Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
Vom Netzwerk:
sagen. „Weil meine Freundin gegangen ist und Andrew mit Jess zu tun hat, und weil ich trinke.“
    „Oh.“
    „Oh. Oh. Oh. Oh, hast du eigentlich Augen im Kopf? Warum bist denn
du
allein?“
    „Bin ich ja nicht. Ich rede mit dir.“
    Na los, gib mir Punkte, Pampelmusengesicht, Rosinenauge. Gib mir Punkte krass, mach mich mit Komplimenten nass, aber bloß kein Hass. „Warum?“
    „Warum? Was meinst du mit warum?“
    „Warum redest du mit mir?“ Ich will was Nettes hören, bitte.
    „Weil du sympathisch wirkst. Und weil du schön bist.“
    Das ist schon besser. Nur das mit der leichten Beute hast du vergessen.
    „Und weil ich auf der Arbeit nicht viele Frauen treffe.“
    Hm. Er will, dass ich mich nach seinem Job erkundige. Noch offensichtlicher geht es ja wohl nicht. Ich werde mich aber nicht erkundigen. Wenn er es mir so dringend erzählen will, dann soll er’s halt von sich aus tun. „Möchtest du denn keine Frauen kennen lernen?“
    „Natürlich würde ich gern mehr Frauen kennen lernen, aber mir ist kein weiblicher Investment-Bänker bekannt.“
    Puh. Das ist wirklich der billigste Trick, um auf seinen Lebensunterhalt zu sprechen zu kommen, den ich mir vorstellen kann. „Keine einzige? In deiner ganzen Firma arbeitet keine Frau?“
    „Nun … ich nehme an, die eine oder andere wird es geben.“
    Prima, hast du deinen Kopf endlich aus dem Arsch des 19. Jahrhunderts rausgezogen. „Mein bester Freund ist Investment-Bänker. Meine beste Freund
in
.“
    „Ich habe nicht gesagt, dass es keine gibt.“
    „Doch, hast du.“
    „Ich …“ bliblablubb. Er hört nicht auf, von Investment-Banking zu quatschen. Ich sehe, wie sein Mund sich zu den dumpfen Klängen der Musik öffnet und schließt. Er erzählt mir was von Fusionen und Übernahmen, von Übernahmen und Fusionen und … hat er aufgehört zu reden? Warum hat er mich nicht gefragt, was ich mache? Warum kostet es Kerle regelmäßig Stunden zu begreifen, dass ich eventuell auch eine Karriere vorzuweisen habe?
    „Entschuldigung“, rufe ich die Barfrau. „Entschuldigung? Frau Barfrau? Kann ich noch ein paar Schnäpse haben?“
    „Wie viele sind ein paar?“ hakt sie nach. Wie kleinkrämerisch, möchte ich gern hinzufügen.
    „Ein paar sind drei.“ Ist doch klar. Oder vielleicht sind „einige“ drei? Ich weiß es nicht. Aber wen interessiert’s auch? Ich hole mein Portemonnaie raus und gebe ihr ein
paar
Scheine. Verstanden? Ein
paar
. Das sind drei Dollar. Trotzdem beschwert sich Miss Kleinkrämerisch, dass es nicht genug ist. Vielen Dank für die Einladung, Rosinenauge. Er ist viel zu sehr mit seinem Gebabbel beschäftigt. Immer noch. Über seinen langweiligen Job.
    „Soll ich dir mal was verraten?“ frage ich. „Ich arbeite auch!“ Erster Schnaps. Zweiter Schnaps. Dritter Schnaps.
    „Ach ja? Was machst du denn?“
    „Ich arbeite bei Cupid.“ Ich betone das P. Warum, weiß ich auch nicht. „Ich bin Lektorin.“
    „Cupid?“
    „Liebesromane.“
    „Kennst du … ?“ Sag es nicht. Sag es nicht. „Fabio?“
    Was ist das bloß mit den Leuten und Fabio? Es reicht mit Fabio. „Ja, wir schlafen regelmäßig miteinander. Und offen gesprochen“, mein Blick wandert zu seinem Schritt, „ich denke, du solltest nicht dazwischenfunken.“
    Ungläubig starrt er mich an.
    „Noch acht Minuten bis Mitternacht!“ tönt es DJ-like aus einem versteckten Lautsprecher.
    Wo ist Andrew? Ich muss Andrew finden. Andrew? Andrew! Wo bist du? Da! Da! Bist! Du! Am Tisch. Da bist du ja am Tisch. Kuckuck, Andrew! Ich versuche, durch all die Leute hindurch zu dir zu kommen. Zur Seite, Leute. Jetzt komme ich! Ich winke ihm. Winke winke. Arme hoch. Arme bewegen. Tanzende Arme. Arme tanzen. Vor und zurück. Hallo. Hallo, Andrew.
    Er sieht mich. Er sieht mich ganz komisch an. Warum steht er denn nur quer? Warum stehen alle Leute quer? Warum bis Mitternacht warten? Vielleicht küsse ich Andrew
jetzt
. Ich fühle mich nicht gut. Ich fühle mich ganz und gar nicht gut.
    „Heyyy.“ Andrew ist direkt neben mir. Aber seine Stimme hört sich ganz merkwürdig an, wie verlangsamt und lächerlich laut. „Woooo waarrssst duuuu dieee gaaaanze Zeeiiit?“
    Wo war ich? Ich weiß nicht, wo ich war. „Ich habe an der Bar gesessen und zugeguckt, wie du mit Jess geredet hast. Da war ich.“ Da also.
    Hallo Jeremy! Ist das Jeremy? Es kann nicht Jeremy sein. Warum sollte Jeremy hier sein? „Jeremy?“
    Jetzt sieht er wirklich sehr unglücklich aus. Ich glaube, er knirscht etwas

Weitere Kostenlose Bücher