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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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eingeladen –, und so musste sie sich fügen. Aber er war zweifellos unhöflich, nein, ungehobelt, und zwar ohne jeden Grund. Absolut ungehobelt. Er sagte nichts Abmilderndes, weder Entschuldigung, es tut mir sehr leid, und ich weiß, dass das nur selten vorkommt, aber … noch Er muss gekippt sein , sondern machte nur eine Bewegung aus dem Handgelenk, als würde er ein lästiges Insekt verscheuchen, und vertiefte sich abermals in die Weinkarte.
    Diesmal bestellte er einen französischen Wein, den zweitteuersten auf der Karte, und diesmal war es Fredo, der die Flasche präsentierte und, tadellos wie immer, das Ritual des Öffnens, der Begutachtung des Korkens und der Verkostung zelebrierte. Und diesmal sagte LaJoy mit angeekelt verzogenenm Mund, ohne Fredo zu beachten, den Blick fest auf Alma gerichtet: »Essig.« Und als er dann zu Fredo aufsah, brannte in seinen Augen jener fanatische Hass, den man in denen von Revolutionären sieht, und er sagte sehr langsam und deutlich, als müsste er sich beherrschen: »Bringen Sie mir noch mal die Weinkarte.«
    Das war der Augenblick, in dem sie nach ihren Sachen griff, nach ihrer Handtasche, dem Schal, der Brille, die sie kurz aufgesetzt hatte, um die Preise auf der Weinkarte entziffern zu können, der Weinkarte, die LaJoy ihr nicht angeboten hatte, als würde ihre Meinung – die Meinung einer Saketrinkerin – nicht zählen, und es war ihr egal, ob es ihre erste Verabredung war oder nicht. Sie schob den Stuhl zurück, als Giancarlo mit ernstem Gesicht an ihren Tisch trat, um ihnen oder vielmehr ihr und diesem gereizten, selbstgefälligen, unsensiblen, verkniffen lächelnden Angeber, in dessen Gesellschaft sie sich leider befand, zu sagen, es tue ihm sehr, sehr leid, aber er könne nicht Flasche um Flasche seiner besten Weine öffnen, wenn diese dann sogleich wieder zurückgeschickt würden.
    Mit hängenden Schultern und brennendem Gesicht ging sie bereits zur Tür, als LaJoy – nicht Dave, sondern nur LaJoy und nie mehr anders – sagte: »Tja, scheiß drauf, dann gehen wir eben woandershin. In ein richtiges Restaurant. In einen Laden« – sie stellte sich vor, wie er über dem Tisch gestikulierte und ihm beim Aufstehen die Serviette vom Schoß glitt – »mit Klasse. Wo man was von Wein versteht.« Sie stürzte hinaus in den Abend und wandte sich nach rechts, fort von ihrer Wohnung, entgegengesetzt zu der Richtung, aus der sie gekommen waren, und sie bewegte sich rasch, hielt sich in den Schatten und hoffte leise fluchend, dass er sie nicht einholen würde.
    Und jetzt ist er hier, an ihrem Strand, und kommt mit demselben hasserfüllten, selbstgerechten Blick auf sie zu, aber sie wird sich von ihm nicht den Morgen verderben lassen – sie wird ihn ignorieren, ja, das wird sie, sie wird an ihm vorbeigehen, als wäre er gar nicht vorhanden. Er ist noch zwanzig Meter entfernt, zehn, fünf, und die Hunde, straff gespannte Haut über Knochen und Sehnen, schnüffeln an ihr und stecken ihre überzüchteten Schnauzen in die Falten ihrer Jeans. »Hübscher Artikel in der Zeitung heute«, sagt er und bleibt genau vor ihr stehen, hämisch und schadenfroh. »Sagen Sie bloß, Sie haben ihn nicht gelesen. Über die kleine Feier gestern. Nein? He, bleiben Sie stehen, ich rede mit Ihnen!«
    Sie ist an ihm vorbei, ihr Herz klopft heftig – Artikel? Welcher Artikel? –, und sie richtet den Blick auf die Felsen dort drüben und konzentriert sich darauf, ruhig weiterzugehen, denn sie wird nicht nachgeben, sie wird ihm nicht die Befriedigung zuteil werden lassen, sie rennen oder auch nur ihre Schritte beschleunigen zu sehen.
    »He!« ruft er und wirbelt herum, um ihr die Worte nachzuschleudern, »he, Alma Boyd Takesue, Dr. Alma – wollen Sie nicht hören, was ich zu sagen habe? Oder wollen Sie es bestreiten? Sehen Sie mal im zweiten Teil nach, da steht ein hübscher Artikel von Toni Walsh. Mit einer tollen Überschrift: Die wahren Schädlinge auf Anacapa . Klingt doch gut, oder?«
    Zwischen ihnen liegen jetzt dreißig Meter. Der Sand unter ihren Füßen ist feucht, die Wellen haben sich ganz zurückgezogen und sind so sanft wie in einer Badewanne. Vor ihr laufen Strandvögel herum. In der Ferne kommt ein weiterer Hundebesitzer in Sicht. Sie weiß: Der Morgen ist ihr verdorben. Sie kann jetzt nur noch daran denken, dass sie nach Hause gehen und diesen Artikel lesen muss, diesen Nagel im Sarg ihrer Bemühungen, die Gunst des Santa Barbara Press Citizen zu gewinnen. Wie sie bald feststellen

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