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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
Vom Netzwerk:
gesellschaftsrechtlich unabhängigen kommerziellen
     Ablegern MeVis Technology AG und MeVis BreastCare GmbH & Co.KG
    Sitz
:
Bremen
    Gründungsjahr
:
1995
    Was macht die Firma?
Computerunterstützung in der bildbasierten medizinischen Diagnose und Therapie
    Mitarbeiter:
ca. 140
    Umsatz:
ca. 20 Millionen Euro
    |149|

    Heinz-Otto Peitgen
    Vier Monate lang schreibt er Tanaka E-Mail um E-Mail. Und erhält schließlich eine Einladung. Er fliegt mit einigen Mitarbeitern
     nach Kyoto, kommt dort völlig übernächtigt an einem Montagmorgen an – um von Tanakas Assistenten zu erfahren, dass der Professor
     leider gar keine Zeit habe, allenfalls am Abend eine halbe Stunde. Okay. Peitgen und seine Mitarbeiter packen um 20 Uhr ihre
     Computer aus. Tanaka sitzt weit weg von ihnen. Als auf den Bildschirmen die ersten dreidimensionalen Bilder einer menschlichen
     Leber zu sehen sind, rückt Tanaka näher heran. »Mir laufen immer noch Schauer den Rücken hinunter, wenn ich das erzähle«,
     sagt Peitgen. Nach vier Stunden, um Mitternacht, fragt ihn der berühmte Chirurg, ob er bereit sei, ein Kapitel in seinem neuen
     Buch über Leberlebendspenden zu schreiben. »Das muss man sich mal vorstellen, der kannte uns nicht, der wusste nicht, ob wir
     Scharlatane sind oder Spinner und bittet uns, für ihn etwas zu schreiben«, sagt Peitgen. Doch es sollte nicht beim Schreiben
     bleiben: Tanaka operiert immer vor einer größeren Zahl internationaler Chirurgen, die von ihm lernen wollen. Der japanische
     Professor bittet Peitgen, am Mittwochmorgen zu einer Operation zu kommen und den Fall vorher mit seiner Software zu analysieren.
     Peitgen lässt sich darauf ein – und Tanaka ändert aufgrund der Ergebnisse |151| seinen Operationsplan. »Wenn man mich fragt, was einer der schönsten Momente in meinem beruflichen Leben war, vielleicht der
     bewegendste, dann würde ich sagen, es war dieser Moment«, so Peitgen. »Das hat uns motiviert bis in die Haarspitzen.« Seit
     diesem Tag hat Koichi Tanaka keine Leberlebendspende mehr ohne Unterstützung durch Peitgens Unternehmen durchgeführt.
     
    III. Der Businessplan, die Krise und die Suche nach Partnern.Wie ein
Start-Up-Unternehmen die ersten Hürden nimmt  
MeVis verfügt relativ schnell über viele Stärken: Es besitzt eine eigene Forschung, innovative Produkte, kommerziell ausgerichtete
     Tochterfirmen und ist eingebettet in ein weltweites Netzwerk von Nutzern und potenziellen Kunden. »Aber ich muss ja auch Geld
     verdienen, ich muss aus der Phase herauskommen, wo Startkapital mich finanziert«, sagt Peitgen. Sprich: Er muss seine Produkte
     auch verkaufen – am besten gewinnbringend. Und die Kardinalfrage lautet, wie man den Vertrieb am besten organisiert.
    Peitgen, der schon 1997 /98 Venture-Kapital in die Firma holte, wählt zunächst die klassischen Methoden, wie sie in jedem
     Businessplan nachzulesen sind und wie sie von den Kapitalgebern erwartet werden: Er baut eine eigene Vertriebs- und eine Marketingmannschaft
     auf. Vor allem auf eine Software für die Brustkrebserkennung mittels Magnetresonanztomografie (MR) setzt der Existenzgründer
     große Hoffnungen. Denn gerade in den USA steht diese häufigste Krebserkrankung von Frauen ganz vorn auf der medizinischen
     Agenda. »Das haben wir der amerikanischen Frauenbewegung zu verdanken. Ihr ist es gelungen, dass diese verschworene Männergesellschaft |152| die Hauptkrankheit der Frauen endlich ernst nimmt«, erklärt Peitgen.
    Doch trotz des »großen Potenzials«, das er in der MR-Brustkrebserkennung sieht, bleibt der Erfolg aus. MeVis verkauft in einem
     Jahr lediglich 20 Programme in Europa. Damit ließen sich die Kosten der Firma bei weitem nicht decken. »Das war sehr frustrierend.
     Es hat einfach nicht funktioniert«, erinnert sich der MeVis-Gründer. Das Unternehmen wäre beinahe in eine handfeste Krise
     gerutscht, denn schnell stellte sich die Frage: »Wie lange halten wir das noch durch? Wie lange haben wir noch Geld? Und wie
     befreien wir uns aus unserem Denken?«
    Nun helfen Peitgen seine vielfältigen Kontakte in die USA. Über amerikanische Mediziner, mit denen er die Methode weiterentwickelt,
     lernt er einen Unternehmer kennen, der Hardware für Magnetresonanztomografen herstellt. »Der Mann hatte sich überlegt, dass
     der Markt für seine Produkte mittelfristig gesättigt sein könnte und war auf der Suche nach Software für bildbasierte Diagnostik,
     die er als Paketlösung mit seiner auf Brustkrebs

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