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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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„Frohe Weihnachten mit Crystal”, wünsche ich ihm und knalle die Tür hinter mir zu. Ich werde nicht anfangen zu heulen. So große Bedeutung soll er nicht haben. Er ist es nicht wert. Fängt es an zu schneien? Bleiben Schneeflocken auf meiner Nase und meinen Augenlidern liegen?
    Im nächsten Lebensmittelladen frage ich die Frau an der Kasse nach einem Telefon. Sie zeigt auf die Kabine neben dem Kühlschrank am Ende des Ganges. Ich muss mit Wendy reden.
    „Hallo”, sagt sie. „Du bleibst also bei Jeremy?”
    „Nein. Ich will zurück zu Bubbe Hannah.”
    „Jetzt?”
    „Ja.”
    „Was ist passiert?”
    „Nichts”, antworte ich mit brüchiger Stimme. Ich werde nicht heulen. Ich kann jetzt nicht damit anfangen. Ich kann nicht anfangen zu heulen, während die Frau aus dem Laden mich beobachtet und dabei den Kühlschrank mit Milchtüten auffüllt.
    „Was ist passiert?”
    „Er trifft sich mit Crystal Werner.” Ich werde in einem Lebensmittelladen nicht anfangen zu heulen. Ich heule in einem Lebensmittelladen. Die Frau aus dem Laden reicht mir ein Taschentuch.
    „Ist schon in Ordnung”, sagt sie beschwichtigend (Wendy, nicht die Frau aus dem Laden), „er ist ein Arschloch. Das ist nichts Neues.”
    „Ich weiß.” Die Tränen laufen mir in Strömen übers Gesicht. „Warum also bin ich trotzdem überrascht? Es ist nicht so, dass er inkonsequent wäre.”
    Wendy diktiert mir zu bleiben, wo ich bin, sie sagt, sie würde mich in ungefähr einer halben Stunde mit einem Taxi abholen.
    Ich streune fünf Minuten durch den Laden, kaufe einen Schokoriegel und beschließe dann, Sam auf dem Handy anzurufen.
    „Jack! Wie ist New York?”
    „Furchtbar! Ich hasse diese Stadt. Wann kommst du nach Hause?”
    „Übermorgen. Am 26. Was ist mit Jer passiert?”
    Ich habe keine Lust, die Ereignisse in diesem Moment erneut Revue passieren zu lassen. „Ich auch. Ich komme auch.”
    „Wolltest du nicht erst am 28. zurückfahren?”
    „Ich habe das verschoben. Will jetzt aber auch nicht darüber reden. Erzähl von Florida.”
    „Ich habe gerade den süßesten Bademeister am Pool kennen gelernt!” ruft sie aufgeregt und fährt dann fort, mir ihre sämtlichen Männerbekanntschaften zu beschreiben.
    Zwanzig Minuten später (gute Sache, dass ich Dads Telefonkartennummer auswendig gelernt habe, bevor ich herkam), sehe ich ein Taxi vor dem Laden halten.
    Ich lege mitten in der Beschreibung einer Mund-zu-Mund-Beatmungsübung auf und setze mich schluchzend zu Wendy auf die Rückbank.
    Wir bestellen koscheres Essen beim Chinesen (Bubbe Hannah leistet uns Gesellschaft) und leihen uns „Love Story”, „Titanic”, „The Other Side of the Mountain” und „Madame X” aus. Das entspricht genau meiner Stimmung.
    „Jim hat angerufen”, sagt Bubbe Hannah.
    „Jim?” frage ich.
    „Wer ist Jim?” fragt Wendy.
    „Nicht für dich. Es war für Jackie. Der Junge hat nicht für dich angerufen. Leider.”
    Wendy verdreht die Augen. „Du meinst Tim?”
    „Ja, Tim. Ich dachte, dein Freund heißt anders. Aber ich werde alt. Ich vergesse alles.”
    „Du wirst überhaupt nicht alt, Bubbe. Du wirst doch dauernd neu herausgefordert.” Wendy kneift ihrer Großmutter in die Wange. „Was hat er gesagt?”
    „Dass er angerufen werden will.”
    Wird nicht passieren.
    „Ich habe ein Weihnachtsgeschenk für dich.” Es ist der Morgen des 25. Ich hole das Geschenk aus meiner Tasche, das ich gestern für sie besorgt habe. Es ist nicht eingepackt oder so, und ich habe auch keine Karte dazu, aber es bleibt doch ein Geschenk.
    „Du musst mir doch kein Weihnachtsgeschenk machen. Freunde sollten sich nichts schenken. Außerdem, ich kenne dich nun schon seit fünfzehn Jahren, und du hast mir noch nie was zu Weihnachten geschenkt.”
    „Ich weiß, aber diesmal wollte ich es.” Ich reiche ihr ein Exemplar des „Let’s go”-Reiseführers Europa. „Um dich zu inspirieren.”
    „Das ist ja großartig”, sagt sie und blättert durch die Seiten. „Oooh … Italien. Eines Tages fahre ich sicher mal nach Italien.”
    „Mir wäre es völlig schnurz, wohin ich fahre”, erwidere ich, „solange ich nur nie wieder nach New York muss.” Ich hasse New York. Vielleicht entwerfe ich eine Kollektion T-Shirts und Kappen mit dem Spruch.
    „Ich habe auch ein Geschenk für dich”, sagt Wendy.
    „Du auch?” Wow! Ein Geschenk! Sie reicht mir einen in transparentes grünes Papier eingewickelten Karton mit rosafarbener Schleife. Sie hat sogar eine Karte

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