Grrrimm (German Edition)
hineinwünschst, im selben Moment darin findest.«
»Na, das ist ein Ding«, sagte Bruder Lustig, »der Handel gilt.«
»Aber nie wieder Knochenwaschen«, mahnte der Herr Jesus und streckte seine Hand aus. Bruder Lustig schlug ein.
»Abgemacht.«
Also blieb der Herr mit dem Wasser des Lebens im Restaurant sitzen und Bruder Lustig ging mit der Jutetasche fort. Wie er einen Kilometer gegangen war, fiel ihm etwas ein, er lachte und wünschte sich das Essen, das der Bruder Gemach im Restaurant inzwischen bestellt haben musste, in die Tasche samt Besteck und Serviette und Weinflasche. Als er in die Tasche hineinsah, fand er alles wie bestellt, nur dass er gern etwas Nahrhafteres als einen kleinen Salat mit Folienkartoffel gefunden hätte und die Rotweinflasche inzwischen leer war.
Bruder Lustig zog noch lange in der Welt herum und litt dank seiner Jutetasche niemals Hunger. Er trennte sich keine Sekunde von ihr, ging abends mit ihr schlafen und wachte morgens mit ihr auf. Endlich aber war er alt geworden, und eines Tages wachte er auf und war tot und fand sich in der Hölle wieder. Gleich kamen ein paar Teufel angelaufen, um ihn auf ihre Forken zu spießen. Aber Bruder Lustig hielt ja noch seine Jutetasche im Arm.
»Husch, alle Teufel in die Tasche«, rief er. Da mussten alle Teufel der Hölle in die Jutetasche fahren, und sie beulte sich mächtig aus. Nur der Oberteufel stand noch vor dem Bruder Lustig, der hatte beim besten Willen nicht mehr in die Tasche gepasst. Bruder Lustig nahm die Forke, die einer der Teufel verloren hatte, und prügelte damit die Jutetasche durch. Die gefangenen Teufel heulten und jaulten.
»So geht das nicht«, sagte der Oberteufel. »Wir hatten es so schön hier, bevor du gekommen bist. Und eine gewisse Ordnung. Eine Hölle ohne Teufel – wie soll das funktionieren? Kannst du nicht wenigstens die Hälfte von ihnen wieder herauslassen?«
»Na, vielleicht lasse ich ein Viertel wieder hinaus, aber zuerst führe mich zu meinem guten Freund, dem Bruder Gemach«, sagte Bruder Lustig. Der Oberteufel schlug ein feuerrotes, mannshohes Buch auf, blätterte und blätterte.
»Bruder Gemach haben wir hier nicht. Also entweder ist dein Freund noch gar nicht tot, oder er ist in den Himmel gekommen.«
»Ach, und dabei habe ich mich so darauf gefreut, den Bruder Gemach wiederzutreffen«, sagte Bruder Lustig. »Wenn er nicht hier ist, dann will ich auch nicht in der Hölle sein.«
»Na also«, rief der Oberteufel, »alles bloß ein Missverständnis. Habe ich es mir doch gleich gedacht. Wahrscheinlich solltest du längst im Himmel sein, wo dein lieber Freund Gemach bereits auf dich wartet.«
»Du meinst, es war eine Verwechslung?«, fragte Bruder Lustig.
»Aber natürlich. Im Himmel werden sie dich schon schmerzlich vermissen. Am besten, du machst dich sofort auf den Weg. Da vorne geht es hinaus, und dann immer die steilen, steinigen Stufen hoch. Aber vielleicht könntest du vorher noch meine Teufel aus der Tasche lassen. Die können ja schließlich nichts dafür, dass du an der falschen Adresse gelandet bist.«
Bruder Lustig ließ die Teufel aus der Tasche und machte sich auf den Weg in den Himmel. Die Teufel knallten hinter ihm das Höllentor zu, legten drei schwere Riegel vor und schoben noch ein massives Gründerzeit-Vertiko, das des Oberteufels Großmutter gehörte, davor.
Als der Bruder Lustig nun die vielen steilen, steinigen Stufen hinaufgestiegen war, gelangte er an das Himmelstor und klopfte an.
»Name?«, schnarrte es aus der vergitterten Pförtnerloge. Dort saß ein Mann mit einem langen weißen Bart, der einen goldenen Schlüssel am Gürtel trug.
»Ich bin der Bruder Lustig. Und ich suche einen guten Freund von mir, der im Himmel wohnen soll, den Bruder Gemach.«
»Gemach …, Gemach …«, sagte Petrus und blätterte in einem kleinen goldenen Buch, nicht größer als ein Schulheft, »ist hier nicht verzeichnet. Dein Name steht übrigens auch nicht im Buch, und das bedeutet, dass ich dich sowieso nicht hereinlassen kann.«
»Mein Freund wird für mich bürgen. Vielleicht nennt er sich inzwischen anders. Er war so ein dunkler, schlanker Typ mit Bart, und er hat mir diese Jutetasche geschenkt.«
Der heilige Petrus besah sich die Jutetasche genauer, und ihm kam ein Verdacht.
»Warte hier«, sagte er, »ich gehe einmal nachfragen.«
Bruder Lustig wartete und kickte Kieselsteine gegen das Himmelstor. Endlich kam der Apostel zurück.
»Dein Freund ist tatsächlich bei uns im Himmel.
Weitere Kostenlose Bücher