Grounded (German Edition)
weg. Gib sie mir z urück, ich flehe dich an, lass sie bei mir“, bat ich ihn erneut aus tiefstem Herzen. Die Schwingungen, die diese Worte beim Aussprechen und danach in meinem Körper erzeugten, taten weh.
Der Rehbock wandte sich langsam wieder von mir ab, verschwand weiter im Dunkeln.
„Nein!!“, schrie ich ihm nach. „ Nicht !! Bitte nicht!“
Plötzlich erwachte ich senkrecht in meinem Bett, den rechten Arm ausgestreckt, als würde ich nach etwas greifen. Ich brauchte einen Moment um mich zu orientieren, ehe ich meinen Arm sinken ließ. Bei meinem Versuch tief einzuatmen, bemerkte ich, dass meine Nase verstopft war. Mit dem Rücken der linken Hand wischte ich über mein Gesicht. Es war nass.
So verloren und einsam wie in diesem Moment hatte ich mich noch nie gefühlt. Es war, als wäre ein großer Teil meines Körpers gewaltsam aus mir herausgerissen worden und als pulsierte aus der Wunde nach wie vor unaufhaltsam frisches, heißes Blut ins Nichts.
*
Um die Ecke herum. Langsam. Vorsichtig. Schritt für Schritt. Ducken. Da waren sie. Dort standen vier Männer in schwarzen Uniformen und mit Masken. Ich zögerte keine Sekunde und schoss sie nieder. Peng-Peng-Peng-Peng. Vier Volltreffer. Die Männer gingen blutend zu Boden. Sie waren erledigt. Zwei davon mit Kopfschuss.
Sehr gut. Schnell lud ich meine Waffe nach. Die nächsten Gegner waren vermutlich nicht weit.
Der Schlüssel klapperte im Schloss, den Controller legte ich dennoch nicht aus der Hand. Ich hatte eine Mission und es war kein Speicherpunkt in Sicht.
„Nanu? Du bist ja schon da? Es ist doch erst um fünf.“
„ Erst ist gut. Hattest du nicht um zwei Schluss?“
„Lenk nicht ab. Hattest du-- Hä? Bist du etwa noch in Schlafsachen?!“ Ell setzte sich ungläubig zu mir aufs Sofa, während sie ihre Jacke abstreifte. „Warst du heute gar nicht auf Arbeit?“
Ich antwortete nicht, sondern knallte drei we itere schwarz gekleidete Männer ab. Im Anschluss sammelte ich zwei Pakete Medizin ein, die dort auftauchten, wo meine Widersacher verendet waren.
„Schön, es geht mich ja auch nichts an. Einen Tag lang kann man schon mal Penner spielen. Aber lass das nicht zur Gewohnheit werden“, tadelte Ell mich unfreundlich.
Sie schlug mir ihren Jackenärmel über den Schädel und verschwand anschließend im Flur, um die Jacke an der Garderobe aufzuhängen.
„Im Übrigen kauft dir niemand ab, dass du nicht vor Neugier platzt, mein lieber Bruder“, verkündete Ell, als sie sich wieder zu mir gesellte. „Also gut, ich werde dir sagen, wo ich heute nach der Schule noch war.“
Eigentlich platzte ich nicht vor Neugier. Meine Tagesbeschäftigung hatte daraus bestanden, an gar nichts zu denken. Ell bildete da keine Ausnahme.
„Ich war bei Alex“, verkündete sie. Ich brauc hte ein paar Sekunden um mich zu erinnern, wer das war. Der verhasste Klassenkamerad von neulich. „Erstaunlicherweise kann der Typ wirklich zeichnen. Gar nicht mal schlecht. Ich war echt überrascht. Und, als wäre das nicht genug, kann er auch extrem gut mit Farbe. Hat mir versprochen, er macht mir ein schönes Bild für mein Zimmer. So mit ner Krähe drauf und ner eingeschneiten Schönheit. Ich hab ein paar Skizzen gesehen, die sahen auf jeden Fall vielversprechend aus. Bin ich ja mal gespannt. Aber seine Mutter, oh mein Gott, die ist vielleicht ätzend. Die hat mich völlig grundlos so was von angefaucht, das kannst du dir nicht vorstellen.“ Dann ergoss sie sich in einer ausufernden Beschreibung über Alex’ alptraumhafte Mutter. Ich nickte und gab interessierte Laute von mir, wann immer es passend erschien. „Mann, Danny, jetzt mach doch mal dieses bescheuerte Ballerspiel aus. Nichts gegen eine gepflegte Runde Zocken, aber dieses Rumgeknalle, das ist dermaßen grenzdebil. Da verblödet man doch vollkommen!“
„Lass mich.“
„Seit Jahren spielst du ständig diesen Quatsch. Dabei hast du doch oft genug bewiesen, dass du Geschmack hast, was Games angeht. Was findest du nur an diesem hirnrissigen Scheiß?“
„Es ist simpel.“
„Simpel? Primitiv, meinst du wohl.“ Ell packte die Beine auf den Couchtisch.
„Was heißt primitiv. Bei Shootern ist einfach alles klar. Wer die Guten sind, wer die Bösen sind. Du bist der Gute, deine Gegner sind die Bösen und um sie zu besiegen, erschießt du sie. Ich mag es, wenn die Dinge nicht so kompliziert sind.“
„Aha.“
Ich erschoss eine Horde von herumschleichenden, verdächtig gekleideten Gestalten. Neben
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