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Grrrimm (German Edition)

Grrrimm (German Edition)

Titel: Grrrimm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Duve
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zusammen an die Luft.
    »Lass man«, sagte ich. »Ich brauch keine Hilfe. Ich lege mich einfach ins Bett.«
    Grimbold kam jetzt ebenfalls aus dem Stollen.
    »Lasst doch«, sagte ich verzweifelt, »ich habe bloß Bauchschmerzen. Lasst mich allein gehen.«
    »Nichts da«, rief Grimbold, »wenn du wieder eine böse Vorahnung hast, dann kommen wir alle mit.«
    Ich konnte mich drehen und winden, sie ließen sich nicht abwimmeln. Am Ende sind wir zu siebt zu Schneewittchen gegangen. Es war völlig lächerlich, aber was sollte ich machen. Ich konnte nur hoffen, dass die ganze Bagage wieder verschwinden würde, wenn sie sahen, dass mit Schneewittchen alles in Ordnung war.
    Leider war aber überhaupt nichts in Ordnung. Als wir den Hügel herunterstapften, sahen wir bereits von Weitem, dass die Haustür offen stand. In diesem Moment ließen wir unsere Hacken fallen und begannen zu laufen und liefen ohne einmal innezuhalten zum Haus. Schneewittchen lag auf dem Boden und atmete nicht mehr. Ihr Gesicht war weiß wie ein Laken. Helmerich, Grimbold und Hobo schnitten ihr das Miederband auf und Bickerl nahm alle Kämme aus ihrem Haar. Sie glaubten mehr denn je an die Geschichte von der bösen Stiefmutter, die Schneewittchen nach dem Leben trachtete, und dachten, sie müssten jetzt bloß irgendeinen Fremdkörper finden und entfernen, und Schneewittchen würde wieder zum Leben erwachen. Gegen Abend hörten sie endlich auf zu suchen, und wir zogen Schneewittchen aus, um sie zu waschen. Es war das erste und einzige Mal, dass wir sie nackt sahen, und keiner von uns sagte ein Wort. Anschließend zogen wir ihr das Kleid der Bürgermeisterin an, kämmten sie und flochten ihr die Haare, so gut wir das eben konnten. Als sie da so mit gefalteten Händen auf dem Tisch lag und so schön war und aussah, als könnte sie jeden Moment aufstehen, um eine Suppe für uns zu kochen oder unsere Socken zu stopfen, ging mir das ganz schön an die Nieren. Ich hatte Angst, dass ich gleich zu heulen anfangen würde, und darum sagte ich zu Bertil, er solle mit mir ins Dorf hinunterfahren, um einen schönen Sarg aufzutreiben. Beschäftigung hilft immer.
    Es war längst dunkel, als wir ins Dorf kamen, aber das war uns gerade recht. Wir wollten nicht, dass uns einer sah und vielleicht noch nach Schneewittchen fragte. Wir fuhren zum Tischler, doch der Mann, den wir herausklingelten, sagte, er wäre Glasmacher, der Tischler schlafe in der Stadt, weil er täglich in dem neuen Dom zu tun hätte. Stattdessen wohne jetzt er – der Glasmacher – hier für die nächste Zeit, weil er die Werkstatt brauche, um die Kirchenscheiben zu fertigen. Aber er glaube, er hätte noch irgendwo einen frischen Sarg herumstehen sehen. Und da hatte ich die Idee.
    »Kannst du uns einen Sarg ganz aus Glas fertigen«, fragte ich. »Wir zahlen mit Gold.«
    Bei dem Wort Gold wurde der Glasmacher wach. Nachdem er uns auseinandergesetzt hatte, dass die Sache nicht gerade billig werden würde, und wir ihm auseinandergesetzt hatten, dass uns das völlig egal war, drückte er jedem von uns ein großes Bündel Bleiruten in den Arm, schnappte sich eine Kiste mit Glasscherben und brachte uns zum Schmied. Der Schmied erhitzte mehrere Eisenstäbe im Feuer, und der Glasmacher schlug und brach die bunten Scherben, die eigentlich für die Kirchenfenster gedacht gewesen waren. Anschließend bog er die Bleiruten um das Glas, und der Schmied drückte seine heißen Eisenstäbe auf die Stellen, wo sich zwei Bleiruten berührten, und verschmolz sie miteinander. Die beiden arbeiteten die ganze Nacht durch. Zweimal brach eine Scherbe, während sie das Bleigerüst in die Form eines Sarges zu biegen versuchten, und der Glasmacher musste fluchend eine neue einpassen. Bertil und ich halfen, wo wir konnten, hielten das Feuer in Gang, fegten die Glassplitter weg, schleppten Wasser, holten neue Scherben und neue Bleiruten, und waren froh, dass wir etwas zu tun hatten. Und am Ende stand vor uns ein gläserner Sarg mit einem gläsernen Deckel. Dort aber, wo der Deckel über Schneewittchens Kopf liegen würde, hatte der Glasmacher ein besonders schönes und großes Glas eingesetzt, das beinahe vollkommen farblos und ganz und gar durchsichtig war.
    Allmählich bekam er wohl selber Geschmack an seiner Arbeit.
    »Wie wäre es noch mit einer Inschrift im Deckelrand?«, fragte er. »Vielleicht aus rotem Glas? Ich habe drüben noch rote Splitter liegen?«
    »Nein«, sagte Bertil, »die Inschrift soll aus purem Gold

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