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Grün. Le vert de la Provence

Grün. Le vert de la Provence

Titel: Grün. Le vert de la Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Burger
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jetzt bald mal los, Madame?“
    „Luc light! Dass ich dich jemals in etwas anderem sehen würde
als in dunklen Anzügen, habe ich mir nie erträumen können.“ Sie rollte sich
seitlich aus dem Bett, betrachtete ihn noch einen kurzen Moment lang ungläubig.
Dann ging sie betont langsam ins Bad, drehte sich aber noch einmal kurz um, um
ihn lächelnd anzusehen. Julie war zufrieden mit diesen ersten kleinen Signalen
von Normalität in ihrer Beziehung.
    „Bewegung!“, rief er ihr hinterher und klatsche die
Hände. Sie winkte über die Schulter lässig zurück.
     
    „Hannibal soll hier durchgezogen sein“, dozierte Luc, als
sie durch das Tal auf die Rocher de la Marlène zufuhren. Vor ihnen stieg die
Felswand gut hundert Meter senkrecht in die Höhe. Tiefe Höhlen säumten den
Sockel des Massivs, darunter wucherten Macchia und dichteres Buschwerk über
einem Felsabbruch am Fuß der Steilwand. Ein Dorf schmiegte sich wenige hundert
Meter von ihnen entfernt an den Felsen, der im schräg einfallenden Morgenlicht
scharf konturierte Schatten warf.
    „Hat man bei Ausgrabungen Elefantenknochen gefunden?“
    „Keine Ahnung. Mit irgendeiner Geschichte müssen sich
diese Dörfer ja touristisch positionieren. Sie haben den Elefanten sogar als
Wappentier.“ Er lenkte den Wagen auf den Parkplatz eines kleinen Friedhofs und
hielt dort an. „Von jetzt an wird gewandert. Ich bin total gespannt.“
    „Wie bist du auf diese Gegend gekommen?“
    „Wir haben momentan einen absolut bizarren Fall zu
bearbeiten, eine wirklich außergewöhnliche Nummer. Vermutlich ganz harmlos,
aber eben bizarr. Und wir mussten noch einige kleine Details vor Ort klären,
dabei bin ich an diesem gigantischen Felsen vorbeigekommen.“
    „Und der hat es dir angetan!“
    „Exakt!“ Luc sah von dem schmalen Fahrweg, der sie vom
Friedhof zum südlichen Ende der Wand führte, hinauf zur Kante des Massivs. „Das
ist doch ein perfekter Tafelberg. Irgendwie mystisch. Und so etwas weckt nun
mal meine Entdeckerlust.“
    Sie bogen auf einen Pfad ein, der durch dichtes Gestrüpp
weiter bergan zur Südspitze des Plateaus führte. Julie ging oben ganz an den
Rand des Abbruchs und sah hinab auf die tief unter ihr verlaufende Landstraße.
    „Musst du so dicht an den Abgrund gehen?“ Luc blieb
einige Meter von der Kante entfernt stehen.
    „Der harte Bulle ist wohl nicht schwindelfrei?“ Sie bog
den Kopf zur Schulter und grinste ihn an.
    „Notfalls schon, aber ich bleibe von Abgründen immer gern
etwas entfernt. Aber die Aussicht von hier ist wirklich grandios.“
    „Wo spielt sich denn dein bizarrer Fall ab?“
    Er versuchte in der zerklüfteten Waldlandschaft einen
Orientierungspunkt zu finden. Schließlich zeigte er vage nach Nordosten.
„Irgendwo da. Ist ganz schön dort, ein wirklich tolles altes Landhaus.“
    „Hat dieser Fall was mit der Toten vom Pass zu tun?“
    „Vielleicht ja, vielleicht nein. Ganz genau wissen wir
das noch nicht. Wir ermitteln aber in diese Richtung. Aber du weißt ja“, er sah
sie von der Seite aus an, „diese Details darf ich dir eigentlich nicht erzählen
und sie müssen auch absolut unter uns bleiben.“
    „Weiß ich, Luc. Das sagst du mir beinahe jeden Abend,
wenn wir zusammen sind.“
    Sie gingen zurück zu dem Wanderpfad, der über Schotter
und Steinplatten das Plateau in einigem Abstand zum Abbruch überquert. Dichtes
Buschwerk, Garigue und niedrige Eichen säumten den Pfad, der in sanften Wellen
über gut einen Kilometer durch die Einsamkeit führte. Oberhalb des Dorfes
fanden sie eine geeignete Stelle für ein Picknick. Der Platz war felsig;
zahlreiche Trampelpfade durch den kargen Bewuchs aus Thymian und Moosen zeugten
davon, dass diese Stelle von vielen Wanderern angesteuert wurde. Die Wärme des
frühen Vormittages war während der kurzen Wanderung der Hitze gewichen. Wegen
des Ausblicks nahmen sie aber den fehlenden Schatten in Kauf. „Ab heute
Nachmittag soll es Gewitter und Regen geben. Im Moment kann ich mir das noch
nicht vorstellen. Man weiß gar nicht mehr, wie das ist“, sagte Julie. Sie trug
sorgfältig Sonnencreme auf. Während sie über ihre Oberarme und Schultern
strich, glänzte für einen kurzen Moment ihre Haut.
    „Du hast wirklich erstaunliche Muckis“, stellte Luc
anerkennend fest.
    Julie betrachtete nachdenklich ihre Arme. „Ein
Überbleibsel vom Freeclimbing. Wieso fällt dir das jetzt plötzlich auf? Du hast
meine Arme doch schon hundertfach berührt.“
    „Dieses Shirt betont die

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