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Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frritz Mühlenweg
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und weil der Akkumulator keinen Strom lieferte, ließ er es bleiben.
    Dafür stand er auf, bevor es Tag wurde. Er machte Feuer, er kochte Tee, und dann weckte er unbarmherzig.
    »Männer!«, sagte Glück unternehmungslustig, »ich habe mit Kao-Scheng gesprochen, und es ist, wie wir verabredet haben, und
     darum wird es auch so sein. Du, alter Onkel, fährst mit uns bis Hsing-Hsing-Hsia und Kao-Scheng auch, weil er die Verantwortung
     für das Silber hat. Ungemach kommt mit den Kamelen nach. Dann könnt ihr überlegen, was ihr machen wollt.«
    »Wir haben es überlegt«, sagte Ungemach, »und einen Namen haben wir auch schon.«
    »Was habt ihr?«, erkundigte sich Glück.
    »Die Hauptsache ist«, sagte Ungemach, »dass man einen guten Namen findet, einen Namen, der taugt. So einen, der alle Begriffe
     übersteigt, damit die Leute gar nicht anders können, als in unserm Gasthaus absteigen.«
    »Ihr wollt eine Kneipe eröffnen?«, rief Glück.
    »Es handelt sich um ein Gasthaus ersten Ranges«, verbesserte Ungemach sanft, »um eines mit mindestens drei oder vier Zimmern,
     und in jedem Zimmer ist ein Kang, der im Winterchen-Mond nicht raucht. Dann wird in Hsing-Hsing-Hsia niemand mehr fragen müssen:
     ›Wo logiert Eure Exzellenz?‹ denn es ist selbstverständlich, dass die Exzellenz im Gasthaus ›Zur zufriedenen Heiterkeit‹ logiert,
     wo Onkel Ohnezehen die Küche führt und wo ich Hausknecht, Chef und Oberkellner sein werde.«
    »Wie?«, sagte Glück, und: »Verstehe ich recht?«, und: »Warum gerade in Hsing-Hsing-Hsia?«
    »Lieber Neffe«, sagte Ohnezehen, »es bedarf keines großen Scharfsinns, um das zu wissen. Hsing-Hsing-Hsia ist der erste Ort
     im Reich des alten Gebieters. Also können uns die Herren aus Kansu nichts anhaben. Alle Leute, die auf der Seidenstraße reisen,
     brauchen dort ein Nachtquartier. Aber bis jetzt gibt es in Hsing-Hsing-Hsia nur elende Spelunken. Diesem Mangel werden wir
     abhelfen.«
    »Ha!«, rief Glück, »es gibt Halunken, und es gibt Leute, die an morgen denken statt an gestern und vorgestern. Ich sage euch
     meine Freude.«
    »Wir bitten, unsere ergebensten Glückwünsche entgegenzunehmen«, sagte Großer-Tiger.
    »Möge das Gasthaus ›Zur zufriedenen Heiterkeit‹ gedeihen«, sagte Christian.
    Glück stand auf. Er ging zu dem Gepäck und schnürte einen blauen Tuchballen los, der mit festen Stricken umwunden war. »Jetzt
     ist die richtige Zeit«, sagte er. »Auf die Minderung folgt die Mehrung. Schaut her, was euch der Uralte-Herr sendet.«
    Er faltete das Tuch auseinander. Da lagen die zehn Silberbarren der Schwarzen-Stadt, und daneben lagen sechs Beutel, die schwer
     waren, und eine Menge Haddaks.
    »Jetzt muss ich«, sagte Glück, »meinen Geist anstrengen, damit ich die Worte wiederfinde, die mir der Uralte-Herr aufgetragen
     hat.« Er legte die Silberschuhe immer zwei und zwei nebeneinander, da waren es fünf Geschenke, und über jedes breitete Glück
     einen Haddak.
    »Kommt her, ihr zwei«, sagte Glück, und er winkte Großer-Tiger und Christian, die artig das Knie beugten. »So ist es recht«,
     lobte Glück, »Ehrerbietung ist am Platz, denn ihr habt schon wieder einen Verwandten gekriegt. Der Uralte-Herr sprach: ›Gib
     jedem meiner Brüder Kompass-Berg und Großer-Tiger zwei Silberschuhe zur Erinnerung an das Kleine-Heil und an ihren Bruder
     Dampignak.‹ Er umarmt Euch«, sagte Glück, als Großer-Tiger und Christian aufstanden, »und jetzt kommst du.«
    »Ich?«, rief Ungemach erschrocken.
    »Keine Angst«, sagte Glück, »du bist kein Fürstenbruder, aber du kriegst auch zwei Silberbarren, weil du in der Schwarzen-Stadt
     dabei warst. ›Gib sie dem‹, sagte Dampignak, ›der auf der Ostmauer stand und aufpasste.‹«
    »Und du, alter Onkel«, fuhr Glück fort, »kriegst auch zwei. ›Verehre sie dem alten Ohnezehen‹, sprach Dampignak, ›wir haben
     ihm Schlimmeres zugefügt, als ein Mensch zu tragen vermag. Er möge mir und Pfötchen vergeben, damit sich das Leid mindere.‹«
    Ohnezehen blickte traurig auf die Silberschuhe und auf den blauen Haddak, der sie halb bedeckte, aber Ungemach sagte: »Das
     Geschenk ist mit guter Meinung gegeben, darum sollst du es annehmen.«
    »Auch ich«, sagte Glück, »bitte dich um Vergebung, alter Onkel, wegen schlechten Betragens. Durch Pfötchen erfuhr ich von
     deinem Unglück, das mir das Herz schwer macht.«
    Er warf sich vor Ohnezehen nieder und berührte viermal mit der Stirn den Boden.
    »Steh auf!«, rief

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