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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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brennenden Augen –, muss er sich anstrengen, das Gleichgewicht zu bewahren, denn das schwere Gewicht des Wassers liegt auf seinem Rücken, es drückt und zerrt an seinen Beinen, obwohl es kaum tiefer als eins fünfzig ist, und das ist eine weitere Ironie. Er schlingt einen Arm um ihre Schultern, bekommt sie aber nicht frei – sie hat sich in den Ästen verfangen –, und eigentlich will er sie sanft anfassen, aber mit Sanftheit kommt er hier nicht weit, und so zieht er an ihr, als wäre das Ganze ein Spiel, eine Frage des Willens und der Entschlossenheit, als wäre sie es, die ihm Widerstand leistet. Vom Ufer hört er Suzannes verheulte Stimme: »Ist sie okay?«
    Er ist völlig durchgefroren, unterkühlt, er verliert den Kampf, aber er gibt nicht auf, er ruckt und zerrt an dem weichen, widerspenstigen Körper, bis er mit einemmal freikommt, begleitet von einem abgebrochenen Weidenzweig und einem Gefolge sanft nickender Blätter, doch er kann sie nicht festhalten, und als die Strömung sie ihm entreißt, wendet sie ihm das Gesicht zu und starrt ihn vorwurfsvoll an. Am Ufer ein Schrei und hektisches Gefuchtel, aber auch das Seil ist ihm entglitten, und was von dem Baum noch übrig ist, treibt unter seinen verzweifelt tastenden Händen davon. Er verliert den Halt. Seine Beine treten Wasser, er rudert mit den Armen, er kämpft, doch der Fluss hat ihn gepackt und tut, was er will. Etwas zieht an seiner Hose, und dann trifft ihn eine harte Faust aus Holz seitlich am Kopf, dann noch eine und noch eine, und jetzt hat der Fluss ihn am Kragen und drückt sein Gesicht hinunter ins trübe Wasser, und für einen alles auslöschenden Augenblick kann er nicht sehen, nicht atmen und weiß nicht, wo oben und unten ist.
    Plötzlich hört das Schieben auf, und er wird auf ein gewaltiges stachliges Sieb aus Treibgut geworfen. Zugleich wird die Strömung schwächer. Er öffnet die Augen und schüttelt den Kopf. Kelly ist neben ihm, so nah, dass er sie berühren könnte. Sie liegt auf dem Rücken, Arme und Beine abgespreizt, das Gesicht dem Himmel zugewandt. Ihre Brüste hängen leicht zur Seite, das Schamhaar ist wie ein Schmutzfleck in ihrem Schoß. Und die Haut, die Haut ist zerschunden, und vom Knie bis zur Hüfte klafft ein langer, gebogener Riss. An einem Fuß – dem, der ihm am nächsten liegt – ist noch der Wanderschuh, und am Oberschenkel klebt ein Stück Stoff, blau mit weißen Pünktchen. Ihre Hände sind zu Fäusten geballt. Er will sich hochstemmen, aufstehen und wegrennen, weg von ihr, weg von hier, fliehen, aber er kann nicht – es ist, als würden seine Muskeln ihm nicht gehorchen, als hätte er einen Schlaganfall erlitten, als wäre der Himmel über ihm eingestürzt und würde ihn zu Boden drücken. Und so liegt er da, für den längsten Augenblick seines Lebens, und betrachtet die fest gebundenen Schnürsenkel, die am Knöchel zerrissene Socke, das Waffelmuster der Stiefelsohle, die so sauber ist, als wäre sie fabrikneu.
    Schließlich steht er auf, natürlich steht er auf, und dann sind Josh und Cammy da und staksen durch das schwarze Gewirr der angeschwemmten Zweige und Äste, während die anderen beiden, Suzanne und Toni, hilflos vom anderen Ufer aus zusehen. Die Luft ist erfüllt vom Geräusch und Geruch des Wassers. Joshs Gesicht ist ausdruckslos und so bleich wie Schmalz. Cammy hat den Poncho ausgezogen, ihre Kleider kleben an ihr wie Frischhaltefolie, ihre Füße sind nackt wie die einer Büßerin, und sie weint, sie weint noch immer. Sie hat die Schuhe ausgezogen, um besser schwimmen zu können, um mit Josh ohne Rücksicht auf die Gefahr über den Fluss zu schwimmen und zu helfen mit ihren Wiederbelebungsmaßnahmen und ihren geröteten Augen.
    »Sie ist tot«, sagt Josh, und seine Stimme ist so kalt wie möglich, denn er ist ebenfalls kurz davor zusammenzubrechen. »Oder nicht?«
    »Was denkst du denn? Sieh sie doch an, Herrgott!«
    Und da ist Cammy und wälzt sie auf den Bauch und drückt pumpend auf ihre Schulterblätter, als würde das irgendwas bewirken, und vielleicht ist seine Stimme härter als nötig, vielleicht sollte er sie mit ihrer Scharade einfach gewähren lassen und sich auf das konzentrieren, was jetzt getan werden muss, aber er kann nicht. »Geh weg da!« schreit er und zerrt an ihrem Arm, als wollte er ihn ausreißen, und als sie hochkommt, schleudert er sie von sich. Sein Herz rast, und er stößt sinnlos alle Flüche aus, die ihm in den Sinn kommen.
    Cammy. Die Bohnenstange. Die

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