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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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dann waren die Kürbisse auch erst so groß wie Grapefruits, als dieser erste Frosteinbruch kam ...«
    »Der Schneesturm, meinst du«, sagte Creamola.
    »Wenigstens eine Zucchini haben wir ausgehöhlt«, warf Angela ein, und da auf dem Fensterbrett lag tatsächlich ein verschrumpeltes, längliches grünes Ding mit ein paar geschnitzten Löchern drin, aus dessen ausgeschabtem Inneren jämmerlich matter Kerzenschein drang. »Und Reba hat Che und Sunshine als Teufelchen verkleidet – die haben die Runde gemacht und da und dort ›Süßes oder Saures‹ verlangt, bei Stars Blockhaus und bei dem, das ich mir mit Erika und George und Geoffrey teile.«
    Er sah jetzt auch, daß einige der Bräute sich um die Augen geschminkt und ein bißchen Glitzerstaub auf Wangen und Stirn aufgetragen hatten, vielleicht hatte der irre George sogar seine Knochen und Knoblauchknollen aufgefrischt, aber dennoch war es weit von der Sorte Party entfernt, die sich Pan vorgestellt hatte. Aber, wurde er gefragt, was war eigentlich mit ihm ? Und mit Dale und Sky? Würden die noch nachkommen?
    »Nein«, sagte er, »die sind beim Kartenspielen«, und schon als er es sagte, merkte er, wie lahm das klang. Tatsache war ja, daß Dale und Sky Dog hier ebenfalls unerwünscht waren, achtkantig hinausgeworfen von Marco und Alfredo, nachdem sie ein paar unvergleichliche Tage hindurch gevögelt, gesoffen und bewußtlos in der Sonne gelegen hatten, und dabei wurde klargestellt, daß auch Joe Bosky hier nicht mehr willkommen war: Pack an oder zieh Leine, PAOZL, schien das neue Motto von Drop City zu lauten, und LADJEAH konnte man inzwischen wohl vergessen. »Aber wo sind denn die anderen?« fragte er wieder.
    Angela sagte: »Lydia ist wieder da.«
    Lydia . Etwas in seinen Lenden regte sich. »Und wo ist sie?«
    »Im Haus von Star und Merry. Das waren die einzigen, die sie aufnehmen wollten.«
    Und er erfuhr folgendes: Vor einer Woche war Lydia mit einem langhaarigen Typen auf dessen aufgemotztem Schneemobil hereingeschneit, die Taschen voller Cash, im Gepäck massenhaft Scotch, Schokobonbons und Zigaretten, zudem mit diversen Geschichten über Strip-Jobs in Fairbanks und das Temperament der Männer in Alaska, und sie hatte Drop City aufgemischt wie das reinste Buschfeuer. Die Party hatte zwei Tage lang gedauert – die Leute sehnten sich einfach nach Ablenkung, irgendwas, irgendwer, denn man konnte eben nur eine endliche Menge Holz hacken, Schüsseln mit Reispampe hinunterwürgen und Monopoly spielen, bis das Spielbrett langsam Spurrillen bekam und man sich fragte: Soll das etwa alles sein? Es war noch nicht einmal Winter, und schon herrschten harte Zeiten auf Drop City. Es bildeten sich Grüppchen. Die Leute litten an selbstmörderischer Langeweile. Sie hatten kein Schneemobil, keine Möglichkeit, in die Stadt zu kommen, es sei denn, sie würden die achtzehn Kilometer nach Boynton bei der Kälte zu Fuß gehen, und Boynton selbst war ja von der Welt abgeschnitten. Und Lydias Langhaariger und sein Schneemobil? Rain hatte mit ihm geschlafen – hatte sich prostituiert, hatte sich von vorn und hinten und von allen Seiten vögeln lassen –, und er hatte sie mitgenommen, eine Wolke von Auspuffqualm und einen stiebenden Vorhang aus Schnee hinter sich lassend. Wahrscheinlich war sie längst wieder in San Francisco.
    Pan starrte sie einfach nur an. Der Joint kam wieder zu ihm, und er nahm ihn entgegen. Es gab Bier – Tom Krishnas Eigenbräu, und das war gar nicht übel. »Hey!« sagte er nach einem Schluck aus dem Krug. »Tom hat sich ja echt verbessert. Wenn er hier rauskommt, sollte er gleich bei Budweiser anfangen, was meint ihr dazu?« Niemand lachte. Alles lehnte sich zurück ins Halbdunkel. Er fügte sich ein und spürte einfach eine Zeitlang die Atmosphäre, und als er es gemütlich fand, stand er kurz auf, um die Platte zu wechseln, ein bißchen was Fetziges, um die Laune mal anzuheben: Excuse me while I kiss the sky . Aber Bill, der aufgedunsene Hippiebus-Fettsack aus Schmalz und Haaren, Mr. Stimmungsversauer höchstpersönlich, der sagte, sie müßten Batterien sparen, und schaltete den Plattenspieler ab, und bald danach stand Pan wieder draußen in der Kälte und dachte an Star, dachte an Merry, dachte an Lydia.
    Die Schneekruste knackte unter seinen Stiefeln wie Gewehrsalven. Es war noch kälter geworden, der Mond spukte am Himmel, die Sterne wirkten wie Pusteln auf einem Aknegesicht, und bezüglich Star gab er sich keinen Illusionen hin und bei Merry

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