Großstadt-Dschungel
er.
„Gut, danke. Und deins?“
„Spitze.“
Spitze? Warum spitze? Was genau machte es spitze?
„Was machst du Donnerstagabend?“
„Nichts, warum?“
Warum?
Ich kann nicht glauben, dass ich wirklich
warum
gefragt habe. Manchmal erstaunt mich der Blödsinn, der aus meinem Mund kommt, selbst.
„Ich hatte gehofft, du würdest dir vielleicht ‚Das Apartment‘ mit mir ansehen.“
Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. Die Karten für „Das Apartment“ liegen bei etwa einer Million Dollar, ganz davon abgesehen, dass das Stück sowieso immer ausverkauft ist.
„Das wäre großartig.“
„Perfekt. Um acht geht die Show los. Ich hol dich so gegen halb sieben ab, und wir essen vorher noch irgendwo ne Kleinigkeit, okay?“
„Klingt perfekt.“
„Ich rufe dich Mittwoch noch einmal an, ob alles klar geht.“
„Gut.“
„Spitze. Hab’ eine schöne Woche.“
„Du auch.“
Ich starre auf den Hörer in meiner Hand, bevor ich ihn zärtlich wieder in seine Halterung stecke. Dann ziehe ich mir die Schuhe aus und stelle sie neben die Tür, damit Sam nichts merkt.
Yeah!
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Einladung zu einem Theaterbesuch deutlich mehr Verbindlichkeit symbolisiert, als ein Drink das täte.
O mein Gott. Ich bin praktisch verlobt.
„Ich finde das ja ein bisschen gewagt“, meint Wendy. „Er kauft die Karten, bevor er dich gefragt hat?“
„Er will Eindruck schinden.“
„Oder er wollte mit jemand anderem gehen.“
„Oder er wollte mir schmeicheln.“
„Und hat einfach unterstellt, dass du mitgehen willst? Und wenn du keine Zeit gehabt hättest? Hätte er dann jemand anderen gefragt? Die Karten kosten zweihundert Dollar.“
„Er ist Arzt. Was sind zweihundert Dollar für einen Arzt?“
„Er ist Podiatrist, kein echter Arzt. Er arbeitet mit Füßen! So oder so, meinst du nicht, er erwartet eine kleine Gegenleistung für die zweihundert Dollar?“
„Er hält mich nicht für eine Nutte, Wendy!“
„Trotzdem. Ich wäre auf der Hut.“
„Danke für deine ermutigenden Worte. Ich werde jetzt jemanden anrufen, der nicht ganz so missgünstig ist.“
„Bye.“
„Bye.“
Ich lege den Hörer auf. Drei Tage bis zur wahren Liebe. Was soll ich anziehen? Eher im Stil von Nettes-Mädchen-von-nebenan-Sandra-Bullock-Typ oder besser der Ich-trage-keine-Unterwäsche-Sharon-Stone-Typ?
Es ist erst Tag drei n.T., und ich habe schon ein Date. Haben sich die Regeln verändert, seit ich zum letzten Mal im Spiel war?
Soll ich ihn auf einen Kaffee und die Letterman Show hereinbitten? Letterman und Sex? Kaffee und Letterman
und
Sex?
Kann ich den ersten Schritt machen, oder soll ich so tun, als wär ich schwer zu kriegen? Was ist mit der Fashion Magazin Spaßregel Nummer 2: Frauen sollten das erste Treffen unpersönlich und vage halten, so dass der Mann mehr und mehr und
mehr
von der geheimnisvollen Frau wissen möchte, die ihm gegenübersitzt. In anderen Worten, sie muss total cool sein.
An der Stelle spüre ich plötzlich einen eigenwilligen Druck; die Regeln für das erste Date haben sich in den letzten Jahren einfach zu oft in ihr Gegenteil verkehrt. Ich versuche mich an das erste Date mit Jeremy zu erinnern.
Ich versuche
mich zu erinnern? Das ist nun aber wirklich ein gutes Zeichen.
Zu unserem ersten Treffen ist er mit mir in den Speisesaal des Motley Hotels gegangen, na ja, ein Saal in dem Sinne war das nicht. Er hat eine Flasche Wein bestellt, nachdem er mich gefragt hatte, welchen ich bevorzuge. Weiß, habe ich geantwortet, weil roter die Zähne verfärbt und man am Ende aussieht, als wäre man jahrelang nicht beim Zahnarzt gewesen und müsste sich das Gebiss dringend bleichen lassen. (Ich gebe zu, dass ich in punkto Zähne ein wenig gestört bin. Auf der High School habe ich dreieinhalb Jahre lang eine Spange getragen, was sicher die längste Zeit ist, die überhaupt jemals jemand eine Spange getragen hat. Als sie endlich rauskam, hat die ganze Praxis gejubelt, und ich habe geschworen, meine süßen, geraden Perlen nie, nie, nie wieder schlecht zu behandeln, was bis heute keine Zigaretten, keinen Rotwein, kein Curry und keine rote Spaghetti-Sauce bedeutet. Und bis heute trage ich das Biest noch einmal wöchentlich jeden Sonntag und werde es auch bis zu dem Tag, an dem ich heirate, nicht lassen, was übrigens ein Vorschlag meines Kieferorthopäden war, kein selbst gesteckter Zeitrahmen.)
Jeremy bemerkte, wie ich mit dem Loup de Mer liebäugelte. Ich liebe Loup de Mer, und ohne
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