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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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auf die Lippen.
    Ha! Das war großartig! „Ein anderer ihrer Verehrer!“
    „Ich habe einen Fehler gemacht, stimmt’s?“ fragt Marc mit deutlich höherer Tonlage. Könnte die zweite Pubertät sein. Ich seufze genervt. „Ja, hast du.“
    Sind das Tränen in den Augen dieses gestandenen Mannes? Wo ist meine Kamera? Warum habe ich keine Kamera dabei?
    „Glaubst du, sie kommt zu mir zurück, wenn ich sie darum bitte?“
    „Ehrlich gesagt, Sam ist im Moment ganz zufrieden.“ Mit Ben, mit Philip, mit so ziemlich jedem … „Sie ist geistreich und schön und fürsorglich, und all das hast du weggeworfen. Du bist abgehauen, weil du vor der Bindung Angst hattest. Nun ist sie ein glücklicher Single, und du bist allein. Find’ einen Umgang damit.“ Es ist mir egal, ob ich hart klinge. Wer glaubt er denn, wer er ist? Warum sollte er jemandem das Herz brechen dürfen und dann erwarten, dass er es ohne Weiteres wieder zusammenkleben kann?
    Genialerweise wählt Sam unbewusst den perfekten Moment, ihre blassen Arme zu strecken und der Welt ihren jüngst gepiercten Bauchnabel zu zeigen.
    Marc verliert jegliche Farbe. „Was ist denn das? Ein Nabelring? Seit wann ist Sam gepierct?“
    Ich zucke mit den Schultern. „Sie ist ein neuer Mensch.“
    Er stürzt seinen Drink runter, ohne die Augen von Sam zu lassen. „Ich gehe.“
    Gute Entscheidung. Geh nach Hause. Danke, dass du vorbeigeschaut hast.
    Sekunden später steht Sam hinter mir. „Was ist passiert? Ich habe gesehen, dass ihr euch unterhalten habt. Was hat er gesagt?“
    Ich gebe ihr das Gespräch wieder.
    Ungläubig sieht sie mich an. „Du hast
was
gesagt?“
    „Ich habe ihm gesagt, dass du ohne ihn glücklicher bist.“
    „Wie kommst du denn da drauf?“
    „Weil es so ist.“ Bist du nicht? Ich finde schon. Du hast gesagt, du bist es. Habe ich etwa was verpasst? „Was ist mit Ben? Was ist mit Philip?“
    „Was gehen mich Ben oder Philip an?“
    Das klingt nicht gut. „Viel, oder nicht?“
    „Wo ist er?“
    „Philip oder Ben?“
    „Marc! Wo ist Marc?“
    „Er …“ Ich fürchte, diese Antwort wird sie nicht befriedigen, „ … ist gegangen.“
    „Wann
?“
    „Vor ein paar Minuten.“
    „Ich muss ihn finden.“
    Ihn finden? Soll heißen weggehen? „Du kannst nicht gehen!“
    „Doch, kann ich.“ Und damit war sie verschwunden, mich an Silvester allein in der Bar zurücklassend. Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Ich bin nicht allein. Ich bin mit dem glücklichen Paar Andrew und Jess hier. Ist das nicht geradezu perfekt?
    Ich hasse diesen Laden. Er ist randvoll. Randvoll mit randvollen Dummköpfen, die verschwitzt dicht aneinander gedrängt hier stehen, als wären wir zur Rush Hour in der Subway. Hunderte von Leuten stehen hier rum, und ich hocke ganz allein.
    Zeit für noch einen Schnaps. Was soll’s? Zeit für zwei Schnäpse. Jess ist immer noch da. Warum ist Jess noch da?
    Etwa vier, fünf, wie viele genau? Schnäpse später hält Rosinenauge den Zeitpunkt für gekommen, ein Gespräch mit mir anzufangen. Offensichtlich sende ich diese Ich-bin-ver-zweifelt-bitte-komm-und-nerv-mich-Signale aus. Bin ich verzweifelt? Vielleicht bin ich es. Jess ist immer noch da. Warum? Oh, sieh an, da ist auch Amber! Sollte ich mich mit Amber unterhalten? Das ist nicht Amber. Und hier ist Rosinenauge. Vielleicht sollte ich mit Rosinenauge reden? Rosinenauge, Rosinenauge, warst du nicht einst eine schöne pralle Traube? Warum siehst du mich mit deinen Rosinenaugen so an, Rosinenauge?
    Wie spät ist es? Schon Neujahr? Habe ich Mitternacht verpasst? „Wie spät ist es?“ frage ich meinen lieben Freund Rosinenauge.
    „Zehn vor zwölf.“
    Da schau mal her, was ich angerichtet habe. Der Bann ist gebrochen, und jetzt unterhalte ich mich mit ihm. Das ist so, wie wenn man etwas trinkt und dann das erste Mal aufs Klo geht. Danach muss man quasi alle fünf Minuten.
    „Welcher Tag ist heute?“ Das sage ich. Hat der Mensch Töne? Welcher Tag ist heute? Es ist Silvester! Ich muss so doll anfangen zu lachen, dass ich kurzzeitig vom Stuhl falle. Wow!
    „Wie heißt du?“
    „Amber“, antworte ich und weiß gar nicht, warum. Ich vermisse sie plötzlich. Wo ist Amber? Wir sind wie Geschwister, Amber und ich; wir mit unserem Silikon.
    „Warum bist du so allein hier, Amber?“
    Fällt dir nichts Besseres ein, Rosinenauge? Erzähl mir, dass ich wunderschön bin oder dergleichen. Na los, das schaffst du. Sag mir was Nettes. Ich meine es ernst. Er sollte mir lieber was Nettes

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