Grün wie die Hoffnung: Roman (German Edition)
trocknete bereits, und in seinem Schoß lagen die Silberkreuze.
Noch graute der Morgen nicht, als er bereits Bücher und Heilmittel, Haferkuchen und Honig einpackte. Er sattelte sein Pferd und zog noch einmal einen Schutzkreis um sein Cottage.
Er würde zurückkommen, gelobte er sich.
Er würde seinen Bruder finden, und dieses Mal würde er ihn retten.
Als die Sonne aufging, begann er den langen Ritt nach An Clar, zum Heim seiner Familie.
2
Er ritt nordwärts auf Wegen, die schlammig waren vom Sturm. Die Schrecken und Wunder der Nacht gingen ihm durch den Kopf, während er vornübergebeugt auf seinem Pferd saß, um seine schmerzenden Rippen zu entlasten.
Sollte er lange genug leben, schwor er sich, würde er der heilenden Magie mehr Aufmerksamkeit schenken.
Er ritt an Feldern und Weiden vorbei, auf denen Männer arbeiteten und Vieh graste. Vorbei an Seen, die das Blau des Sommerhimmels widerspiegelten. Er ritt durch Wälder, in denen Wasserfälle über bemooste Steine donnerten, in deren Schatten das Reich des Feenvolks sich befand.
Man kannte ihn hier und zog die Mütze, wenn Hoyt, der Zauberer, vorbeikam. Aber er hielt nicht an, um sich in einer der Hütten oder Cottages bewirten zu lassen. Und er suchte auch keine Gastfreundschaft in den Herrenhäusern oder bei den Mönchen in deren Klöstern.
Auf dieser Reise war er allein, und vor allen Befehlen der Götter würde er zuerst seine Familie aufsuchen. Er würde ihnen ihren Schutz zurücklassen und erst anschließend seinen Auftrag erfüllen.
Mit jeder Stunde fiel es ihm schwerer, gerade auf dem Pferd zu sitzen, wenn er durch Dörfer oder an Gehöften vorbeikam. Seine Würde bescherte ihm beträchtliches Unbehagen, und schließlich musste er am Ufer eines Flusses rasten.
Früher, dachte er, hatte er den Ritt von seinem Cottage nach Hause zu seiner Familie genossen. Allein oder in Gesellschaft seines Bruders war er durch die Felder und Hügel oder auch am Meer entlang geritten und hatte dieselbe Sonne im Gesicht gespürt. Und genau hier, an dieser Stelle, hatte er immer Rast gemacht.
Jetzt jedoch schmerzte die Sonne seinen Augen, und der Geruch nach Erde und Gras erreichte seine Sinne nicht.
Fieberschweiß bedeckte seine Haut, und er biss die Zähne zusammen, um gegen die unerbittlichen Schmerzen anzukämpfen. Obwohl er eigentlich keinen Appetit hatte, aß er einen seiner Haferkuchen und nahm ein wenig von der Medizin, die er eingepackt hatte. Aber seine Rippen schmerzten trotzdem wie ein fauler Zahn.
Wozu mochte er im Kampf wohl nütze sein, fragte er sich. Wenn er jetzt das Schwert heben müsste, um sein Leben zu verteidigen, wäre er ein toter Mann.
Vampir, dachte er. Das Wort passte. Es war erotisch, exotisch und irgendwie grässlich. Wenn er Zeit und Energie hätte, würde er aufschreiben, was er alles darüber wusste. Er war zwar keineswegs davon überzeugt, dass er die Welt vor Dämonen retten würde, aber es war immer besser, Wissen zu sammeln.
Einen Moment lang schloss er die Augen, weil sein Kopf so schmerzte. Eine Hexe, hatte die Göttin ihm gesagt. Er hatte ungern mit Hexen zu tun. Sie rührten ständig in irgendwelchen seltsamen Zutaten herum und klapperten mit ihren Amuletten.
Dann ein Gelehrter. Er zumindest könnte nützlich sein.
Ob der Krieger Cian war? Das hoffte er. Cian, der mit Schwert und Schild wieder an seiner Seite kämpfte. Beinahe glaubte er, die Aufgabe erfüllen zu können, wenn sein Bruder nur bei ihm war.
Der eine mit den vielen Gestalten. Seltsam. Eine Fee vielleicht, aber wie zuverlässig solche Geschöpfe waren, das wussten wohl nur die Götter. Und daraus sollte die vorderste Front im Kampf der Welten bestehen?
Er musterte seine Hand, die er am Morgen verbunden hatte. »Es wäre besser gewesen, ich hätte alles nur geträumt. Ich bin es so leid, was ich sein muss, und außerdem bin ich kein Krieger.«
Reite zurück. Ein zischendes Flüstern. Hoyt sprang auf und griff nach seinem Dolch.
Im Wald bewegte sich nichts, nur ein Rabe auf einem Felsen am Wasser flatterte mit seinen schwarzen Flügeln.
Geh zurück zu deinen Büchern und Kräutern, Hoyt, der Zauberer. Glaubst du, du könntest die Königin der Dämonen besiegen? Geh zurück, geh zurück und leb dein jämmerliches Leben. Dann wird sie dich verschonen. Reitest du jedoch weiter, isst sie dein Fleisch und trinkt dein Blut.
»Hat sie etwa Angst, es mir selbst zu sagen? Das sollte sie auch, denn ich werde sie in diesem und, wenn es sein muss, im
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