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Grün wie ein Augustapfel

Grün wie ein Augustapfel

Titel: Grün wie ein Augustapfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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wurde auf einer großen, schmiedeeisernen Platte von beträchtlichem Gewicht serviert und enthielt ein halbes Dutzend pikant angerichteter Salate, die eine Schüssel umkränzten, auf der kleine Filetstücke und Hühnerbeinchen appetitlich über einer blau züngelnden Weingeistflamme schmorten. Heinrich pflegte sie mit einem dezenten Pfiff aufzutragen, der an das Signal der Feuerwehr erinnerte. Als Getränk empfahl Heinrich eine Flasche Deidesheimer Herrgottsacker, 1959, eine süffig elegante Spätlese, garantiert nach sechs Uhr abends gelesen... Der Witz kam jedesmal. »Und inzwischen die Zeitungen...« Heinrich winkte den Pikkolo heran: »Hurtig, Fritz, die Zeitungen für den Herrn Architekten! Nun sehen Sie sich an, wie der Bengel davonschleicht... Und so was will mal Gäste bedienen!«
    Guntram, hatte kaum die Schlagzeilen überflogen, als Heinrich die Tür öffnete und Manuela zu seinem Tisch komplimentierte. Sie sah ein wenig zerzaust aus und schien bereits die ersten Regentropfen abbekommen zu haben. In dem kleinen Vorgarten des Hotels, in dem es sich an warmen Abenden angenehm sitzen ließ, schüttelte der Wind die Kastanien. Die Klapptische waren bereits abgeräumt und schräg gegen die Bäume gestellt. Manuela fuhr über ihr Haar, dem kurzen Schnitt vermochten Regen und Wind nicht viel anzuhaben.
    »Ich habe Pech gehabt«, berichtete sie, während Guntram ihr den Stuhl zurechtschob, »Jürgen ist geschäftlich nach Brannenburg oder Kufstein unterwegs und kommt vor übermorgen nicht zurück. Aber ich habe Klaus Adami und Gerd Schickedanz aufgegabelt. Sie wollen auch noch Manfred Zöllner alarmieren. Du besinnst dich wohl noch auf ihn?«
    »Den jungen Mediziner mit dem uralten DKW?«
    »Ganz recht. Er steht zwar gerade im Examen, aber Klaus meinte, daß wir auf ihn rechnen können.«
    Heinrich brachte den Wein und entkorkte die Flasche am Tisch. »Die »Ungarische Rhapsodie< ertönt in zehn Minuten«, flüsterte er Guntram zu und schenkte ihm den Probeschluck in den hochstieligen Pokal: »Konveniert er Ihnen, Herr Architekt?«
    »In Ordnung, Heinrich, schenken Sie ein.«
    »Habe ich »Ungarische Rhapsodie< verstanden?« fragte Manuela, als Heinrich den Wein eingeschenkt, die Kerzen auf dem Tisch angezündet und sich entfernt hatte.
    »In einer Kneipe auf Helgoland heißt ein Schnaps »Elefantenpopo mit Setzei<. Und als ich gleichzeitig zwei Paar Würstchen bestellte, sagte die Dame, sie möchte im Hinblick auf das Elefantensteak doch lieber auf die Würstchen verzichten.«
    »Ich bin dumm, nicht wahr?«
    »Wie kommst du darauf, Häschen?« fragte er zärtlich.
    »Weil ich dumme Fragen stelle.«
    »Die Dame, der die Würstchen als Vorspeise zuviel erschienen, war Dr. jur. und Dr. phil. und war — denn schließlich sind auch zwei Doktorgrade noch kein Beweis für Verstand — außerdem ein sehr gescheites Mädchen.«
    »Und trotzdem bin ich dumm«, behauptete Manuela eigensinnig.
    »Das mußt du mir näher erklären.«
    »Nun, ich glaubte zum Beispiel, daß du mich liebst.«
    »Aber Manuela! Ich liebe dich doch! Allerdings...«
    »Allerdings...?« fragte sie spitz.
    »... vielleicht in einer anderen Weise, als du es dir vorstellst.«
    »Ich verstehe schon. Du hast mich gern. Wie einen Wellensittich, nicht wahr? Oder wie eine kleine Katze. Du darfst es ruhig zugeben. Ich bin darüber längst hinweg.« Ihre dunklen Brauen hoben sich in die Stirn und verliehen ihrem Gesicht den schmerzlichen Ausdruck tragischer Entsagung. »Du hast mich ja auch nie geküßt. Und du hast mir auch nie gesagt, daß du mich liebst. Ich habe wirklich kein Recht, enttäuscht zu sein.« Sie schnupfte ein wenig, aber ihre Augen blickten schleierlos in die Welt. Die Kerze spiegelte sich in ihnen.
    Guntram griff nach ihrer Hand: »Nicht wie einen Wellensittich, und auch nicht wie ein Kätzchen. Ich liebe dich, wie du bist, so jung, so anmutig, so strahlend. Ich liebe dein Lachen und deine entzückenden Frechheiten. Du entsprichst genau dem Bild des Mädchens, das ich mir als Tochter gewünscht hätte.«
    »Als Tochter«, wiederholte Manuela mit einem Seufzer.
    »Ich kann es dir leider nicht anders erklären. Und vielleicht war es im Anfang auch anders. Vielleicht hätte ich dich am ersten Abend sehr untöchterlich geküßt. Aber meine Gefühle für dich...«
    »... kühlten sich sehr rasch ab, nicht wahr?«
    »Nein, Manuela, sie verwandelten sich.«
    »In väterliche Gefühle. Ich verstehe. Ich habe es bemerkt!«
    »Und ich bin sehr froh

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