Grün war die Hoffnung
Land Cruiser, den ein freundlicher Mensch der Conservancy gespendet hat, und alle zwängen sich hinein. Sie fahren die fünf Kilometer bis zur Hauptranch, wo sie Annabelle absetzen. Sie stehen mitten auf dem unbefestigten Vorplatz, der Motor dreht im Leerlauf, und sie hängt ihren Rucksack über eine Schulter, beugt sich durch das Fahrerfenster und nähert ihr hübsches blasses Gesicht dem sonnenverbrannten von Frazier, als wollte sie ihre Hutgrößen vergleichen. Aber nein: Sie küssen sich. Und es handelt sich hier keineswegs um ein bloßes Abschiedsritual zwischen zwei einander wohlgesinnten Kollegen, dies ist kein flüchtiges Streifen der Wange, kein Beweis kühler Zuneigung, nein, es hat vielmehr große Ähnlichkeit mit dem hungrigen, leidenschaftlichen Kuss zweier Liebender, die Abschied nehmen. Und als wäre das noch nicht peinlich genug, müssen sie eine volle Minute dort stehenbleiben, damit Frazier ihr zusehen kann, wie sie mit wiegenden Hüften über den großen Hof geht und im Schatten der Eichen in Richtung der Baracke mit den luftigen, sauberen, hübsch eingerichteten Zimmern verschwindet, wo sie wohnen wird und in der sich, vor dem Umbau in eine frühkalifornisch-rustikale Frühstückspension für die großen Geldgeber der Conservancy, die Unterkünfte der Arbeiter befanden. Dann setzt er den Wagen in Bewegung, und sie fahren fünfhundert Meter weiter zur Field Station, wo die Zimmer weder luftig noch sauber oder hübsch eingerichtet sind und wo sie ihre Schlafsäcke ausbreiten und versuchen, in dem allgemeinen Chaos etwas Platz für sich zu schaffen.
Ein Wirbel aus Umarmungen, Fetzen von Klatschgeschichten, verkürzten Begrüßungen und eiligen Abschieden, als die Studentinnen einander ablösen und Alma in das hintere Zimmer geht – ein Einzelzimmer mit einer durchgelegenen, aber brauchbaren Matratze auf einem zusammengezimmerten Gestell –, um es in Beschlag zu nehmen, bevor es ein anderer tut. Sie beugt sich über das Bett, um den Schlafsack glattzustreichen und das suspekte Kopfkissen (wer weiß, wie lange es schon hier ist und zu welchen Zwecken es gedient hat?) durch das mitgebrachte zu ersetzen, als sie merkt, dass sie nicht allein ist. Sie dreht sich um, und da steht Frazier in der Tür. Er trägt seine Buschmontur: khakifarbene Cargoshorts und ein dazu passendes Hemd, den Filzhut mit der runden Krone und dem ledernen Hutband, in dem zwei Wildschweinhauer stecken, schwere Bergstiefel und Gamaschen aus Goretex, damit sich in seinen Socken keine Kletten festsetzen. Hier draußen braucht man Gamaschen. Sie hat ein eigenes Paar mitgebracht, nachdem sie festgestellt hat, dass man nicht weit kommt, wenn ein halbes Dutzend Kletten ihre nadelspitzen Stacheln durch die Socken und in die Haut bohren, und wenn die Klette nicht ein perfektes Beispiel für die Anpassung von Ausbreitungsmechanismen ist, dann weiß sie nicht, was man sonst als Beispiel anführen könnte. Abgesehen von Rehzecken vielleicht. Aber die gibt es hier nicht, weil es keine Rehe gibt. »Also«, sagt Frazier, und sein Lächeln flackert auf, als hätte man ein brennendes Streichholz in Holzwolle geworfen, bis es nicht mehr ein Lächeln, sondern eine Art manisches, von einem Ohr zum anderen reichendes Kiwi-Grinsen ist, »hast du vor, den ganzen Tag hier herumzusitzen, oder willst du ein bisschen Schweine-Action sehen?«
El Tigre liegt etwa fünf Kilometer südlich der Field Station und ist mit 452 Metern die höchste Erhebung in einem spitz zulaufenden Kamm, dessen westliche Flanke steil zum Willows Canyon abfällt. Sie ist dreihundert Meter niedriger als Diablo Peak, der höchste Berg der Insel, der im Nordwesten liegt, jenseits des Central Valley, und mehr als hundert Meter niedriger als El Montañon fünfzehn Kilometer weiter östlich, der höchste Gipfel der Hügelkette, die die Grenze zwischen dem Besitz des Park Service und des Nature Conservancy bildet. Dennoch geht es steil bergauf, und obwohl es die kurvige, holprige, mit Schlaglöchern übersäte Andeutung eines Fahrwegs gibt, kommen sie mit dem Fahrzeug der Island Healers – einem winzigen Pick-up mit einem engen Fahrerhaus für zwei Personen und dem Lenkrad auf der falschen Seite – nicht sehr weit. Besonders jetzt, im Winter, da eine Reihe von Regenstürmen vom Pazifik über die Insel hinweggezogen sind und alles bis auf die Felsen fortgewaschen haben, so dass der Weg aussieht wie bombardiert. Nachdem sie in einen besonders tiefen Krater eingetaucht sind und sich auf
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