Grün war die Hoffnung
Sinnen und schnellen Reflexen, die es ihr erlaubten, mit Spinnweben behängten Zweigen auszuweichen. Sie fing die Schlangen in Drahtkörben, die einen weiteren, viel kleineren Drahtkorb mit einer weißen Maus und ihrer Ration kleingeschnittener Kartoffeln enthielten, stopfte sie in einen Sack und brachte sie zur Station, wo sie die Tiere tötete und sezierte oder ihnen Halsbänder mit winzigen Sendern anlegte und sie wieder freiließ, um herauszufinden, wohin sie sich bewegten.
Die Schlangen waren wie Peitschen aus Muskeln, stark genug, um drei Viertel des Körpers in die Luft zu recken und minutenlang so zu verharren, doch Almas Muskeln waren die eines Primaten und denen der Schlangen überlegen. Sie tötete Tausende. Sie wurde ein halbes Dutzend Male gebissen. Der eigenartige, säuerlich-trockene Geruch, den die Eingeweide der Schlangen verströmten, wurde ihr innig vertraut. Sie stellte fest, dass diese Spezies im Gegensatz zur landläufigen Meinung und dem ersten Gesetz der Schlangenliebhaber keine lebende Beute, ja eigentlich nicht einmal Beute im herkömmlichen Sinne brauchte. Sie war beängstigend anpassungsfähig. Wenn es keine Vögel gab, fraß sie Ratten und Eidechsen. Und wenn sie keine Ratten oder Eidechsen finden konnte, kam sie in den Garten oder ins Haus und schnappte sich alles, was sie finden konnte, ob lebendig oder nicht. Zweimal stieß sie beim Öffnen der Bauchhöhle einer Schlange auf blasse, zerdrückte Reste von Plastikfolien, in denen rohe Hamburger verpackt waren. Und einmal – es war ein Bild wie aus einem Buñuel-Film – entdeckte sie den blutgetränkten Zylinder eines gebrauchten Tampons. Noch heute sieht sie manchmal, wenn sie nachts die Augen schließt, im Zwielicht ihres Bewusstseins die Schlangen, die sich hoch aufrichten, die Köpfe hierhin und dorthin recken und nach etwas suchen, an dem sie emporklettern könnten.
Tim plaudert. Das Boot hüpft. In ihrem Magen blubbern das Studentenfutter und der Kaffee, mit dem sie es hinuntergespült hat, aber sie wird nicht seekrank – nie. Der Geist ist stärker als die Materie – oder vielmehr die Verdauung. Und der Reflux. Manche können das kontrollieren, manche nicht. Tim zum Beispiel ist unerschütterlich. Er könnte ein siebengängiges Menü verspeisen und den ganzen Tag am Magic Mountain Achterbahn fahren, ohne dass es ihm das geringste ausmachen würde – ja, wenn die Zentrifugalkräfte nicht wären, würde er sich wahrscheinlich die Serviette umbinden und das Menü in der Achterbahn verspeisen. Einige Passagiere scheinen allerdings empfindlicher zu sein, darunter mindestens eine der Journalistinnen, die Alma mit diesem kleinen Ausflug gewinnen will, und unwillkürlich ist sie ein wenig besorgt. Toni Walsh von der Zeitung in Santa Barbara, die bisher nicht sonderlich enthusiastisch über das Rattenprojekt und die sich daraus ergebende Frage der Schweinebekämpfung auf Santa Cruz berichtet hat, wirkte schon als sie an Bord kam, als hätte sie eine schwere Nacht hinter sich. Das Boot hatte den Hafen kaum verlassen, da setzte sie sich auf einen Platz am Fenster, legte den Kopf auf den Tisch und schloss die Augen. Jetzt, kaum zwei Kilometer von der Küste entfernt, steht sie abrupt auf und taumelt hinaus zum Achterdeck, wo der Wind ihr Frühstück davontragen kann. Kein guter Anfang. Und natürlich muss Tim, nur um sie ein bisschen zu ärgern, die Augenbrauen hochziehen und flüstern: »Wir erleben gerade die Entstehung eines bösen Artikels.«
Das Boot verlangsamt die Fahrt und gleitet zum Anlegesteg, die Sonne wirft lange Lichtsäulen durch das, was vom Nebel noch übrig ist, die Klippen ragen auf, Vögel schreien, und in die Passagiere kommt Bewegung. Leute, die während der ganzen Fahrt keinen Ton gesagt haben, plappern plötzlich mit hohen, aufgeregten Stimmen, die Sechstklässler sind außer Rand und Band – Was haben die nur davon, denkt sie, außer Zucker und Sonnenbrand? –, und auf den Gesichtern ihrer Kollegen liegt jener seltene Ausdruck von Freude und Entspannung, den sie sonst nur freitags nachmittags zu sehen bekommt. Sie ist mitten unter den Leuten, hilft ihnen die Leiter hinauf, plaudert, flachst und wird von Alicia, der blassen, schüchternen Sekretärin, sonst so verschlossen wie eine Truhe, deren Schlüssel verlorengegangen ist, sogar mit einem Lächeln belohnt, und dann schüttelt sie Fausto Carillo, dem Bürgermeister von Oxnard, die Hand – er lächelt breit und strahlend – und führt die leicht taumelnde
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