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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Medizintechnik folgen zu können. Und auch an einem anderen Problem, das gerade in der Softwarebranche
     auftritt, arbeitet MeVis ständig: So neigen komplexe Softwaresysteme dazu, über die Zeit immer stärker zu wuchern und die
     Entwicklungsproduktivität zu ersticken. MeVis-Mitarbeiter haben sich intensiv mit dieser Problematik beschäftigt und Methoden
     entwickelt, wie man sich vor dieser Falle schützen kann. Herausgekommen ist dabei eine laut Peitgen »überlegene und einzigartige
     Forschungs- und Entwicklungsplattform (MeVisLab), mit der wir große Produktivitätspotenziale gehoben haben«. Man müsse die
     gesamte Innovationskette ständig im Auge behalten.
    Was Peitgen ebenfalls von Anfang an konsequent betreibt, ist der Aufbau eines weltweiten Netzwerkes von Kliniken und Firmen,
     mit denen er kooperiert. Eine schwierige, aber unendlich wichtige Aufgabe für sein kleines Start-up-Unternehmen. »Das Geheimnis
     erfolgreicher Innovationen ist viel raffinierter, als man oberflächlich denkt«, erklärt er. In Deutschland werde häufig auf
     den »Feuerwerkscharakter« einer Innovation geblickt, man bewundere die Genialität oder Verrücktheit einer Spitzentechnologie,
     applaudiere kräftig, glaube aber ansonsten an den »Wahnsinn«, dass sich eine gute Sache schon von allein durchsetzen werde.
     »Nein«, stellt Peitgen fest, »man muss das Ding ins Ziel bringen. Wichtig ist deshalb die Vernetzung der Firma mit den Kunden
     und die Vernetzung mit denen, die die Produkte in den Markt bringen. Wenn ich diese drei Gruppen nicht zusammenbringe im Sinne
     einer optimierten Innovationskette und ständig wieder unterfüttere, dann bleibt meine Innovation ein Strohfeuer.«
    Peitgen ist ein guter und vor allem hartnäckiger Netzwerker |147| . Durch die weltweite Zusammenarbeit mit Kliniken und Firmen werden seine Arbeiten in der Branche bekannt und durch das Feedback
     erfährt er, was überhaupt die Bedürfnisse der potenziellen Kunden sind. So können und wollen Kliniken zum Beispiel nicht viel
     Zeit damit verbringen, neue Softwaresysteme auszuprobieren. Deshalb ist es wichtig, dass MeVis seine Produkte schon im Forschungsstadium
     in die Kliniken hineinbringt, damit sie sich später reibungslos in den klinischen Alltag einfügen können. Einige MeVis-Mitarbeiter
     machen nichts anderes als durch die Welt zu reisen und dieses Netzwerk aufzubauen und zu pflegen.
    Peitgen ist durch die enge Verflechtung mit den Kliniken zu einer weiteren zentralen Erkenntis gelangt: »Anders als in der
     Mathematik, die überall auf der Welt gleich funktioniert, wird der Umgang mit Krankheiten wesentlich geprägt durch Kultur,
     Religion und die gesellschaftlichen Werte eines Landes.« So existiert in Japan praktisch keine Transplantationsmedizin, weil
     die Entnahme von Organen aus Leichen als tabu gilt. Bei Leberkrebserkrankungen sind deshalb in Japan sogenannte »Leberlebendspenden«
     häufig der letzte Ausweg. Eine extrem schwierige und risikoreiche Operation, weil sowohl der entnommene Teil der Leber, der
     transplantiert wird, funktionstüchtig sein muss als auch der beim Spender verbleibende Teil der Leber. »Das öffentliche Interesse
     an einer Verbesserung der Leberchirurgie ist in Japan viel größer als in Deutschland«, bemerkt Peitgen. Denn bei einer Lebendspende
     geht es um eine der heikelsten ethischen Fragen, die die Medizin kennt: Ist der Versuch, einen zum Tode Verurteilten zu retten,
     es wert, ein gesundes Leben aufs Spiel zu setzten?
    Von den weltweit rund 15 000 Leberlebendspenden, die bis |150| heute durchgeführt worden sind, gehen 1 800 auf das Konto des japanischen Chirurgen Koichi Tanaka. Tanaka ist der Gott auf
     diesem Gebiet. Und Peitgen musste mit Gott sprechen, um ihn von seiner Software zu überzeugen. Hinter seinen Bemühungen steht
     das Ziel, die Planung komplexer Leberoperationen weltweit als internetgestützte Dienstleistung zu etablieren und zu beweisen,
     dass man damit Geld verdienen kann.
    |148| Der Gründer
    Name:
Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen
    Geburtsjahr
:
1945
    Geburtsort:
Bruch bei Köln
    Ausbildung /Abschluss:
Studium der Mathematik, Physik und Ökonomie an der Universität Bonn; Promotion und Habilitation in Mathematik; Berufung als
     Professor für Mathematik an die Universität Bremen
    Heutige Position in der Firma:
Geschäftsführer der MeVis Research GmbH
     
    Das Unternehmen
    Firmenname:
MeVis-Gruppe, bestehend aus der gemeinnützigen MeVis Research GmbH und den

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