Grounded (German Edition)
sobald ich aufwachte.
*
Ich träumte von Erdbeeren. Süßen Erdbeeren.
Mum hatte sie früher mit Milch und Zucker verrührt und als Nachtisch serviert. Ell und ich hatten nie genug bekommen können und uns regelmäßig wie die Tiger um die letzten Bissen gestritten. Bei Erdbeeren mit Milch hatte meine Bruderliebe, die Ell sonst alle möglichen Privilegien aufopferungsvoll überließ, stets aufgehört.
Jetzt träumte ich von saftigen, frischen Erdbe eren. Die prallen, kühlen Früchte strichen über meinen Mund, über meine Wangen. Sie waren überall, ich badete regelrecht in ihnen. Geschmeidig und kühl fühlten sie sich an, wundervoll süß und fruchtig war ihr Duft. Sie wurden aber wärmer, je länger ich sie auf meiner Haut spürte. Natürlich, sie passten sich meiner Körpertemperatur an.
Allmählich glitt ich von meiner Traumwelt wieder in die Realität. Keine Erdbeeren strichen über meine Wangen, sondern Fingerspitzen. Ich küsste hungrig ein Paar zarter, köstlicher Lippen. Es war warm. Und weich. Ich merkte nicht, wie mir meine Unterhose abgestreift wurde, sondern ich genoss das Gefühl von geschmeidiger Haut. Meine Bewegungen waren etwas grobmotorisch, aber ich packte nicht zu fest zu. Im Gegenteil, die Druckintensität war genau richtig; sie seufzte genussvoll auf. Brüste, seidiges Haar, schnelles Atmen. Ich überließ mich meinen Instinkten, ließ mich fallen, küsste die vollen Lippen, die jeden Zentimeter meiner Haut erkundeten.
Schließlich sanken wir erschöpft nebeneina nder ins Laken und schnappten nach Luft. Ihr Körper schmiegte sich wie selbstverständlich an meine Seite, ihre Wange ruhte an meiner Schulter. Ich strich über die verführerisch duftende Haut an ihrem Arm und schmiegte mich an sie. Einen Moment lang spürte ich fast so etwas wie Frieden.
Erst allmählich und nach und nach kam ich zu Sinnen. Schwarzes Haar. Lippen, auf denen der Lippenstift noch nicht vollständig verblasst war. Immer noch nicht.
„Morgen.“ Steffi lächelte mich zärtlich an. Sie war tatsächlich hier. Immer noch. In meinem Bett. Nackt . Am liebsten hätte ich mich auf der Stelle übergeben. „Wie spät ist es?“, fragte sie.
Bemüht, meine Gedanken und die stumpfen Gefühlsfetzen in meiner Brust zu ordnen, warf ich einen Blick auf meinen Radiowecker. „Kurz vor fünf.“
„Oha. Mein Bruder wird sich Sorgen machen.“
„Hmm.“
„Wenn du willst, können wir uns morgen s ehen. Magst du zu mir kommen? Dann stell ich dich meinen Eltern vor.“ Sie legte die Arme um meinen Hals, schob sich dicht an mich und küsste mich langsam. Ich erwiderte den Kuss. Steffi roch wahnsinnig gut und ich war momentan sehr, sehr schwach. Und außerdem war sie so hübsch. Mein Körper begann bereits damit, wieder auf ihren zu reagieren. Dennoch, es fühlte sich falsch an, jetzt und hier in dieser Situation zu sein.
Irgendetwas stimmte nicht.
Meine Gesichtszüge mussten zumindest einen Teil meines Seelenlebens widergespiegelt haben, denn Steffis liebevoll-freundliche Miene wurde von einem Stirnrunzeln verdunkelt. „Was ist? Du guckst so komisch.“
Ich streichelte mit meinem Zeigefinger gedankenverloren ihre blasse Pfirsich-Wange. Einen Augenblick lang genoss ich den Moment noch, denn er schien reiner und klarer und weniger belastet als alles, was jemals in meinem Leben passiert war. Dann verabschiedete ich mich von dem geborgten Frieden.
Die Realität rief; es wurde Zeit, dass ich au fhörte, mich vor ihr zu verstecken.
„Ich hab eine Freundin. Und wenn sie jemals hiervon erfährt, dann muss ich mich umbringen. Steffi, tut mir leid. Ich … meine Freundin.“
Sie gähnte und schien verhältnismäßig unb eeindruckt von meinem Geständnis. „Ihr habt doch gestern Schluss gemacht.“
„Was?!“ Ich hatte gestern offensichtlich so e iniges getan, an das ich mich jetzt nicht mehr vollständig erinnerte, aber ich hatte mich doch nicht von Nathalie getrennt. Bis eben hatte ich noch nicht einmal an Nathalie gedacht. Steffis Worte ergaben keinen Sinn.
„Sag mal, warst du echt dermaßen betrunken? Erinnerst du dich an nichts mehr?“ Sie wirkte gleichermaßen enttäuscht und befremdet. Mein dämliches Gesicht musste Bände gesprochen und ihre Frage beantwortet haben. „Na, kurz bevor wir zu dir sind, hast du deine Freundin doch angerufen.“
Erinnerungsfetzen kamen hoch. Ich hatte ta tsächlich zu irgendeinem Zeitpunkt bei Nathalie angerufen. Aber hatte ich ihr nicht gesagt, dass ich sie liebte? Dass sie
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