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Großstadtvampire (German Edition)

Großstadtvampire (German Edition)

Titel: Großstadtvampire (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fröhlich
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verwundert. Er ging eigentlich davon aus, dass diese Berufsgruppe längst ausgestorben war. Klar gab es noch hier und dort ein paar selbst ernannte Jäger. Das waren meistens bedauernswerte Typen, die auf seltsam komischen Veranstaltungen auftraten, die von Fangruppen diverser TV-Serien und Kinofilme organisiert wurden. Aber diese harmlosen Spinner hatten nichts mit den wirklichen Vampirjägern vergangener Zeiten zu tun. Das waren niederträchtige und brutale Kopfjäger gewesen, die tagsüber in jede Gruft und jeden Keller einbrachen und den dort aufgebahrten Toten einen Holzpfahl ins Herz trieben. Oft hatten sie ihnen auch gleich noch den Kopf abgehackt und an anderer Stelle unter einem schweren Stein verscharrt, um sicherzugehen, dass der Vampir wirklich nicht mehr auferstehen konnte. Johannes hatte die verwüsteten Ruhestätten und geschändeten Leichen mit eigenen Augen gesehen und der Anblick hatte ihn zutiefst erschüttert. Das Marodieren der Jäger hatte regelmäßig zu heller Panik und massenhaften Fluchtbewegungen unter den Vampiren geführt.
    Schnell wischte Johannes die Erinnerungen zur Seite. Er streckte Arno seinen Rucksack entgegen. "Wohin damit?"
    "Da wo's immer hinkommt", antwortete Arno etwas verwundert. "Willst du mich veräppeln, oder was?" fügte er noch an, während er den Vorhang zur Seite schob. Dahinter befand sich eine große Kühltruhe und in der Ecke stand noch ein Kühlschrank aus Edelstahl. Beide waren mit einem mächtigen Vorhängeschloss gesichert. Arno hatte sich vor Jahren die Kühltruhe aus einem Großmarkt besorgt und innen mit weichen Polstern und Kissen ausstaffieren lassen. Hierhin zog er sich jeden Morgen zurück, nachdem er den letzten Angestellten nach Hause geschickt und die Kellerbar zugesperrt hatte.
    "Eine Kühltruhe ist unauffälliger als ein Sarg und bietet den gleichen Schutz", hatte ihm Arno mal entschuldigend erklärt. Johannes selbst war es relativ gleichgültig, wo er schlief. Für ihn musste es nur dunkel sein. In seiner eigenen Wohnung hatte er gut isolierende Jalousien angebracht und so war es dort schön dunkel. Also schlief er in einem normalen Bett.
    Arno löste das Schloss vom Kühlschrank. "Wie viele hast du heute?", wollte er wissen.
    "Zehn", antwortete Johannes knapp.
    "Und wie viel möchtest du dafür haben?", grinste ihn Arno an. Jeden Abend dieselbe Frage. Es war zwischen den beiden mittlerweile zu einem Spiel geworden. Als ob Johannes mit dem Preis runtergehen würde, wenn Arno nur oft genug fragte. Aber heute war Johannes nicht nach Späßchen zu Mute.
    "Macht fünfhundert", sagte Johannes ohne auf Arnos auffordernden Blick einzugehen.
    "Man wird ja wohl noch fragen dürfen", bemerkte Arno verschmitzt. Johannes fiel es in diesem Moment schwer, sich vorzustellen, dass Arno früher Priester gewesen war. Wollte man den Gerüchten Glauben schenken, dann war Arno in seinem früheren Leben sogar ein mächtiger und gefürchteter Inquisitor gewesen, bevor er vom rechten Weg abgekommen war. Angeblich hatte er eine Frau, die man der Hexerei bezichtigte, foltern lassen sollen. Eigentlich ein ganz normales Ereignis in der damaligen Zeit. Es hatte sich bei dieser Frau aber um seine Geliebte gehandelt. Also versuchte er, sie zu befreien und in Sicherheit zu bringen. Der Plan misslang und beide wurden gefasst. Danach musste Arno zusehen, wie die Frau bei lebendigem Leib verbrannt wurde. Alte Freundschaften verhinderten seine eigene Hinrichtung, aber dafür wurde er aus der Kirche verstoßen und für vogelfrei erklärt. Jahrelang ließ er sich ziellos treiben, schlug sich vornehmlich als Vagabund, Tagelöhner und Landsknecht durch und verbrachte seine Nächte meist volltrunken in billigen Kneipen und Bordellen. Irgendwann in dieser Zeit hatte ihn dann eine Hure zum Vampir gemacht. So hieß es zumindest. Aber wie gesagt, es waren alles Gerüchte und wer wusste schon, was daran der Wahrheit entsprach. Johannes konnte sich Arno wirklich nicht als Gottesmann vorstellen, und schon gar nicht als pathetisch-romantisch Verliebten. Wenn er aber recht überlegte, unterschied sich Arnos Stellung als Vorsitzender der Gemeinschaft nicht so sehr von der eines Priesters. Innerhalb der Gemeinschaft musste er sich um die Sorgen des Einzelnen kümmern und durfte nicht die Belange der Gemeinschaft aus den Augen verlieren und hatte dabei auch auf deren innern Frieden zu achten.
    "Nun gib schon her." Arno hatte mittlerweile den Kühlschrank geöffnet und streckte Johannes seine Hand

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