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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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reporter hatte offenbar kontakt zu quelle.
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    Hotel Interconti, Berchtesgaden
     
    Steil und gewunden war die Straße, die durch Tannenhänge und Wolkenfetzen zum Obersalzberg führte. Mondrian kletterte mit seinem Wagen auf tausend Meter Höhe, aber er nahm sich keine Zeit für einen Blick auf den Watzmann gegenüber oder hinunter ins Berchtesgadener Tal. So schnell wie möglich wollte er das Luxushotel erreichen, dessen halbkreisförmige Bauten auf einer Kuppe thronten, umgeben von weiten Kleewiesen. Um nicht aufzufallen, stellte er sein Auto auf einem Parkplatz ein Stück weiter unten ab und mischte sich unter amerikanische Touristen, die von Hitlers Lieblingsberg schwärmten, »what a wonderful place« .
    Ohne lästige Fragen passierte er im Pulk der Amerikaner die Rezeption und schlenderte in die Lounge, wo ein Feuer im Kamin knisterte und eine Vinothek erste Gäste anlockte. Das Hotel, aus chinesischem Stein erbaut, strahlte mit seinen dunklen Hölzern und rot gestrichenen Wänden eine vornehme Großzügigkeit aus.
    Von einem schweren Ledersessel aus beobachtete Mondrian, wie nach einer Weile draußen BMW- und Mercedes-Limousinen vorfuhren und die Insassen durchs Foyer eilten, Anspannung in den Gesichtern. Bussung war nicht auf den ersten Blick zu erkennen, weil er sich einen Hut in die Stirn geschoben hatte. Mondrian folgte den Männern über eine breite Treppe ins Untergeschoss, wo sich mehrere Tagungsräume befanden. Er sah gerade noch, wie sich die Tür von »Ludwig Ganghofer« schloss.
    Mit einem freundlichen Lächeln nickte er der Serviererin zu, die einen Wagen voller Flaschen durch den Flur schob. Dann bestaunte er, ganz interessierter Hotelgast, die Vasen mit Trockengestecken, die Vitrinen mit Schmuck, die Skulpturen an den Wänden. Auch in die Speisekarte des Restaurants »Le Ciel« warf er einen ausgedehnten Blick. Es dauerte eine Dreiviertelstunde, bis er am Rand seines Gesichtsfelds wahrnahm, wie ein Mann mit beginnender Glatze aus dem Tagungsraum kam und sich auf den Weg zu den Toiletten machte. Mondrian brauchte das Tom-Buhrow-Lächeln nicht zu sehen, um schon von Weitem Schirra zu erkennen. Er musste vor ihm eingetroffen sein; unter den Ankömmlingen hatte er ihn nicht ausmachen können.
    Lautlos schlüpfte er hinter dem Verfassungsschützer in das gediegene WC. Sah ihn vor einem Becken an der Hose hantieren. Trat von hinten an ihn heran und presste beide Hände auf seinen Mund.
    »Ein Schrei, eine falsche Bewegung, und Sie sind erledigt, Schirra«, zischte Mondrian leise. »Machen Sie sich nur nicht in die Hose, ich bring Sie nicht um. Aber ich kann Sie fertigmachen, wenn ich schreibe, dass Sie bei dieser Sache dabei sind.«
    Er spürte, wie Schirra den Kopf senkte, um sein Einverständnis zu signalisieren.
    Langsam lockerte Mondrian seinen Griff. »Sie haben nur eine Chance, und ich habe nicht viel Zeit. Geben Sie mir Ihr Handy.«
    Nervös fingerte Schirra sein Telefon aus der Sakkotasche. Mondrian tippte seine eigene Nummer ein.
    »Sie werden jetzt Folgendes tun: Sie gehen ganz normal zurück zu Ihrer feinen Gesellschaft und platzieren das Ding so, dass es die Gespräche im Raum mitbekommt, die Ruftaste eingeschaltet.«
    Schirra japste nach Luft. »Und wenn …«
    »Kein Wenn. Und denken Sie nicht mal eine Sekunde darüber nach, Alarm zu schlagen. Ich bin in einer halben Minute weg. Wenn ich nicht in fünf Minuten Ihr Handy höre, rufe ich die Redaktion an. Dann ist es aus mit Ihrer Karriere, mit Ihrem schönen Beamtenleben. Hab ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Schirras Dauergrinsen war einer verkniffenen Miene gewichen, als er nickte und das Handy wieder in die Tasche steckte. Mondrian verfolgte, wie er zum Tagungszimmer zurückschlich und leise im »Ganghofer« verschwand. Sofort danach hastete Mondrian zum Ausgang des Hotels und rannte zu seinem Wagen. Startete. Raste talwärts, sein Telefon auf Empfang.
    Knistern und Rauschen.
    Ein Geräusch, als würde das sendende Gerät irgendwohin gelegt und weitergeschoben, vielleicht über eine Tischplatte.
    Dann Stimmen, brüchig, manchmal verzerrt, aber immer wieder gut zu verstehen.
    »… neue Entwicklung eingetreten, auf die wir reagieren müssen. Es war von Anfang an klar, dass es Risiken

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