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Gruber Geht

Gruber Geht

Titel: Gruber Geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Knecht
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Situation hatte Gruber sich, nach einer letzten Line auf dem Klo, schließlich großmütig erbarmt. Hatte ihre Rechnung bezahlt. War mit ihr heimgefahren. Hatte ihr im Taxi den Rock hoch- und seine Hand in den Slip geschoben, und er wusste genau, dass der Taxifahrer über den Rückspiegel zusah, er wollte es, es war ein betrunkenes, verkokstes und, ja, bescheuertes Männermachtspiel, schau, Wichser, du musst fahren, während ich jetzt dieser Frau, die ich nicht kenne, den Finger in die rasierte Möse schiebe, und siehst du, sie lässt mich, und wenn ich wollte, würde ich sie jetzt hier auf deinem Rücksitz vögeln, aber ich will noch nicht, sondern ich ficke sie gleich anschließend bei ihr daheim auf dem Parkettboden, von hinten, sie auf allen vieren, keuchend und schreiend. Und mit dem geringen Unterschied, dass er dann tatsächlich statt auf Parkett auf einem unangenehm kalten Fliesenboden gekniet hatte, war das dann auch so geschehen. Ihr Arsch unter dem hochgeschobenen Jeansminirock war geteilt gewesen in ein sehr kleines weißes Dreieck und einen braungebrannten Rest rechts und links unter seinen Händen.
    Sarah würde ihn (warum dachte er in diesem Moment an Sarah, ausgerechnet?) dafür verachten, Gruber sah Sarah vor sich, sieht, wie sie (er braucht dringend etwas zu trinken, er ist vermutlich völlig dehydriert) sich wegdreht, sie trägt dabei, wie Gruber überrascht feststellt, ein schmales, dunkelviolettes Poloshirt mit sehr kurzen Ärmeln und um den Hals ein silbernes Medaillon, sie wirft Gruber (und Aspirin, Kathi, bittebitte Aspirin) einen kurzen, verletzten Blick zu und wendet sich dann ganz ab, peinlich berührt und verwundert, weil es Gruber möglich ist, gleichzeitig mit ihr und mit so einem wirbellosen Trutscherl zu schlafen. Also jetzt gleichzeitig im Sinn von im gleichen Raumzeitkontinuum.
    Weiber verstehen das einfach nicht. Weiber, zumindest die Weiber, die Gruber kennt, haben immer den gleichen Typ Mann, und wenn sie einmal nicht mehr den gleichen Typ haben, dann, weil der Therapeut oder die besten Freundinnen einen anderen verschrieben haben, schau dir Kathi an. Hatte immer den gleichen Typ gehabt: den unzuverlässigen, charismatischen, suchtaffinen Schlaks, einen nach dem anderen, in blond, in braun, in schwarz, einen Rothaarigen fand sie tatsächlich auch, und nachdem ein Schlaks (der spezielle war wieder blond gewesen) schließlich versucht hatte, sie zum Zwecke der Drogenversorgungsoptimierung auf den Strich zu schicken, hatte sie endlich einen tadellosen Zusammenbruch hingelegt. Die Mutter hatte es ihm am Telefon erzählt, mit dramatisch tiefergelegter Stimme, aus der Gruber aber ganz deutlich Erleichterung herausgehört hatte, ja, eine ganz schlecht verhohlene Befriedigung. Denn diesem Zusammenbruch war offenbar Heilkraft eingeschrieben, die einmalige Chance, Kathis drogenvergiftetes, abgedriftetes Leben zu kurieren und wieder auf Spur zu bringen. Und das tat der Zusammenbruch irgendwie auch. Na ja, wie man’s nimmt, definiere: Leben, Spur, Sinn. Bald nachdem Kathi mit Hilfe einer Therapeutin, der Mutter und ihren sechs oder acht besten Freundinnen (die sich Gruber, ausgenommen die eine mit den Supertitten, nie merken konnte) ihre Existenz- und Beziehungsmatrix neu programmiert und sozusagen entschlakst hatte, fand sie Tom, den Spießer, und ließ sich von ihm umgehend das erste Kind machen. Der Spießer wusste vermutlich gar nicht, wie ihm geschah. Kaum hatte Kathi ihn erspäht und auserwählt, waren sie auch schon eine glückliche, gesunde Familie, Vatermutterkind, Lärchenholzdielen, Ikea-Küche, Secondhand-Möbel und das alte, natürlich wunderfantastisch aufgeputzte Gitterbett, in dem schon Gruber gefangen gehalten worden war. Die dickbauchige, watschelnde Kathi hatte es ihm stolz gezeigt: pragmatische Geschäftigkeit, zielorientierte Problemlösungsstrategien, das genetisch implantierte Wissen, was zu tun ist, wenn. Familienerbe, von dem er, Gruber, leider ausgeschlossen ist. Oder zum Glück, er kann es im Moment nicht so genau sagen.
    Er hört Kathi drinnen scheppern, und dann kommt sie zurück mit einem bunten Blechtablett, das sie auf der Bank neben Gruber abstellt. Abwirft eher, Kathi hat, Gruber kann gerade noch die Weinflasche halten, bevor sie auf den Boden kippt, definitiv nie als Kellnerin gearbeitet. Heast! Tschuldigung. Na ja, sie hat es mit der Kellnerei, soweit Gruber sich erinnert, einmal versucht, wurde aber noch in der ersten Nacht gefeuert. Kein Wunder. Sie ist

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