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Grrrimm (German Edition)

Grrrimm (German Edition)

Titel: Grrrimm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Duve
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Köpfe. Doch so schnell lass ich mich nicht ins Bockshorn jagen.
    »Sag mal, kennen wir uns nicht aus Molly Weichbrodts Freudenbude«, frage ich so harmlos wie möglich, einfach, um mal auf den Busch zu klopfen. Aber Schneewittchen sieht mich dermaßen verständnislos an, dass ich vor so viel Schauspielkunst erst mal kapitulieren muss. Grimbold schiebt mich zur Seite und salbadert weiter.
    »Du hast viel durchgemacht, du armes Kind. Aber wenn du uns den Haushalt führen, für uns kochen und waschen willst, dann kannst du bei uns bleiben, und es soll dir an nichts fehlen.«
    Das Schneewittchen stimmt freudig zu, und ich denke, das beweist dann ja wohl, dass sie gelogen hat. Oder kann sich jemand eine Prinzessin vorstellen, die ohne Wenn und Aber bereit ist, die dreckigen Hemden und Hosen von sieben Männern zu waschen und mit ihnen im selben Haus zu schlafen? Kann mir keiner erzählen.
    Mir hätte es nichts ausgemacht, mein Bett mit Schneewittchen zu teilen, aber Grimbold ordnete an, dass ich in dieser Nacht neben Hobo schlafen sollte. Am nächsten Tag haben wir alle zusammen ein neues Bett für sie gezimmert. Das hat dann neben der Feuerstelle gestanden, und Grimbold hat noch einen Teppich davorgehängt. Danach sind wir wieder jeden Tag ins Bergwerk gegangen. Schneewittchen hat währenddessen geputzt und unsere Sachen geflickt und für uns gekocht – richtiges warmes Essen, Brei und Suppe und so ’n Zeug. Und die Hütte hat geblitzt! Ist doch was anderes, wenn ’ne ordnende, weibliche Hand im Haus ist.
    So ist das erst mal ein paar Wochen gegangen. Alle waren viel besser gelaunt als je zuvor, und während wir die Steine aus dem Stollen hackten, haben wir die ganze Zeit von Schneewittchen gesprochen. Wie hübsch und lieb sie war und was sie jetzt wohl gerade tat und was wir ihr schenken wollten, wenn wir nur endlich wieder auf eine große Goldader stoßen würden. Ich weiß nicht, wie es den anderen ergangen ist, aber mich hat das verrückt gemacht, immer bloß von Schneewittchen zu reden. Ich meine, man kann doch nicht nur für die Zukunft leben und davon träumen, eines Tages genug Gold zu finden. Man muss sich auch einfach mal an dem freuen, was man bereits hat. Da robbten wir Tag für Tag durch den engen, dreckigen Stollen, und zu Hause saß dieses wunderschöne Ding herum und langweilte sich zu Tode.
    Also krieche ich eines Tages zu Grimbold rüber und sage, ich hätte Bauchschmerzen, ziemlich schlimm, und dass ich zu Schneewittchen gehe, damit sie mir einen Kräutertee aufbrüht.
    Wie ich zu Hause ankomme, riecht es nach Essigwasser. Schneewittchen ist gerade dabei, die Fenster zu putzen. Sie kocht mir den Sud, und ich setze mich mit meinem Becher aufs Bett und schaue ihr beim Putzen zu. Schneewittchen ist nicht sehr viel größer als ich. Sie tunkt den Lappen in den Eimer, und dann reckt sie sich und wischt die oberen Vierecke im Fenster. Sie steht im Sonnenlicht, Staubpartikel flirren um sie herum, und ihr neuer roter Rock, für den wir alle zusammengelegt haben, rutscht ihr beim Putzen fast bis zum Knie hoch, und ihr Hintern wippt im Takt der Wischbewegungen. Ich merke gleich, die legt es darauf an. Ich lass sie aber erst mal zappeln und trinke ganz in Ruhe meinen Tee zu Ende. Dann stelle ich den Becher auf den Boden und schleiche mich an sie heran, bis ich direkt hinter ihr stehe.
    »Schneewittchen«, sage ich, und sie erschreckt sich so, dass sie fast ins Fenster fällt und ich sie festhalten muss. Das Wasser im Eimer schwappt.
    »Nun mal langsam, Prinzessin«, sage ich. »Ich wollte dich ja bloß darauf aufmerksam machen, dass dein Miederband offen ist.«
    Natürlich ist ihr Mieder vollkommen in Ordnung. Aber da es auf dem Rücken geschnürt wird, kann sie das nicht sehen. Ist ein guter Trick. Sag einer Frau, dass sie einen schwarzen Fleck am Kinn hat oder dass ihr Lippenrot verschmiert ist, und sofort wird sie unsicher, fummelt sich im Gesicht herum, und du bist obenauf und bestimmst, wie es weitergeht.
    »Soll ich es dir zuschnüren?«, frage ich.
    Sie errötet prompt – also wenn eine fällig ist, dann sie – und haucht: »Ja, wenn du so freundlich sein willst.«
    Ich mache mich also an ihrem Mieder zu schaffen. Und da es da nichts zuzuschnüren gibt, binde ich es ganz gemütlich auf. Es dauert eine Weile, bis sie mitkriegt, was ich da tue. Aber dann ist plötzlich die Hölle los. Sie faucht wie eine Katze und springt mir beinahe ins Gesicht. Dabei kreischt sie, ob ich wahnsinnig sei, und nennt

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