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Gruber Geht

Gruber Geht

Titel: Gruber Geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Knecht
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dann, bis acht. Und war gegangen, und hatte, apropos Scheiß-Restaurants, schlagartig zu hirnen angefangen, wohin mit ihr. Weil, merkwürdig, er wollte mit Sarah an einen Ort, an dem sie sich wohlfühlen würde. Normalerweise kein Thema für Gruber, normalerweise ging Gruber mit Frauen da essen, wo er essen wollte, ins Fabio’s, in die Goldenen Zeiten, ins Steirereck, ins Umar, ins Neni und manchmal einfach drei Häuser weiter ins Café Drechsler, wo die jeweilige Frau dann in ihrem glänzenden, zu weit ausgeschnittenen Top und ihren billigen Online-Versand-High-Heels auf der Bank hinter einem kleinen Kaffeehaustisch saß und sich, weil sie sich etwas Exklusiveres, Haubengekröntes, Fabioeskeres erwartet hatte von Gruber, verarscht fühlte und dann nicht mit ihm ins Bett wollte. Außer Gruber ging mit der Frau, weil er eben doch mit ihr ins Bett wollte, endlich doch noch in eine schicke Bar, wo ihre Riemchenglitzerheels nicht mehr so deplatziert wirkten wie im Drechsler. Aber wenn Gruber eine Frau in ein Restaurant einlud, erwartete er Anpassung, er zahlte schließlich die Rechnung, er zahlte konsequent immer die Rechnung, wodurch ihm naturgemäß das Recht auf die Wahl der Örtlichkeit zustand, oder? Außerdem fand er es unmännlich, nicht zu wissen und zu bestimmen, wohin man essen ging. Das mit der Rechnung hatte auch noch den anderen Grund, dass die Frauen dann, so sah es jedenfalls Gruber, irgendwie in seine Schuld gerieten und in seiner Schuld standen, wenigstens ein bisschen, sodass man sie, Vorteil Gruber, im Bedarfsfall leichter rumkriegen konnte, durch dieses bisschen Schuld. Auch wenn die Frauen das gewiss nicht zugeben würden, auch wenn die Frauen es für völlig normal und naturgegeben hielten, von Porsche-Gruber eingeladen zu werden, so brachte es sie doch in eine leicht unterlegene Position. In eine Schuldner-Position, in eine Position, in der ein wenig Dankbarkeit jetzt oder besser dann doch angebracht war. Zumindest denkbar. Sah Gruber so, doch. Und jedenfalls allemal besser, als Gruber stand in Frauen-Schuld, irgendwie, wie peinlich ist das denn. Also Restaurantwahl: Gruber, und nur Gruber. Und Entschuldigung, die Weiber geben doch immer damit an, wie flexibel die Frau an sich doch sei, wie unendlich viel flexibler als der Mann als solcher, und Gruber fand, dass ein wenig Demut bei der Wahl der Dinierstätte eine gute Gelegenheit sei, derlei Flexibilität auch einmal in der alltäglichen Praxis zu beweisen. Und bitte, es hatte sich nie eine beschwert, jedenfalls nicht hörbar. Na gut, stimmt nicht, Carmen hatte sich wohl beschwert, aber Carmen hasst das Fabio’s. Also jetzt nicht das Fabio’s an und für sich, denn Carmen besaß das Talent, gutes Essen würdigen zu können und sie wusste auch Fabio Giaccobellos Kochkunst zu schätzen, aber sie verachtete die Gesellschaft in seinem Restaurant, sie wolle, hatte Carmen wiederholt geschimpft, nun einmal nicht in der Gesellschaft zwielichtiger Exminister und ihrer aufgetakelten Dumpfweiber essen. Sie hatte es dann doch getan, und genau das nahm Gruber ihr ein wenig übel, nein, ziemlich übel. Weil sie das nämlich definitiv nicht getan hätte, wenn er nicht krank wäre. Carmen hatte sich, obwohl sie sich sonst jede Mitleidsregung verbiss, fraglos nur wegen Grubers Krankheit herabgelassen, sich mit ihm ins Fabio’s zu setzen, normalerweise hätte sie erbittert ein anderes Restaurant erstritten, mit dem Hinweis, dass sie die Rechnung bitte gerne übernehme, wenngleich Gruber am Ende natürlich trotzdem, aus Prinzip, bezahlt hätte. Aber letztes Mal hatte Carmen sich sofort seufzend mit dem Fabio’s einverstanden erklärt, das Gruber ihr eigentlich nur vorgeschlagen hatte, um sie zu provozieren, um am Telefon ein bisschen mit ihr streiten zu können, aber beschämenderweise hatte sie ganz gegen ihre Natur gar nicht protestiert, sondern sofort nachgegeben. Mitleid, ganz klar. Beleidigend, eigentlich. Glücklicherweise hatten an diesem Abend keine Exminister und keine aufgespritzten Glitzer-Erbinnen im Fabio’s diniert, nur ein moppeliger Staatssekretär und eine mürbe blondierte Exkanzler-Exgattin, und Carmen hatte, weil sie nicht anders konnte, verächtlich das Gesicht verzogen, aber sich dann nicht weiter beschwert, und exakt das hatte Gruber den Abend, was er sich natürlich nicht anmerken ließ, ziemlich verdorben. Scheiß, scheiß, scheiß Mitleid. Sogar Carmen, Carmen the Cool. Verräterin, Rückgratlose. Auch nur ein Weib. Nicht einmal auf

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