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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Tausendschönchen in einem Kranz von himmelblauen Vergißmeinnicht mitzubringen.
    Man nahm im Wohnraum um den Tisch herum Platz, Viktoria zwischen den Herren Adami und Zöllner auf dem Sofa, die anderen in den Sesseln. Gregor übernahm das Amt des Mundschenks. Die jungen Leute machten erwartungsvolle Gesichter, denn sie wußten, daß Manuela sie nicht zu einem Bowlenabend herbeizitiert hatte. Guntram ließ sie nicht lange zappeln, sondern begann sofort nach dem Begrüßungsschluck mit seinem Bericht, der besonders Klaus Adami stark beeindruckte, denn er beurteilte ihn als Jurist. Auch Guntrams Einfall, Freytag durch einen fingierten Brief zu bluffen, fand begeisterte Zustimmung.
    »Freytag«, sagte Manfred Zöllner plötzlich und wandte sich an Manuela, »wie sieht der Mann aus?«
    »Kennen Sie ihn etwa vom Geschäft her?« fragte Guntram, »oder kennt er Sie?«
    »Vom Geschäft her kenne ich ihn nicht«, antwortete Manfred Zöllner errötend, »ich lasse meine Filme bei Schliemann entwickeln, schon seit Jahren, bevor ich Manuela kennenlernte.«
    »Aber ich bitte Sie, Herr Zöllner«, rief Viktoria belustigt, »Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen! Die Konkurrenz will schließlich auch leben, und ich gönne es ihr von Herzen.«
    »Wie er aussieht...«, sagte Manuela, »etwa so groß wie Gregor...«
    »Einszweiundachtzig«, warf Gregor ein.
    »... immer sehr elegant angezogen, fast ein bißchen geschniegelt, der Scheitel schon ein wenig dünn, aber im ganzen ein recht gutaussehender Mann.«
    »Ein Bild von ihm hast du nicht zufällig da?«
    »Wie kommst du mir vor?« fragte Manuela empört, »denkst du vielleicht, daß ich Freytags Bild gerahmt über meinem Bett hängen habe?«
    »Ich meinte ja nur so...«
    »Sie haben doch etwas auf der Brust, Herr Zöllner«, sagte Guntram und sah den jungen Mann fragend an.
    »Sie kennen ja meinen alten DKW, Herr Guntram. Er fällt von Zeit zu Zeit auseinander. Und da brauche ich andauernd irgendwelche Ersatzteile. Mal 'ne Felge, mal 'nen Achsschenkel.«
    »Nun mach schon voran, du Langweiler«, rief Manuela ungeduldig.
    »Jedenfalls, wenn etwas fehlt, was man nirgends mehr auftreiben kann, dann bleibt die letzte Chance immer noch Zmorski. Onkel Zmorski... Was er anzubieten hat, ist nicht mehr als Schrott. Er schlachtet Unfallwagen aus und unterhält mitten in der Stadt im Hof einer Ruine ein Lager. Vor vierzehn Tagen etwa brauchte ich für meinen Renner mal wieder einen Kondensator. Und ich fand ihn bei Zmorski tatsächlich nach stundenlangem Suchen. Es liegt nämlich alles wie Kraut und Rüben durcheinander.«
    »Du machst mich langsam weich«, knurrte Manuela.
    »Halt doch endlich die Klappe und laß Manfred Zöllner erzählen«, sagte Gregor nicht gerade liebenswürdig.
    »Nun ja, und während ich bei Zmorski meinen Kondensator suchte, tauchte ein Mann auf, ein Herr, um es besser auszudrücken, groß, tadellos in Schale, grauer Flanell, schwarze italienische Slipper, hellgrauer Borsalino.«
    »Freytag wie er geht und steht«, schrie Manuela.
    »Jedenfalls dachte ich bei mir, was dieser Mann wohl mit Onkel Zmorski zu tun haben könnte, denn er sah bestimmt nicht so aus, als ob er für seinen Porsche ausgerechnet hier eine neue Kurbelwelle suchen wollte. Und dann verschwand er in der Bretterbude, in der Zmorski so eine Art Kontor hat.«
    »Das ist ja toll«, stieß Guntram erregt hervor.
    »Neenee, Herr Guntram, das Tollste kommt noch«, sagte Manfred Zöllner und befeuchtete sich die Kehle mit einem langen Schluck, »in Studikerkreisen geht nämlich das Gerücht, daß Onkel Zmorski Geld verpumpt, zu horrenden Zinsen. Pro Fünfmarkstück nur einen Pfennig täglich. Das klingt christlich. Aber rechnen Sie sich den Zinsfuß mal aus? Und er beleiht auch Uhren und Ringe, wenn man mal ganz rasch ein paar Kröten braucht. Was sagen Sie jetzt?«
    »Das ist der Mann, den wir suchen«, schrie Gregor, »das ist der Kerl, bei dem Freytag die geklauten Apparate verscherbelt!«
    »Erzählen Sie mir noch etwas mehr über Herrn Zmorski«, bat Guntram, »was ist das für ein Mann? Wie sieht er aus?«
    »Wie die Karikatur eines Lords«, grinste Zöllner, »Zweireiher, kariert vom Hals bis zur Sohle, schwarzer Rollkragenpullover, auf dem Schädel ein Homburg, den die Ohren am Abrutschen verhindern. Haben Sie ihn?«
    »Genau«, nickte Guntram. »Und nun sagen Sie mir noch: stellt Herr Zmorski Rechnungen oder Quittungen aus?«
    »Man bekommt von ihm einen Zettel mit Gummistempel und

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