stellte schleunig den Motor ab.
    »Morgen fahren wir«, rief er fröhlich, »übermorgen sind wir in Hami. Da werde ich Herrn Li-Yüan-Pei begrüßen. Er wird eine
     mittlere Freude erleben, wenn er mich sieht.«
    »Essen essen!«, rief Ungemach, und weil es gewürzte Fleischtaschen gab, ließ sich keiner bitten.
    Nachher schrieb Christian in sein Tagebuch: »Heute ist der zehnte Tag des dritten Monds. Da kamen Glück und Ungemach und Onkel
     Ohnezehen. Aber unser Hund kam als erster gerannt, wie es im Lesebuch steht. Er hat laut gebellt, und er hat uns das Gesicht
     abgeschleckt. Es war sehr schön. Glück sagt, er hat uns auch was mitgebracht, aber wir kriegen es erst morgen. Er tat, als
     ob morgen Neujahrstag sei, und dabei sind wir im April. In Hami will er Li-Yüang-Pei besuchen, und ich glaube, wir müssen
     ihn wieder am Schießen verhindern oder wenigstens so tun. Ohnezehen erzählte, dass sie in der Burg einpacken, und Mondschein
     hat gesagt, dass Dampignak ein großer König werden wird, und das viele Silber, das wir auf dem Wagen haben, sei zum Augenauswischen,
     und sie brauchen es nicht. Glück hat aber anders geschaut, als er es sah, und Ungemach sagte, dass bestimmt etwas passieren
     würde, aber er will liebernicht dabei sein. Glück ist zu Kao-Scheng geritten auf Kasims Pferd, damit sie einen Plan machen. Da wird es spät werden.
     Wir schlafen jetzt wieder im Zelt, und unser Hund bewacht uns.«
    In der Nacht kam Glück zurück. Der zunehmende Mond beschien das stille Tal, und der Bach glitzerte. Auf den Rändern der Kanister
     lief das scheue Mondlicht auf und nieder, und Glück erkannte alle Gegenstände, die es gab. Aus dem dunklen Zelt tönte das
     Schnarchen der Schläfer, und der Pudel bellte zweimal laut.
    »Hast recht«, sagte Glück, und am liebsten hätte er gerufen: »Auf, ihr Männer! Wir fahren!« Weil aber nur ein Scheinwerfer
     ganz war,

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