Gruene Armee Fraktion
erklären!«
Bussungs Stimme war immer schärfer und lauter geworden, bis er sich nun zum Schluss verbeugte. »Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren.«
Die Zuhörer erhoben sich und klatschten minutenlang.
Mondrian hätte fast nicht bemerkt, dass sein Handy vibrierte.
Eine SMS von Daffners neuer Nummer?
»Unten. Sofort.«
Mondrian drängte sich aus dem Saal und eilte an Werbeständen von Waffen- und Elektronikfirmen vorbei ins Tiefgeschoss. Er entdeckte Daffner, der aber wartete nicht, um ihn zu begrüßen, sondern verschwand nach dem ersten Blickkontakt in einem menschenleeren Gang. Mondrian folgte ihm in einen kahlen Raum, in dem nur Kabelstränge und metallene Lüftungsschächte an der Decke hingen. Das ferne Stimmengewirr von oben verstummte, als sie die Tür hinter sich schlossen.
»Bist du offiziell hier?«, fragte Mondrian.
»Ja. Besser, keiner sieht uns. Was hältst du davon?« Daffner reichte Mondrian eine Kopie des neuen Drohbriefs.
»Klingt wie bestellt«, antwortete Mondrian. »Jedenfalls wenn man dem Terror den totalen Krieg erklären will.«
»Erzähl schon«, drängte Daffner, »was hast du bei deiner Zigeunerin erfahren?«
Mondrian berichtete, was Ricarda über Speedys Angst vor dem Entzug gesagt hatte. Dass sie Brandtner noch am Abend vor seinem Tod getroffen habe. Dass sie am nächsten Morgen nach Thailand aufgebrochen und bei dem Gorleben-Anschlag gar nicht mehr in Deutschland gewesen sei.
»Und was hat sie zu dem Dreck hinter der Tür und den Schuhen gesagt?«
»Sie hat sich darüber gewundert. Konnte sich aber keinen Reim darauf machen. Eine mögliche Erklärung habe ich gefunden, als ich zurück in Hamburg war, bei Youssef.«
»Dem Marokkaner, der abgeschoben werden soll?«
»Ja. Er hat mir gebeichtet, dass er die Kommune bespitzelt hat, und ich bin mir sicher, dass er mir nicht alles gesagt hat. Er ist von einem Mann beauftragt worden, der sich Hans Müller nannte. Schon mal gehört?
»Nein, aber das heißt natürlich nichts.« Daffner pfiff durch die Zähne. »Verflucht noch mal, das Ganze stinkt danach, dass der Verfassungsschutz seine Hände tief da drin hat.«
»Aber warum bloß?«
»Keine Ahnung. Aber das würde natürlich auch erklären, warum die Geheimdienstleute im Ministerium so gemauert haben und partout nichts über ihre Quellen sagen wollten. Ich fürchte, da ist ein größeres Ding im Gange, als wir anfangs geahnt haben. Aber es könnte sein, dass das Spiel sich zu drehen anfängt.«
»Was soll das heißen?«
Daffners Kiefer mahlten auf einem Kaugummi herum, um den Nikotinhunger zu betäuben. »Vielleicht haben einige Leute zu hoch gepokert, und wir haben die besseren Karten in der Hinterhand.«
»Wer ist das, wir?« Mondrian zog die Augenbrauen hoch.
»Ein paar Leute im BKA. Es hat eine Art Machtkampf hinter den Kulissen stattgefunden. Der Abteilungsleiter, der die Festnahmen und Speedys Vernehmung verantwortet hat, ist kaltgestellt. Ein anderer hat die Leitung der Ermittlungen übernommen. Und gleich ein paar Fragen gestellt, die sich aufdrängen. Zum Beispiel: Wer waren die beiden Herren, die außer unseren Beamten bei dem sogenannten Geständnis dabei waren? Woher kamen sie, von welcher Dienststelle?«
»Und was habt ihr herausgefunden?«
»Noch nichts Definitives, weil da in Berlin gemauert wird.«
»Falls der Geheimdienst wirklich beteiligt ist«, sagte Mondrian, »könnte er in so einem heißen Fall überhaupt ohne Rückendeckung von höherer Seite operieren?«
»Schwer vorstellbar. Deswegen sind drei Leute von uns gestern Abend auf dem kleinen Dienstweg mal ins Ministerium reinspaziert. Computerspezialisten. Sie haben behauptet, sie wollten den Weg der Bekenner-Mail checken, die nach dem ICE-Anschlag dort einging. Sie müssten an den Server ran, damit sie vielleicht eine elektronische Spur zu den Tätern verfolgen könnten.«
»Das ist doch technisch aussichtslos«, wandte Mondrian ein.
»Schon klar, aber das wusste keiner der Beamten, die noch da waren. Und als unsere IT-Tüftler erst mal im Rechenzentrum waren, haben sie sich gewundert.«
Vor der Tür waren Schritte zu hören. Daffner wartete, bis sie sich entfernt hatten.
»Sie haben festgestellt, dass die Bekenner-Mail zum ICE-Anschlag schon um vierzehn Uhr fünfzehn einging.«
»So früh? Das Attentat war doch erst ein paar Minuten vorher?«
»Eben. Normalerweise warten Terroristen mit ihren Bekenntnissen zu Anschlägen, bis sich der Rauch verzieht.«
»Natürlich könnten Helfer
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