Grrrimm (German Edition)
Florentine noch ein paar Wochen zappeln, aber dann tat es ihm leid um die schöne Zeit, und er gestattete ihr, ihn zu besuchen. Die Hochzeit wurde noch für dieselbe Woche angesetzt, weil Alphons eine immer größere Aversion gegen das Warten entwickelte. Und die Fee Fanny lud er gleich als Erste ein.
König Alphons und Königin Florentine wurden sehr glücklich miteinander, denn da sie trotz ihrer scheinbaren Jugend bei der Vermählung beide schon weit über hundert Jahre alt waren, so fehlte es ihnen nicht an der nötigen Reife, die zu einem solchen Glück notwendig war. Alphons machte sich keinerlei Illusionen über den Charakter und die Beweggründe seiner Frau, und Florentine machte sich wiederum keine Illusionen darüber, was im Alter mit einem Ehemann wie Alphons auf sie zukommen würde. Sie liebten sich einfach trotzdem. Und so lebten sie vergnügt bis an ihr Ende, wurden zusammen älter, bekamen zusammen Pergamenthaut und Putenhälse und hatten sich immer gern.
Bruder Lustig
ls unser Herrgott wieder einmal auf Erden wandelte, da begegnete ihm ein Soldat. Der fragte sogleich nach dem Woher und Wohin, und bevor der Herr Jesus noch antworten konnte, nötigte ihn der Soldat, sich mit ihm auf eine zerschossene Mauer zu setzen, zog ein kariertes Schnupftuch und einen Kanten Brot aus seinem Tornister, breitete das Tuch auf der Mauer aus, brach das Brot in zwei Hälften und reichte dem Herrn die eine davon.
»So wollen wir es von nun an immer halten. Lass uns zusammen weiterziehen, Kamerad, und alles, was der eine findet oder erwirbt, das teilt er mit seinem Bruder. Denn Brüder sind wir in der Armut, ich bin der Bruder Lustig und du der Bruder Gemach.«
Das gefiel dem Herrn Jesus gut, er schlug in die ausgestreckte Hand ein, warf einen flüchtigen Blick auf die zusammengewürfelten Uniformteile, die Bruder Lustig trug, und fragte:
»Warum bist du eigentlich nicht bei deiner Kompanie?«
»Es war einmal ein großer Krieg, und als der Krieg zu Ende war … aber was bist du so neugierig?«, sagte Bruder Lustig. »Die Vergangenheit wollen wir nicht teilen. Davon wird niemand satt.«
Also zogen sie miteinander fort. Wie sie eine Stunde auf der staubigen Straße gegangen waren, warf Bruder Lustig einen begehrlichen Blick auf die Jutetasche des Herrn und sagte:
»He, Bruder Gemach, nun bist du an der Reihe, den Wirt zu geben. Ich sehe da einen Flaschenhals aus deiner Tasche ragen. Ein Schluck Wein wäre mir gerade recht.«
»Ich kann dir davon nicht geben«, sagte der Herr Jesus, »denn es ist kein Wein, den ich mit mir trage, sondern das Wasser des Lebens. Kein Mensch darf davon trinken, wenn er nicht krank ist oder verletzt.«
Bruder Lustig verzog missmutig das Gesicht.
»Das fängt ja gut an. Eben noch hast du geschworen, alles mit mir zu teilen, und nun willst du mir nicht einmal einen Schluck von deinem Wein abgeben. Ein schöner Kamerad, also wirklich.«
Bald darauf kamen sie an einen steilen Abhang. Da tat der Bruder Lustig, als würde er stolpern, warf sich auf den Boden und rief:
»Oh mein Bein, mein Bein! Schnell gib mir von deinem Wasser des Lebens zu trinken.«
Der Herr Jesus entkorkte die Flasche und reichte sie ihm, und Bruder Lustig tat einen langen Zug. Gleich spie er es dem Herrn wieder vor die Füße.
»Pfui Teufel, das ist ja das reinste Wasser! Was soll ich damit, ich bin doch kein Fisch?«
Der Herr Jesus korkte die Flasche sorgfältig wieder zu und verstaute sie in seiner Jutetasche. Bruder Lustig rappelte sich auf, klopfte den Staub von seiner Hose und sah die Straße hinunter, auf der ein Moped angefahren kam, das eine lange Staubwolke hinter sich herzog. Auf dem Moped saß ein bärtiger Bauer.
»Bist du der, der den Fahrer des Kommandanten geheilt hat?«
»Der bin ich«, erwiderte Jesus.
»Meister, ich bitte dich, so heile auch meine Tochter, die im Sterben liegt.«
»Bring mich zu ihr«, sagte Jesus. Er stieg hinter dem Bauern auf das Moped und hielt sich an seinen Schultern fest, und hinter dem Herrn stieg Bruder Lustig auf und hielt sich am Gepäckträger fest. So fuhren sie zu einem Dorf in den Bergen. Dort war eine Menschenmenge vor einem Haus versammelt. Die Frauen klagten und schrien und warfen die Hände in die Luft, und als der Herr Jesus zusammen mit dem Soldaten und dem Bauern in das Haus trat, lag da ein junges Mädchen auf einem Bett, schön von Angesicht, aber mit verbrannten Armen und Beinen und so tot, wie jemand nur tot sein konnte.
»Es ist noch nicht
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