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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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sah Anselm an.
    „Ist er weg?“
    Anselm nickte. „Ich dachte, du wolltest erst das Wasser
austauschen, bevor du wieder in dem Pool schwimmst?“
    „Ich glaube, ich erspare mir diese sentimentalen
Anwandlungen.“ Sie legte die Hände auf den Beckenrand und zog sich mit einem
kraftvollen Schwung aus dem Wasser. Der nasse Badeanzug zeichnete jede Pore und
Wölbung ihres Körpers nach, auf ihrer gebräunten Haut glänzte das Wasser und
unterstrich damit die Kontraktion und Entspannung der Muskulatur. Sie ging an
ihm vorbei. Sein Blick folgte ihr. Für einen Moment überkam ihn Lust. Er spürte
das Bedürfnis, mit den Fingerspitzen über ihren Rücken zu fahren, ihre
Schultern zu berühren, ihren Körper zu fühlen und den Duft ihrer Haut zu atmen.
     
    „Was hast du auf dem Markt erfahren?“, fragte sie.
    „Sie ist eine Autorität auf dem Gebiet der Heilpflanzen
und heißt Pauline. Mehr war nicht herauszubekommen. Sie war selbst nicht auf
dem Markt. Weder in Prades noch in Montigny. Ich versuche es Sonnabend noch
einmal.“
    „Pauline sagst du? Das hätte Eds Vater gefallen.“
    „Warum?“
    „Der alte Baumann hieß Paul und war ein ausgesprochener
Provence-Freak. Streng genommen hat er Ed und mich zusammengebracht. Weil ich
Französin bin. Aber das ist nun eine ganz andere Geschichte.“ Sie lachte leise.
„Hast du Lust, uns was zu kochen? Ich hatte hier noch nie einen Kochbuchautor
zu Gast. Ich möchte das eigentlich ausnutzen.“
    „Du nutzt mich ohnehin schamlos aus. Aber ich kann ja mal
nachsehen, was Sophie in deiner Küche hinterlassen hat. Mehr als eine
Kleinigkeit ist aber nicht drin.“ Er ging auf die Terrassentür zu und verharrte
einen Moment dort. Dann drehte er sich noch einmal zu ihr um.
    „Was läuft hier? Du spielst vor der Polizei die
Ahnungslose und riskierst dabei eine weiterführende Ermittlung. Dein Personal
räumt sorgfältig alle Spuren beiseite, die zur Klärung hätten beitragen können,
nur um angeblich dir die Entwürdigung zu ersparen. Die Blondine, die Ed zur
Strecke gebracht hat, interessiert dich nicht, dafür aber eine alternde
Marktbeschickerin, die nun ganz und gar nicht als eine seiner Affären infrage
kommt. Und mich zitierst du aus Hamburg her, um irgendwelche Ziele zu
verfolgen, die nur du kennst.“
    „Du kennst das Ziel. Ich habe es dir genannt. Ich will
wissen, wer diese Frau ist. Was zwischen ihr und Ed lief. Welche Geheimnisse
die beiden verband. So einfach ist das! Du bist hier, weil ich dir vertraue,
weil du Französisch sprichst und der einzige Mensch bist, von dem ich Hilfe
erhoffen kann. Ich kenne sonst keine Männer mit deinen Talenten.“
    Du spinnst, dachte Anselm, sagte aber nichts. Er
betrachtete sie einen Moment lang schweigend, wobei ihm bewusst wurde, dass
Valerie dies nicht nur wahrnahm, sondern sich auch ganz selbstbewusst
inszenierte. Sie hatte sein Interesse an ihrem Körper erkannt und spielte diese
Karte.
     
Erste Hinweise
    „Baumann hat sich intensiv mit der Befreiung der
Provence beschäftigt.“ Capitaine Nicolas Gauthier sprach, ohne seinen Partner
Vidal zuvor begrüßt zu haben. „Wir haben mehrere Zeitungsannoncen entdeckt, in
denen er Zeugen für die Tage vor und nach der Landung der Alliierten gesucht
hat. Ich habe mich schlau gemacht. Die Aktion begann am fünfzehnten August
vierundvierzig und lief unter dem Codenamen ,Operation Dragoon‘. Nach zwei
Wochen hatten die alliierten Truppen praktisch die gesamte Provence von den
Deutschen befreit.“
    Vidal sah müde über das Lenkrad auf die Landschaft des
Plateau de Vaucluse, während er Gauthiers Ausführungen folgte. Für die Fahrt
von den Baumanns zurück nach Avignon hatte er einen Umweg durch die Berge
eingeschlagen, eine CD von Norah Jones eingelegt und den Blick auf die herbe
Schönheit der Karstfelsen genossen. Bemüht fragte er dann trotzdem, was an den
Anzeigen so wichtig sei.
    „Er hatte ein Postfach, das einige Tage nicht geleert
worden ist“, antwortete Gauthier. „Nicht alle Briefe auf diese Anzeigen waren
freundlich.“
    „Ich habe eigentlich keine große Lust, aus dieser
Sexgeschichte einen richtigen Fall zu machen. Gibt es zwingende Indizien für
einen Zusammenhang?“ Vor ihm taucht unvermittelt ein Château in der einsamen
Bergwelt auf. Die harmonische Fassadengestaltung begeisterte ihn.
    „Nein, aber ich dachte, du solltest es wissen.“
    „Neunzehnhundertvierundvierzig. Ewig lange her. Deswegen
wird vermutlich keiner mehr in den Pool gestoßen. Und schon

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